Das ist der Unterschied zwischen Rapid und Salzburg: Rapid muss seine Spieler praktisch gratis verleihen, um sie an den Mann zu bringen, wie zunächst Arnor Traustason an AEK Athen oder zuletzt Matej Jelic an Kroatien-Meister NK Rijeka. Für Christoph Schösswendter gab es bisher als einzigen eine Mini-Ablöse. Meister Red Bull Salzburg scheffelt hingegen seit einem Jahr durch Verkäufe eine zweistellige Millionenzahl, die über 50 liegt. Von Naby Keita, Bernardo, Martin Hinteregger, Dayot Upamecano, Jonathan Soriano, Wanderson, Konrad Laimer bis jetzt zu Valentino Lazaro, den Hertha BSC Berlin bereits als Neuzugang feiert. Bei Salzburgs Meisterschaftsstart in Wolfsberg fehlte der 21jährige Offensivallrounder Samstag im Kader, wegen eines lädierten Knöchels. Er trainierte in Salzburg statt um drei Punkte zu kämpfen.
Laut „FussballBild“ war Lazaro bereits Freitag zum Medizincheck in der deutschen Hauptstadt, wo er einen Vierjahresvertrag bekommen wird. Der Stand der Verhandlungen zwischen den Sportchefs Michael Preetz und Christoph Freund: Preetz bot vier Millionen als Sockelbetrag plus Nachzahlungen, Freund will fünf und einige Boni. Das sieht nach Kompromiss aus. Österreichs Meister will auf Lazaro in der Qualifikation zur Champions League gegen Rijeka noch nicht verzichten, Hertha BSC-Trainer Pal Dardai hingegen fordert, dass Lazaro so schnell wie nur möglich bei ihm ins Training einsteigt. Er sieht den 21jährigen, der bereits neun Titel gewonnen hat, nicht als Rechtsverteidiger, wie zuletzt sein Salzburg-Kollege Marco Rose oder einmal auch Österreichs Teamchef Marcel Koller, sondern in einer Offensivrolle: „Ein Siegertyp, der Hertha torgefährlicher machen wird“, prophezeite der Ungar. Aber ab wann?
Salzburg hat jedenfalls noch das Gesetz des Handelns in der Hand. Ob es Sinn macht, auf Lazaro noch gegen Rijeka zu setzen, obwohl er bereits mit Hertha BSC Berlin einig ist, muss Rose entscheiden. Freund versicherte: „Beim ersten Duell gegen Rijeka ist Lazaro sicher noch ein Spieler von uns.“ Vom Resultat könnte es abhängen, um dies auch noch beim zweiten Match in der kroatischen Hafenstadt der Fall ist. Salzburg soll übrigens schon in Kanada eine jüngere Alternative gefunden haben: Den 18jährigen Flügelspieler Jean-Yves Table von Toronto Impacts. Das würde gut zur Red Bull-Philosophie passen. An Table baggert aber auch Englands Meister Chelsea.
Auch sonst gab´s in der Bundesliga noch Transferaktivitäten rund um die erste Runde. Sturms Sportchef Günter Kreissl holte mit nachvollziehbaren Argumenten einen fünften Innenverteidiger: Den schnellen 21jährigen Brasilianer Luan Leite da Silva, der 2015 von der brasilianischen Red Bull-Akademie nach Salzburg gekommen war, fast nur bei Liefering spielte. Nachvollziehbar deshalb, weil die Alternativen Lukas Spendlhofer und Christian Schoissengeyr erst wieder im September einsatzfähig sein dürften, ihr Vertrag überdies mit Saisonende ausläuft. Der 34jährige Abwehrchef Christian Schulz, derzeit mit Rückenproblemen ausser Gefecht, will 2018 seine Karriere beenden. Luan hat noch keine Arbeitsgenehmigung, ist daher gegen St. Pölten am Sonntag kein Thema. Für die neuen St. Pöltener Offensiv-Legionäre müsste aber eigentlich das letzte Defensiv-Aufgebot der Grazer reichen: Der Finne Roope Riski zählte bei Paderborn, dem Fast-Absteiger aus der dritten deutschen Liga, nicht zur ersten Wahl, kam in zehn Spielen auf ein Tor. George Davies aus Sierra Leone gehört Fürth, erzielte im Frühjahr bei 15 Einsätzen für den FAC ein Tor. Der Deutsch-Amerikaner Devante Parker kam bei Mainz nur auf zwei Bundesligaspiele. Macht alles zusammen nicht so viel Sinn wie im Mittelfeld die Rückkehr von Linksfuss Dominik Hofbauer, der zuletzt in Polen spielte. Trainer Jochen Fallmann ist nicht zu beneiden. Eher das Gegenteil.
Auch Aufsteiger LASK griff noch einmal zu, machte das offiziell, was schon seit Wochen hinter den Kulissen gemunkelt wurde. nahm den 23jährigen brasilianischen Kreativspieler Joao Victor unter Vertrag. Der ist noch bis November wegen eines Dopingsvergehens gesperrt. Bis dahin müsste auch der Streit mit Kapfenberg vor der Liga geklärt sein. Der LASK zweifelt die Wirksamkeit des Vertrags von Joao Victor bei den Steirern an. Erinnert an die Causa Monschein zwischen Austria und Admira. Eine neue Unsitte in Rot-Weiß-Rot.