35 Jahre und vier Tage musste Wolfsbergs Kapitän Michael Liendl alt werden, um dieses Highlight zu erleben: Donnerstag Abend drei Tore zur 4:1-Sensation mit Wolfsberg bei Feyenoord Rotterdam, damit Topscorer der Europa League, von der UEFA ins Team der Runde nominiert, zur Wahl des Europa League-Spielers der Woche vorgeschlagen, die er auch gewann. Lobeshymnen für den Steirer, die auch seinen Freund Zlatko Junuzovic in Salzburg sehr freuen werden. Wolfsberg Trainer Ferdinand Feldhofer sieht in Liendl einen Vorzeigeprofi. Der wie einige andere Wolfsberg-Spieler in Graz wohnt. Die eine Fahrgemeinschaft zum Training ins Leben riefen. Da geht es insgesamt 160 Kilometer über die Pack und wieder zurück.
Die UEFA nominierte das Team der Runde im 4-3-3-System. Liendl steht im zentralen Mittelfeld neben Pizzi von Benfica Lissabon und Joe Willock von Arsenal. Die Stürmer sind der Holländer Elris Manu, dreifacher Torschütze für Bulgariens Serienmeister Ludogorets Rasgrad beim 3:4 gegen den LASK auf der Gugl, Ben Nabouhane von Roter Stern Belgard nach dem Doppelpack beim 5:1 gegen Liberec sowie der Norweger Mohamed Elyounoussi, der Celtic Glasgow in Frankreich bei Lille mit einem Doppelpack 2:0 in Führung brachte. Am Ende hieß es 2:2. Liendl führte mit vier Toren gemeinsam die Schützenliste mit Villarreal-Stümer Paco Alcacer an, der eine Vergangenheit bei Borussia Dortmund und FC Barcelona hat.
Liendl könnt alleine in Führung gewesen, hätte er auch den dritten Elfmeter gegen Feyenoord bei der ersten Niederlage der Holländer in diesem Jahr geschossen. Dann wär er Donnerstag der einzige gewesen, der viermal gescort hätte, nicht „nur“ der drittälteste Spieler nach Zlatan Ibrahimovic und dem Basken Aritz Aduriz von Bilbao, dem in der Europa League ein Dreierpack gelang. Aber auch das hat ja etwas für sich: „So etwas wird vielleicht nie mhr gelingen!“ Liendls Konkurrenten bei der Wahl zum Spieler der Woche, die von den Fans wengier Stimmen bekmen als er: Dreifachtorschütze Manu, Nabouhane, der Franzose von Roter Stern Belgrad sowie der Holländer Donyell Malen, der PSV Eindhovens Tore zum 2:1 bei Omonia Nikosia erzielte.
Beim dritten Elfmeter ließ Liendl dem Serben Dejan Joveljic den Vortritt. Der wollte bereits die ersten zwei Penaltys treten, doch da gab Liendl den Ball nicht her: „Ich hab ihm versprochen, beim nächsten kommt er dran. Es tut ja dem Selbstvertrauen von Stürmern gut, wenn sie treffen“. Liendl, in seiner Zeit bei Fortuna Düsseldorf und 1860 München als „Alpen-Maradona“ gefeiert, erwies sich damit als vorbildlicher und weitsichtiger Kapitän. Zudem hatte er zuvor auch schon aus dem Spiel heraus getroffen: „Damit kann ich nicht auf Elfmeter reduziert werden“. Das tut ohnehin keiner, der Wolfsbergs Spiele verfolgt.
Liendl hat vor dem Duell bei Kroatiens Meister Dinamo Zagreb die k.o.-Runde im Visier, möchte die anders als letztes Jahr im zweiten Anlauf schaffen. Aber er weiß, dass nach dem überragenden Abend in Rotterdam Sonntag zuvor die Admira in der Südstadt kommt. In der Bundesliga hat Wolfsberg noch einen Nachholbedarf an Siegen.