Vor fünf Jahren hätte Rapid ihn noch um 100.000 Euro von Vojvodina Novisad bekommen können. Im nächsten Sommer müssen Manchester United, Real Madrid oder Paris St. Germain wohl 100 Millionen Euro auf den Tisch legen, wenn sie von Lazio Rom den 23jährigen serbischen Mittelfeldspieler Sergej Milinkovic-Savic holen wollen. Der 1,91 Meter-Riese gilt derzeit als einer der umworbensten Spieler Europas, wenn nicht sogar als der umworbenste. Mit ihm hätte Rapid viele, viele Millionen verdienen können. Aber im Sommer 2013, noch in der Präsidentenära von Rudi Edlinger wollte man nicht riskieren, für einen damals 18jährigen so viel zu bezahlen, ihm einen Vertrag mit 2500 Euro Fixum pro Monat zu geben. Weil damals Rapid noch im altehrwürdigen „St.Hanappi“ nicht einmal annähernd solche finanzielle Möglichkeiten hatte wie drei Jahre später seit der Eröffnung des Allianz-Stadions.
Der Blick zurück: Im Sommer 2012 schaltete Rapid unter Peter Schöttel in der Qualifikation zur Europa League Vojvodina mit Müh´und Not aus. 1:2 in Novisad, in Hütteldorf 2:0, wobei es bis zur 90. Minute 0:0 stand. Deni Alar, jetzt bei Sturm Graz, war mit späten Toren in Serbien und daheim der Vater des Aufstiegs. Ein halbes Jahr später im Winter spielten Rapids Amateure und die zweite Mannschaft von Vojvodina im Wintertrainingslager Antalya gegeneinander. Dem Trainer der Amateure namens Zoran Barisic fiel ein kraftvoller Mittelfeldspieler bei Vojvodina auf. Daher erkundigte er sich nach ihm. Und dabei erfuhr „Zoki“, dass der Diamant die erste Schritte im Nachwuchs in Graz beim GAK gemacht hatte. Weil sein Vater zum Kader der GAK-Meistermannschaft von 2004 unter Walter Schachner gehört hatte. Nikola Milinkovic spielte damals mit Mario Tokic, Toni Ehmann, Rene Aufhauser, Emanuel Pogatetz, Joachim Standfest, Martin Amerhauser, Mario Bazina oder Roland Kollmann. Danach wechselt er in die Nähe Wiens zu Schwadorf. Nach der Rückkehr aus der Türkei knüpfte Barisic Kontakte zum Vater von Milinkovic, machte ihm bei drei Treffen im Wiener Stadioncenter den Wechsel seines Sohnes von Novisad nach Wien zu Rapid schmackhaft. Schließlich stimmte der zu. Aber Barisic, seit April Nachfolger Schöttels als Cheftrainer, scheiterte mit seinem Anliegen in Hütteldorf. Das Risiko war Rapids Führungsetage zu groß.
Ein Jahr später im Sommer zahlte der belgische Erstligist Genk an Vojvodina eine Million Euro für Milinkovic-Savic. Also das zehnfache von dem, was Rapid hätte investieren müssen. Wieder nur ein Jahr später wurde er mit Serbien U20-Europameister. Worauf Lazios Sportdirektor Egli Tare aus Albanien ihn mit 18 Millionen Euro plus Weiterverkaufsbeteiligung aus dem Vertrag mit Genk. Wird, wie es aussieht, drei Jahre später ganz große Kasse machen. Darauf ist Lazio-Präsident Claudio Lotito eingestellt. Der Vertrag des „Sergente“, also Sergeant, gerufenen Milinkovic-Savic läuft bis 2022. Daher kostet er fast das Doppelte seines derzeitigen Marktwerts, der lauf „transfermarkt“ bei 55 Millionen Euro liegt, Sein Berater, der ehemalige serbische Teamstürmer Mateja Kezman, der die große Fußballwelt bei PSV Eindhoven, Chelsea, Atletico Madrid, Fenerbahce Istanbul und Paris Saint Germain kennengelernt hatte, preist Milinkovic-Savic bereits mit dem Qualitätssiegel „besser als Paul Pogba“ an. Für den Franzosen hatte Manchester United 100 Millionen bezahlt. Warum Milinkovic-Savic von ganz Europa gejagt wird? Er ist Laufwunder, Kraftpaket und Ideengeber in einer Person, gewinnt viele Bälle, bereitet Tore vor. Die Bilanz dieser Saison: 25 Spiele, neun Tore und drei Assists.
Der Bruder des Lazio-Stars ist zweiter Tormann bei Torino. Zuvor war er zur Probe bei Manchester United, verdrängte danach bei Lech Danzig in Polen den ehemaligen Rapid-Keeper Marko Maric aus der Mannschaft. Der steht derzeit in Norwegen bei Lilleström zwischen den Pfosten. Zurück zu Sergej Milinkovic-Savic. Rapid hätte für ihn auch eine zweistellige Millionensumme kassiert, in ein paar Monaten am Lazio-Rekordverkauf partizipiert. Die Moral von der Gschicht für Grün-Weiß: Hin und wieder sollte´man vielleicht auch riskieren, in 18jährige zu investieren. Vor allem, wenn der Trainer davon überzeugt ist. Auch drei Jahre nach dem Nein zu Milinkovic-Savic fuhr Rapid schlecht damit, nicht auf Barisic zu hören, sondern auf den damaligen Sportchef Andreas Müller. Die negativen Folgen spürt man noch heute