Mittwoch, drei Minuten vor 13 Uhr, machte Meister Sturm Graz den Wechsel von Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker zu Hoffenheim offiziell. Schicker wechselt vom Tabellenführer zu einem Klub, der in der deutschen Bundesliga auf einem Relegationsplatz steht. Aber er sucht die Herausforderung in einer Topliga, unterschrieb einen langfristigen Vertrag. Aber wie geht es mit Sturm weiter? Es gilt als offenes Geheimnis, dass Schicker seine rechte Hand, den 30 jährigen ehemaligen Torhüter Paul Pajduch zu Hoffenheim mitnehmen will. Pajduch begann bei Sturm vor sechs Jahren mit 24 als Analyst, war seit zwei Jahren Chefscout, seit Sommer technischer Direktor. Über den Zeitpunkt des Pajduch-Wechsels wird Schicker noch mit Sturm-Präsident Christian Jauk verhandeln. Jauk möchte, dass Pajduch für eine Übergangsphase, in der sich Schickers Nachfolger einarbeitet, zur Verfügung steht, ihm alle Abläufe erklärt.
„Es war wichtig, eine Lösung zu finden, mit der wir uns alle in die Augen schauen können“, meinte Jauk. Sturm erhält für die Freigabe eine siebenstellige Ablöse, sozusagen als Schmerzensgeld. Schicker hat Jauk und Wirtschafts-Geschäftsführer Thomas Tebbich „spannende Kandidaten“ für seine Nachfolge vorgeschlagen. Falls es Jauk wünscht, würde er auch beratend zur Seite stehen. Derzeit evaluiert Sturm einige Kandidaten, Mitte November soll Schickers Nachfolger präsentiert werden. Eine ausländische Lösung könnte passieren, es kursiert aber auch der Name von Tino Wawra in Sturm-Kreisen. Der führte Blau-Weiß Linz in die Bundesliga, traf dann aber die unglückliche Entscheidung, zu St. Pölten zu wechseln. Dort blieb er nur einige Monate. Jetzt wäre er zu haben.
Was erwartet Schicker in Hoffenheim? Einige Fans, die ihn kritisch sehen. Sollte Schicker den beliebten Trainer Pellegrino Matarazzo bald wechseln, würde er es sich mit den Anhängern wohl komplett verscherzen. Derzeit finden noch größere Umbau-Arbeiten in der Geschäftsführung statt: Ein freigestellter Finanz-Experte kehrt zurück, der Kommunikations-Direktor wird Geschäfts-Leiter, zwei Noch-Geschäftsführer scheiden Ende des Monats aus. Die nächsten Spiele lassen aber auf einen Aufschwung hoffen: In der Bundesliga gegen Bochum, Heidenheim und St.Pauli, im Pokal gegen Zweitligist Nürnberg. Österreichs Teamspieler Florian Grillitsch und Alexander Prass haben also künftig einen Landmann an ihrer Seite, den Prass seit Jahren bestens kennt. Bei Hoffenheim gibt es Teamspieler aus Tschechien (Adam Hlozek, Pavel Kaderabek), Kroatien (Andrej Kramaric), Dänemark (Jacob Brunn Larsen) und Bosnien (Ex-Austria-Torjäger Haris Tabakovic). Oliver Baumann, Tormann und Kapitän, steht im deutschen Teamkader. Eine spannende Aufgabe, daraus ein Spitzenteam zu machen. Die Frage ist, wie viel Zeit Schicker dazu bekommt. Mäzen Dietmar Hopp, ohne den es Hoffenheim in dieser Form nicht geben würde, streute als mächtiger Gesellschafter Schicker Rosen: „Er steht für eine klare Spielphilosophie, hat durch geschickte Transfers einen exzellenten Ruf in der Branche erworben!“
Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.