Fußball

Wie gut, dass es Ernst Baumeister gibt

Nach sieben Runden übenahm Sportchef Ernst Baumeister die Admira auch als Trainer von Damir Buric, der nach dem 5:0 in Mattersburg lieber zum Letzten der zweiten deutschen Liga nach Fürth wechselte, mit neun Punkten auf Platz acht. Letzten Samstag verabschiedeten sich die Südstädter nach dem 3:1 gegen Altach  auf dem sensationellen vierten Platz, der am Ende die Qualifikation für den Europacup bedeuten würde,  mit 31 Punkten. Das heißt in der Trainerära des 60jährigen Baumeister schaffte die Admira in 13 Partien 22 Punkte. Macht einen Schnitt von 1,61 pro Partie. Nicht nur aus Sicht der Admira drängt sich der Satz auf: Wie gut, dass es Ernst Baumeister gibt, er erfolgreich arbeitet.

Sieben Jahre war er weg von der Südstadt, bei Union Mauer in der Wiener Unterliga und Draßburg im Burgenland, ehe er 2015 zurückkehrte. Zuerst Trainer mit Oliver Lederer, dann Sportchef, jetzt beide Funktionen in einer Person. Völlig unaufgeregt und erfolgreich. In einer Zeit,in der die Österreicher im eigenen Land nicht besonders viel gelten. In einer Zeit, in der nur noch die sogenannten jungen Konzepttrainer als modern gelten. Da zeigt Baumeister, einer aus der Spielergeneration rund um die WM 1978, der acht Meistertitel mit der Wiener Austria schaffte („wenn wir damals zwei Spiele hintereinander nucht gewannen, war Boss Joschi Walter schon in der Kabine. Derzeit sind die Ansprüche offenbar geringer“), dass man nicht den Fußball mit Laptop etc. neu erfinden muss, um die Spieler zu erreichen. Dass auch Erfahrung sehr wichtig ein kann, man mit einfachen Worten die Spieler erreicht. Nicht von Pressing, Gegenpressing, Pass in die Schnittstelle. falsche, kippende sechs und so weiter schwadronieren muss. Bei Baumeister heißt das früher attackieren, Lochpass und defensiver Mittelfeldspieler. Bei allem, was er in seiner unkomplizierten, direkten Art sagt, egal ob Sieg oder Niederlage, wirkt er authentisch. Bei ihm wissen die Spieler, mit denen er viel redet, woran sie sind. Und er bleibt bei seiner Meinung, auch wenn die nicht so ist, wie man es eigentlich erwartet. Etwa zum möglichen Abgang von Maximilian Sax im Winter. Da versteht er das Tamtam um die Angelegenheit nicht, zumal der 25jährige keinen  herausragenden Herbst hatte. Ein Tor und zwei Assists, das ist für Baumeister zurecht nicht gerade atemberaubend.

Er zeigt, dass es auch nach alter Denkensweise dank viel  Erfahrung funktioniert. Dafür gibt es auch ältere und prominentere Beispiele, in erster Linie derzeit Jupp Heyckes in München bei den Bayern. Baumeisters Ära in der Doppelfunktion, vorerst bis zur Winterpause, wird als Trainer wohl weitergehen. Auch wenn das noch nicht offiziell ist, gilt das nur als Formsache. Alles andere wäre unverständlich, auch Wahnsinn, fast eine Art Admir-Harakiri mit Anlauf. Und wenn Sax wirklich gehen sollte, vielleicht auch im Sommer mit Christoph Knasmüllner der Führende der Torschützenliste, dann wird der Baumeister des Admira-Erfolgs, keine großen Förderungen stellen, sondern auf den eigenen, in der sehr guten Akademie ausgebildeten Nachwuchs setzen. Das zeigte er bereits im Herbst mit Marcus Maier, 22, Sasa Kalajdzic, 20 und Patrick Schmidt, 19. Beim letzten Sieg gegen Altach kam  noch  aus Martin Hidens Amateuren Mittelfeldspieler Wilhelm Vorsager, 20, der sein starkes Bundesligadebüt gleich mit dem Führungstor krönte, sowie kurz Pascal Petlach,18, dazu. Die Geheimwaffe der Admira, um auch im Frühjahr erfolgreich zu sein, stammt aber aus der weltberühmten Barcelona-Akademie „La Masia“: Die Spielgenehmigung für den 22jährigen Defensivspieler Macky Bagnack aus Kamerun ist da. Bei Baumeister sind Legionäre nur erste Wahl, wenn sie wirklich besser als die Österreicher sind. Das ist nicht bei allen Trainern so.

 

 

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

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