Fußball

Rapid-Scout Ipoua und sein Multi Kulti-Projekt

20 Jahre ist es schon her, dass sich Sammy Ipoua mit einer roten Kare gegen Austria von Rapid verabschiedete. Speziell in den Wiener Derbys ging mit dem Teamstürmer aus Kamerun, der bei der WM 1998 auch beim 1:1 gegen Österreich für Kamerun gespielt hatte., das Temperament durch. Seit Jänner ist der inzwischen 45jährige offiziell ein internationaler Scout von Rapid, ohne bis jetzt wirklich kontaktiert worden zu sein. Bis Samstag präsentiert er in Österreich den ersten Versuch seines Multi-Kulti-Projekts namens Football Horizons, das er gemeinsam mit dem in Rapid-Zeiten gewonnen Freund Andreas Fleischmann aufzieht. Der Plan dabei: Talenten, die vorwiegend in den für ihre Qualität bekannten französischen Nachwuchsakademien  gut ausgebildet wurden, aber nicht den Sprung in die Ligue 1 schafften, die Chance eröffnen, über Österreichs Liga auf sich aufmerksam zu machen. Als prominente Beispiele scheinen auf der Homepage von Football Horizons Liverpool-Star Sadio Mane, David Alaba und Marko Arnautovic auf. Bei Mane hat das seine Richtigkeit, Alaba und Arnautovic spielten allerdings nie in Österreichs höchster Spielklasse.

Die Casting-Show von Ipouas Football Horizons mit  25 Spielern zwischen 18 und 25 Jahren, die alle vertragslos sind, keine Ablöse kosten,  begann Dienstag Abend in Baden vor den Toren Wiens, wo Bürgermeister Stefan Szirucsek Ipouas Projekt unterstützt und endet Samstag Abend auf Rapids Trainingsplatz vor dem Happel-Stadion. Um Spieler für das Projekt zu finden und gewinnen, nützte Ipoua Kontakte aus seinen Spielerzeiten in Frankreich (Nizza, Toulouse) und Italien (Inter Mailand, Torino) sowie aus seiner letzten Tätigkeit in der Akademie von Paris St. Germain für Talente aus Mittel-und Südamerika in Miami Beach. Unter anderem zu Luis Fernandez (Bild oben), der zum berühmten Viereck im Mittelfeld des französischen Teams mit Michel Platini, Alain Giresse und Jean Tigana gehört hatte, das 1984 Europameister wurde, der 1996 Trainer von Paris St.Germain war, als in Brüssel das Finale im Europacup der Cupsieger gegen Rapid 1:0 gewonnen wurde. Vorspielen konnten Ipouas Talente gegen die Young Violetts, wie jetzt die Amateure der Austria heißen,  und Ried in Baden, dann gegen den LASK in Pasching, zum Abschluss gegen die zweite Mannschaft von Rapid. Am Radar sollen diese Spiele auch Günter Kreissl, der Sportchef von Sturm Graz. und Red Bull Salzburg in Person von Lieferings Teammanager Manfred Pamminger haben. Das erste Spiel gegen die Young Violetts wurde für Ipoua gleich zum Treffen mit seiner bewegten Wiener Vergangenheit, mit deren Trainer Andi Ogris. Zwischen ihm und Ipoua hatte es  am 4. Mai 1997 im Happel-Stadion eine Minute vor Schluss ordentlich gekracht. Das war der Höhepukt eines torlosen Derbys, endete mit zwei roten Karten. Die Szenen von  damals sind noch immer gefragt, wenn man zeigen will, welche Emotionen in den Spielen zwischen Rapid und Austria frei werden können.

Die Ipoua-Talente bekamen einen eigenen Coach. Eric Caballero heißt er, arbeitet sonst in Guinea als Assistent des Teamchefs und als U20-Coach. Montag Abend landeten noch vier Talente aus Haiti in Wien, darunter sogar Nationalspieler. Ein Georgier, der versichert, mit Rapids Giorgi Kvilitaia in der U19 seines Landes gespielt zu haben, versucht via Football Horizons einen neuen Klub zu finden. Zuletzt war er in Dänemark bei Helsingor ein Jahr lang verletzt. Ein Mexikaner mit englischem Pass, der auch eine Einladung zum Probetraining bei Celtic Glasgow bekam, soll sehr interessant sein: „Ich suchte vor allem Spieler aus, die schnell und körperlich stark sind. Das ist ja bei den  Klubs, nicht nur in Österreich, vor allem gefragt.“ Wie viele seiner Spieler es schaffen können, wagte Ipoua nicht zu prophezeien. Und bemühte als Grund für seine Vorsicht die größte Überraschung der Weltmeisterschaft in Russland: „Im Fußball kann man nichts wirklich prophezeien. Wer hätte vor zwei Wochen schon gedacht, dass Deutschland gegen Südkorea verlieren kann?“

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