Fußball

Rapid lud Salzburg zum lucky punch ein

Wenn man in der 94. Minute das Tor zur Niederlage kassiert,kann man von einem Nackenschlag und Pech reden. Wie es Rapid nach seiner ersten Auswärtsniederlage dieser Saison dem 2:3 (1:2) bei Meister Red Bull Salzburg vor 17.200 Zuschauern auch tat. Salzburg redete vom lucky punch. Zu dem Grün-Weiß aber die Sieger einlud. Es war nicht nur Pech, die hinter der vierten Niederlage im fünften direkten Duell gegen Salzburg in diesem Jahr führte, zur dritten in dieser Saison. So ehrlich müsste Rapid eigentlich zu sich selbst sein. Bemerkenswert an dem Schlagerspiel: Von fünf Toren fielen vier aus oder nach Standardsituationen.

Es begann schon bei der Aufstellung. Salzburgs Jesse Marsch verzichtete nach dem Napoli-Spiel auf Andre Ramalho, versuchte es mit drei Innenverteidigern, von denen mit Jerome Onguene und Marin Pongracic zwei am Mittwoch in der Champions League nicht zum Einsatz gekommen waren. Draußen blieben außer Ramaho auch Dauerläufer Enock Mwepu und Patson Daka, neu rein kam Dominik Szoboszlai. Rapid bot mit Taxiarchis Fountas und Christoph Knasmüllner aber nur zwei Offensivspieler auf. Nicht böse sein, aber die Variante mit drei Innenverteidigern (Max Hofmann, Christopher Dibon, Matteo Barac) und davor drei zentralen Mittelfeldspielern (Stefan Schwab, Dejan Ljubicic und Youngster Dalibor Velimirovic) sprach nicht für Mut. Nicht für agieren, sondern nur für reagieren. Und so musste Rapid froh sein, zur Pause nur 1:2 zurück zu liegen. Ehe das erste Salzburg-Tor fiel, gab es schon drei Möglichkeiten, ehe Tormann Richard Strebinger den mit 36 Stundenkilometern in den Strafraum gestürmten Erling Haaland nur durch ein Foul stoppen konnte. Daher Elfmeter, den der gefoulte Norwegen nicht schoss. Es gab Diskussionen zwischen Szoboszlai und dem Südkoreaner Hee Chan Hwang, wer dran kommt. Der Ungar schoss, Strebinger kam an den halbhoch geschossenen Ball zwar ran, konnte ihn aber nicht halten. Anders war es beim zweiten Elfer für Salzburg, als Barac im Strafraum sinnlos Haaland abräumte, Diesmal trat Hee Chan Hwang an. Aber schoss so schwach, dass Strebinger hielt. Die 2:0-Führung konnte er nicht verhindern, als er von Haalands scharfen Schuss zwischen den Beinen erwischt wurde. Völlig unerwartet kam Rapid mit dem einzigen guten Angriff, der in den Strafraum kam, zum Anschlusstor: Freistoß Hofmann, Kopfball Schwab, Kopfball Knasmüllner, der bis dahin kaum aufgefallen war. Bei den zaghaften Angriffsversuchen waren bis zum Tor fast nie mehr als zwei Rapidler dabei, die gegen eine Überzahl von Salzburgern  auf verlorenem Posten standen.

In der zweiten Hälfte vergaben Hee Chan Hwang und Haaland die Chancen zum 3:1, he de Meister das Match entglitt. Vielleicht aus Müdigkeit nach dem Mittwoch. Haaland ging nach 75 Minuten raus, für ihn kam Patson Daka. Positiver wirkte sich bei Rapid ein Wechsel nach 58 Minuten aus: Mit Kelvin Arase für Knasmüllner kam Schnelligkeit ins Spiel, die vorher fehlte. Aliou Badji ersetzte Fountas, bereitete per Kopf die Ausgleichschance für Schwab vor, die Wöber noch verhinderte. In der 87.Minute fiel doch das 2:2. Nach Schwabs Freistoß, den Arase gegen Pongracic herausholte. durch Barac per Kopf, der das Luftduell gegen Onguene gewann. Aber dann lud der kroatische Torschütze in der letzten Minute der Nachspielzeit  Salzburg zum Sieg ein: Er ließ sich am Strafraum von Daka austricksen, der den Ball für den heranstürmenden Koita auflegte. Denn konnte Ljubicic nur durch ein Foul stoppen, über dessen Notwendigkeit man streiten konnte. Die zweite Einladung für Salzburgs lucky punch sprach dann Strebinger  aus weil der Keeper bei dem Freistoss aus 17 Metern schlecht platziert war. Zu sehr in der Mitte, weil er mit einem Heber über die Mauer rechnete. Doch Routinier Zlatko Junuzovic (Bild oben) schoss ins Tormanneck, traf genau zum 3:2, sorgte für großen Jubel, viele Emotionen, gab nachher zu: „Ich entschloss mich dazu erst, als ich sah, dass Strebinger ziemlich in der Mitte vom Tor stand.“ Aber er meinte auch, dass dieser lucky punch gar nicht mehr notwendig hätte sein dürfen: „Wir machten uns unnötig das Leben schwer. Wir müssen nach der ersten Hälfte höher führen, spielen nach der Pause zu naiv, ließen Rapid daher am Leben.“

Die Statistik mit sechs Schüssen mehr auf das Tor von Rapid (8:2) sagt aber doch viel. Interessant auch, dass Salzburg mit 17 Fouls drei mehr beging als Rapid. Es war weniger Härte im Spiel als beim letzten Duell zwischen Rapid und Salzburg: „So ist es viel schöner für den Fußball“, meinte Trainer Didi Kühbauer und lag damit richtig. Aber zu behaupten, wie er es im „Sky“-Interview tat, dass man gesehen habe, dass Salzburg auch nur mit Wasser kochte, war doch etwas gewagt: „Wir waren sehr nah dran, aber anscheinend nicht gut genug.  Man kann einiges mitnehmen, Mir wäre es aber lieber, weniger mitzunehmen und den Punkt zu machen.“

Der lucky punch verhinderte, dass Salzburgs Vorsprung auf den LASK auf einen Punkt schrumpfte. Denn die Linzer feierten drei Tage nach dem 0:0 gegen PSV Eindhoven mit dem 1:0 (1:0) in Altach den achten Auswärtssieg in Serie, den der Brasilianer Joao Klauss mit einem haltbaren Kopfball ins kurze Eck sicherte. Trainer Valerien Ismael veränderte die Mannschaft gegenüber Eindhoven an vier Positionen. Es folgte ein souveräner Auftritt. Zu vier Umstellungen entschloss sich auch Wolfsbergs Trainer Gerhard Struber nach dem 0:1 bei Basaksehir Istanbul. Aber es reichte nicht zu einem Heimsieg gegen Admira, nur zu einem 2:2 (0:1). Schuld daran war der dritte Doppelpack hintereinander von Admiras Legionär Sinan Bakis, der unter Trainer Klaus Schmidt offenbar das Toreschießen erlernte. In der Nachspielzeit nahm er mit einem Freistoß ins Kreuzeck Wolfsberg zwei Punkte weg. Es gab schon zweieinhalb Stunden vor Salzburg und Junuzovic einen lucky punch. Vor neun Jahren hatte er noch im Austria-Dress mit einem Freistoß in der Nachspielt in der Red Bull-Arena vor 20.700 Zuschauern für ein violettes 1:0 in der vorletzten Runde gesorgt, damit Salzburgs Meisterstück unter dem Holländer Huub Stevens auf die letzte Runde verschoben.

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