Mit dem zweiten 0:2 gegen West Ham verspielte Rapid im leeren Allianz-Stadion seine letzte Chance, in der Europa League zu überwintern, hat nach dem 1:1 zwischen Dinamo Zagreb und Genk nur noch eine Chance auf die Conference League, wenn es gelingt, am 9. Dezember mit dem Auswärtssieg über Genk Platz drei zu erobern. Aber es ist zu bezweifeln, ob Rapid noch selbst an diese Möglichkeit glaubt. Die Behauptung ist berechtigt, weil Rapid bereits Donnerstag wie die Engländer schon an Sonntag dachte. Was für West Hams Trainer David Moyes der Premier League-Schlager bei Manchester City bedeutet, ist für Rapids Steffen Hofmann offenbar das Match in Ried. Moyes stellte mit Innenverteidiger Craig Dawson, Mittelfeldspieler Tomas Soucek und Stürmer Jarrol Bowen nur drei Spieler auf, die letzten Samstag gegen Wolverhampton 0:1 verloren, stellte achtmal um. Hofmann, der Mittwoch versichert hatte, er werde die Mannschaft beginnen lassen, die für ihn die größten Chancen habe, West Ham zu besiegen, beließ es bei drei Änderungen. Aber die kamen total unerwartet: Linksverteidiger Max Ullmann saß ebenso auf der Bank wie Ercan Kara und Marco Grül, die torgefährlichsten Rapidler. Zum Zug kamen der 20 jährgie Martin Moormann als Linksverteidiger, der Japaner Koya Kitagawa und Kelvin Arase. Von ihm kam in der ersten Hälfte der einzige halbwegs gefährliche Schuss auf das Tor von West Ham.
Vielleicht hätte Rapid vor vollen Rängen anders agiert, vor allem aggressiver. So dominierte von Beginn an West Ham nach Belieben, die Rapidler kamen kaum in die Zweikämpfe. Taxiarchis Fountas, der als Solospitze begann, vergab nach Moormans Flanke die erste Möglichkeit, nach Arases Warnschuss schien Rapid besser dagegen halten zu können, ließ den Ball besser kreisen. Aber in der 40. Minute kam das Unheil durch zwei der acht sogenannten West Ham-Reservisten: Der kroatische Teamspieler Nikola Vlasic konnte unbehelligt von Filip Stojkovic flanken. Tormann Paul Gartler stand nicht richtig, Moormann konnte Andriy Jarmolenko nicht am Kopfball hindern. Damit war das Match praktisch schon verloren. Erst recht, als in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Kapitän Max Hofmann knapp innerhalb des Strafraums völlig unnötig die Nummer sieben, den 32 jährigen Yarmolenko foulte. Weil der Teamspieler der Ukraine vom Tor weglief. Kapitän Mark Noble verwandelte den Elfmeter sicher.
In der zweiten Hälfte verwaltete West Ham den Vorsprung, mit dem Sieg sind die „Hammers“ schon im Achtelfinale. Rapid bäumte sich nicht richtig auf, obwohl Hofmann nach 59 Minuten Kara und Grüll einwechselte. Noch bevor Moyes seinen Stars Declan Rice und Pablo Fornais etwas Bewegungstherapie verordnete. Fountas kam noch zu einer Chance, aber in Wahrheit verhinderte Gartler eine höhere Abfuhr an einem trostlosen Abend. Die grün-weiße Ratlosigkeit bewies ein Aufschrei von Emanuel Aiwu, als er aus der Abwehr herausspielen wollte, aber keine Anspielstation fand. Im leeren Stadion hörte man das bis auf die Tribüne: „Ihr steht´s irgendwo, schreit´s nur herum!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Im September beim 0:2 in London kassierte Rapid den zweiten Treffer erst in der 90. Minute: „West Ham war uns ins allen Belangen überlegen“, wollte Steffen Hofmann nichts schön reden, „wir werden die Dinge ansprechen, die wir schon seit geraumer Zeit besser machen müssen.“
Foto: West Ham United.