Kein Sieger bei Altach gegen Sturm Graz und Hartberg gegen Red Bull Salzburg, sondern zweimal 1:1 (0:1)! Tabellenführer Sturm Graz kann es bei fünf Punkten Vorsprung leichter verkraften, einen Sieg beim Letzten verschenkt zu haben als die kriselnden Salzburger in einem Spiel, das bei 24:2-Schüssen fast unmöglich war, nicht zu gewinnen. Es gelang trotzdem, wofür Trainer-Pep Lijnders zum Teil auch Schiedsrichter Alan Kijas verantwortlich machte. Es stimmt, dass man darüber streiten konnte, ob es richtig war, das Tor von Moussa Yeo wegen eines vorangegangenen Fouls von Petar Ratkov an Mateo Karamatic in einem Luftduell (Bild) zu annullieren, in der zweien Hälfte keinen Handselfmeter für Salzburg zu geben – aber trotzdem gab es genug Chancen, das Match zu entscheiden. Nur Nicolas Capaldo traf kurz vor der Pause, alle anderen Sitzer blieben ungenützt. Lijnders lächelte beim Sky-Interview, als er meinte: „Die Tore werden kommen. Ich bin sicher!“ Salzburg ist seit schon fünf Runden ohne Sieg.
Karim Konate und Aleksa Terzic fielen verletzt aus, nach dem schlimmen 0:5 in Leverkusen verzichtete Lijnders auch auf Samson Baidoo, Lucas Gourna-Duath, Mamady Diambou und Bobby Clark, im Abwehrzentrum begann der 17 jährige Franzose Kouakou Gaidou neben Kamil Piatkowski. Am Ende wurde Salzburg für seinen Chancenwucher bestraft und für Nachlässigkeiten, die bei Capaldos missglücktem Rückpass nicht zu Hartbergs 1:0 führten, aber nach 70 Minuten zum Ausgleich aus dem Nichts. Zunächst Ballverlust von Moussa Yeo gegen Furkan Demir, den jüngeren Bruder des Ex-Rapidlers, Tormann Alexander Schlager rettete außerhalb des Strafraums vor Marco Hoffmann retten, danach folgte aber ein perfekter Heber des Ex-Salzburgers Youbou Diarra aus 20 Metern über Schlager und alle Abwehrspieler hinweg. Daher verlor Salzburg 1:1.
Das kann man auch bei Sturm behaupten. Im dritten Spiel unter Interimstrainer Jürgen Säumel erstmals kein Sieg. Erstmals seit September begann Abwehrchef Gregory Wüthrich. Mika Biereths Führung in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erinnerte etwas an das Goldtor gegen Girona, nach der Pause ließen Tomi Horvat und Seedy Jatta Sitzer auf die2:0-Führung aus. Das rächte sich im Finish. Nach 87 Minuten brachte Altachs Trainer Fabio Ingolitsch als letzte Hoffnung seinen größten Spieler, den 1,91 Meter-Riesen Lukas Gugganig, für hohe Bälle. Eine Minute später köpfte er nach einem Eckball den Ausgleich, der haltbar schien. Altachs brasilianischer Joker Lincoln hatte sogar den Sieg am Fuß, lief alleine auf das Sturm.Tor, scheiterte aber beim Versuch, Torhüter Daniil Khudyakov, zu überspielen. „Wir waren vor der Pause zu langsam und ungenau“, gab Säumel zu.
Das bisher verrückteste Spiel der Saison sahen 8000 Zuschauer in Graz. Von Wolfsbergs 4:3 beim GAK nach 0:3 bis zur 80. Minute wird nach lange geredet werden. Der GAK führte nach elf Minuten und zwei Abwehrfehlern 2:0, nach 36 und dem dritten sogar 3:0. Neun Minuten zuvor wurde Kapitän Marco Perchtold ausgeschlossen. Zunächst zeigt ihm der 27 jährige Referee Isa Simsek für ein Foul an Thierno Ballo gelb. VAR Manfred Schüttengruber schickte ihn zum On Field-Review, danach wechselte Simsek in seinem erst dritten Bundesligaspiel von gelb auf rot. Das 3:0 hielt bis zur 80. Minute, ehe wieder Schüttengruber eingriff. Simsek sah bei einem Zweikampf zwischen GAK-Innenverteidiger Martin Kreuzriegler und Thomas Sabitzer im GAK-Strafraum eine Schwalbe von Sabitzer, die er mit gelb ahndete. Für Schüttengruber eine schwere Fehlentscheidung. Simsek sah sich die Szene nochmals an, entschied dann auf Elfmeter. Eine heftige „Wende“. Joker David Atanga verwandelte zum 3:1. Danach brachte Wolfsbergs Trainer Didi Kühbauer Angelo Gattermayer als zusätzlichen Stürmer. Er erzielte per Kopf das 3:2. Nach 89 Minuten zeigte Simsek GAK-Innenverteidiger Petar Filipovic gelb-rot, daher hatte die Grazer nur noch acht Feldspieler. In der 92. Minute fiel der Ausgleich durch ein kurioses Eigentor, das es so noch nicht gab. GAK-Verteidiger Michael Lang hätte den Ball problemlos nach vorne wegschießen können, entschied sich im letzten Moment aber für einen Rückpass. Der ging über Tormann Jakob Maierhofer hinweg ins Tor. Damit nicht genug: In der 98. Minute erzielte Wolfsberg das Siegestor. Durch Gattermayer per Kopf nach Flanke von Nicolas Wimmer. Simsek musste sich nach Schlusspfiff von der GAK-Bank einiges anhören, von der Tribüne flogen gefüllte Bierbecher in seine Richtung. Kühbauer stürmte auf den Rasen und schüttelte Gattermayer so richtig durch. Der 22 jährige war bis 2023 bei Admira, wollte dann in Deutschlands dritter Liga bei Waldhof Mannheim Karriere machen, was ein Flop wurde. Im Frühjahr spielte er auf Leihbasis bei Zweitligist Amstetten, seit Juli bei Wolfsberg.
Foto: Red Bull Salzburg/Dominik Angerer.