Unter der Devise größer könnte der Unterschied kaum sein, schrieb Deutschlands Massenblatt „Bild“ zum Engagement von Ralf Rangnick als Österreichs Teamchef: Von Ronaldo zu Ranftl! Meinte damit, der 63 jährige Schwabe werde in eine ganz andere Fußballwelt kommen. Vom fünffachen Weltfußballer bei Manchester United, Superstar Cristiano Ronaldo, zu Reinhold Ranftl, Ersatzmann bei Zweitligist Schalke. Was so nicht ganz stimmt: Ranftl war im letzten Jahr kein Thema beim Team, bestritt das letzte seiner sechs Länderspiele im November 2020. „Bild“ fragte: Warum tut sich Rangnick das an? Weil es ihn reizen soll, aus einer mittelmäßigen Mannschaft eine starke Truppe zu formen. Überdies wollte Rangnick immer schon Teamchef werden. 2016 reizte ihn diese Aufgabe in England und Belgien. Dafür hätte er sogar den Job als Sportdirektor aufgegeben. Doch in England kam für kurze Zeit Sam Allardyce, danach Gareth Southgate zum Zug, bei Belgien bis heute der Spanier Robert Martinez.
Nicht nur in England gab es Kritik an der künftigen Doppelfunktion von Rangnick als Teamchef von Österreich und Berater von Manchester United. Gary Neville, die United-Ikone, nannte dies sogar chaotisch. In Deutschland meldete sich Lothar Matthäus. Der es prinzipiell nicht gut fand, zwei Arbeiten zu machen und meinte, er hätte das an Stelle von Österreichs Verband nicht getan, da es auch andere Möglichkeiten gab, vor allem nationale Kandidaten. Da es prinzipiell nichts gibt, was der deutsche Rekordspieler nicht kritisiert, werden Rangnick die Matthäus-Einwände nicht sehr nachdenklich stimmen. In Mönchengladbach „gestand“ Adi Hütter Teamchef-Verhandlungen, wovon er aber den Vereins informierte. ÖFB-Sportchef Peter Schöttel kam zu Hütter, der auch wegen des bis 2024 laufenden Vertrags mit Borussia Mönchengladbach absagte. Über Rangnick wurde kein Wort gesprochen. Dabei weiß ja Hütter aus seiner Saison bei Red Bull Salzburg (2015/16) einiges über die Denkweise und Art von Rangnick.
Wer Samstag Nachmittag via „Sky“ den 1:0-Sieg des FC Liverpool bei Newcastle verfolgte, der lernte dabei auch einen Verhandler von Rangnick mit dem ÖFB über den Teamchefvertrag kennen. Raphael Honigstein, den ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold Freitag als Gesprächspartner aus dem Team Rangnick nannte, meldete sich zur Pause live aus dem St. James-Park, schilderte seine Eindrücke. Honigstein wurde Anfang Februar von Rangnck als Medienberater engagiert. Das wird nicht die letzte Überraschung in Zusammenhang mit Österreichs neuem Teamchef gewesen sein. Der geht Montag Abend in sein 22. Spiel als Interimstrainer von Manchester United. Hofft gegen Brentford in Old Trafford auf den zehnten Sieg seiner Ära.
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