Fußball

Salzburg gegen LASK ist wie Barcelona – Real Madrid oder Leipzig – Mönchengladbach

Spätestens seit Donnerstag Abend nach dem letzten Match des Boxing Day  kann keiner mehr ernsthaft behaupten, dass Englands Premier League die spannendste und ausgeglichenste in Europa ist, Weil Tabellenführer Liverpool auswärts im Spitzenduell den Zweiten Leicester mit 4:0 (1:0) nach der Pause zerlegte, mit einem Spiel weniger nach 19 von 38 Runden 13 Punkte Vorsprung hat. Das sieht doch nach gähnender Langweile im Titelkampf aus, wenn Noch-Meister Manchester City, der Freitag in Birmingham gegen Wolverhampton ab der 12. Minuten und Rot für Tormann Ederson dezimiert spielte, dennoch 2:0 in Führung ging, aber in der 89.Minute 2:3 verlor, als Dritter 14 Punkte zurück liegt, der Vierte Chelsea bereits 20 Punkte Rückstand hat, der  Fünfte Tottenham 23, der Siebente Manchester United 24.  Noch nie seit 1993, seit Manchester United in der Ära von Sir Alex Ferguson, hatte eine Mannschaft nach dem Boxing Day einen so großen Vorsprung wie der nunmehr in 35 Ligaspielen ungeschlagene FC Liverpool. Schon jetzt kramen die Medien auf der Insel Statistiken über die größten Selbstfaller in der Geschichte der Premier League heraus. Es sieht alles nach Liverpools erstem Meistertitel seit 1990 aus, auch wenn Trainerguru Jürgen Klopp davon nichts hören will, den Vorsprung als uninteressant bezeichnete: „Es war ein sehr wichtiger Tag für uns“. Mehr wollte der 52 jährige nicht in den Triumph hineininterpretieren.

Wer die „Sky“-Liveübertragung aus dem King Power Stadium sah und damit die totale Unterlegenheit der chancenlosen „Foxes“ gegen die „Reds“, der zog noch mehr den Hut als bisher vor den Leistungen von Red Bull Salzburg in der Champions League. Österreichs Meister forderte Titelverteidiger Liverpool sowohl an der Anfield Road als auch daheim viel, viel mehr ab als der erste Verfolger in der Premiere League. Salzburg agierte um Klassen mutiger als Leicester, konnte einmal sogar ein 0:3 aufholen. Bei Leicester gab es nicht einmal den Ansatz dazu. Man ist fast geneigt zu sagen: Salzburg könnte auch in der Premier League um die Plätze hinter Liverpool mitspielen. Dem könnte man entgegenhalten, dass sich Salzburg erst daran gewöhnen musste, Runde für Runde so intensive Spiele zu bestreiten. Aber das würde die Mannschaft von Jesse Marsch wahrscheinlich schaffen. Ein Indiz mehr für Salzburgs Stärke bedeutet auch, das Klopp Takumi Minamino als ersten Spieler direkt aus Salzburg in seine Erfolgstruppe holte, ihn in den höchsten Tönen lobte. Der Japaner war in einer funktionierenden Salzburger Mannschaft nicht der alles überragende Mann.

Um beim Thema Salzburg zu bleiben: Österreichs Bundesliga hat der Premier League einiges an Spannung im Titelkampf voraus.  Da hat der Tabellenführer nur zwei Punkte Vorsprung auf den Zweiten LASK, das verspricht schon das direkte Duell zum Start der letzten vier Runden des Grunddurchgangs am 14.Februar einiges. Beim letzten zwischen Meister und Vizemeister, zwischen Patson Daka und LASK-Kapitän Gernot Trauner (Bild oben) gelang Daka am 22. September in Pasching erst in letzter Sekunde der Ausgleich zum 2:2.  Offiziell reden die Linzer nicht von Titelhoffnungen. Trainer Valerien Ismael meinte aber: „Das Thema stellt sich erst, wenn wir einmal Salzburg schlagen.“ Könnte schon in sieben Wochen passieren. Und im März kommt noch die Punkteteilung. Nur zwei Punkte zwischen Salzburg und LASK, das ist wie in Spaniens La  Liga derzeit zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid,, in der deutschen Bundesliga zwischen Winterkönig RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach, in der Schweiz zwischen Young Boys Bern und dem FC Basel. Nur in Italiens Serie A gibt es nach 16 Runden eine noch ausgeglichenere Situation an der Spitze, da sind Inter Mailand und Titelverteidiger Juventus punktegleich. Das heißt: Österreich hat nicht nur eine der torreichsten, sondern auch der spannendsten Ligen in Europa. Auch wenn der Dritte Rapid schon zwölf Punkte zurück liegt, der Dritte Bayern in Deutschland nur vier. Nur honorieren das die Fans in Österreich noch nicht. Beim Zuschauerschnitt trennen Österreich Welten von Europas Topligen. Das ist bei einem kleinen Land durchaus schon wegen der viel kleineren Stadien nachvollziehbar, kann Österreich nie an die durchschnittlichen 40 940 Besucher pro Match in der deutschen Bundesliga herankommen.  Aber dennoch müssten eigentlich der Schnitt ansteigen statt wie im Herbst auf dem gleichen Niveau zu bleiben oder zu stagnieren. 6311 Zuschauer im Schnitt halten keinem Vergleich mit den 11 273 in der Schweiz aus, bedeuten ein Minus von 4912.

Foto: Red Bull Salzburg.

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