Im eigenen Land zählten die österreichischen Trainer wenig bis nichts, im Ausland sorgen sie alle für Erfolge. Von Bern über Dortmund, Leipzig bis nach Athen: Adi Hütter ist erstmals Schweizer Winterkönig mit Young Boys, Peter Stöger führte Borussia Dortmund in zwei Spielen von Rang acht auf drei, Ralph Hasenhüttl überwintert mit RB Leipzig in der Europa League, gehört auch in der ersten Saison mit Dreifachbelastung zur Spitzengruppe der Bundesliga. Damir Canadi ist mit Atromitos die große Sensation in Griechenland: Vierter hinter Serienmeister Olympiakos Piräus PAOK Saloniki und AEK Athen mit nur zwei Punkten Rückstand auf Platz eines, das hätte zu Saisonbeginn bei 15 neuen Spielern keiner gedacht. Auch nicht Canadi.
Einen Tag nach dem letzten Spiel des Jahres, dem 3:1-Auswärtssieg über Kerkyra, sass Canadi im Wiener „Sky-Studio“, outete sich in „Talk und Tore“ als Bewunderer von Stöger. Weil der immer nach vorne geht, den Umgang mit den Medien souverän bewältigt: „Für mich gehört er zu den Top 15-Trainern in Europa“. Danach redete sich der Wiener rund zwei Kilometer vom Allianz-Stadion in Hütteldorf entfernt erstmals öffentlich den Frust über die erfolglose grün-weiße Vergangenheit von der Seele. Speziell die menschliche Ebene habe weh getan, weil viel unter der Gürtellinie passierte. Einige hätte auf seine Kosten ihre Köpfe geschützt: „Ich habe über acht Mate alles geschluckt, nichts gesagt. Das war die einzige Möglichkeit. Es ist besser über dem Dingen zu stehen.“ Rapid könnte mit dem derzeitigen Kader durchaus die Position von Sturm Graz als Tabellenführer einnehmen: „Will man Erfolge haben, muss man Entscheidungen treffen, die unangenehm sind.“ Er stellte in Frage, ob manche hervorragende Spieler in Grün-Weiß die richtige Mentalität haben, um große Ziele zu erreichen: „Ich habe in die Komfortzone gestochen und nach fünf Monaten die Rechnung präsentiert bekommen. Ich hätte mit Rapid sicher auch einen Titel holen können.“ Was Canadi nicht in die „Sky“-Kameras sagte: Auf seinen ehemaligen Assistenten und Nachfolger Goran Djuricin, den ja er zu Rapid geholt hatte, ist er nicht sehr gut zu sprechen, Unter loyal stellt sich er etwas anderes vor. Aber das Kapitel ist vorbei, Atromitos das aktuelle, das ihn mehr beschäftigt. Das Angebot zur Vertragsverlängerung hat er bereits bekommen.
Als Winterkönig ist Hütter der am besten platzierte rot-weiß-rote Trainerlegionär. Nach zwei Runden ohne Sieg holte Young Boys zum Abschluss mit 4:2 in Luzern wieder drei Punkte: „Der FC Basel hat wie erwartet in den letzten Wochen mächtig Druck auf uns aufgebaut“, bilanzierte Hütter zufrieden, „aber wir hatten in der Meisterschaft nie wirklich einen Hänger, mehrere Spiele in Serie ein Tief. Und das mit einer im Sommer neu zusammengestellten, verjüngten Mannschaft.“ Die mit zwei Zählern mehr als Basel überwintert: „Zum ersten Mal, seit ich in Bern bin, wird die Meisterschaft erst im Frühjahr entschieden.“
Ralph Hasenhüttl ärgerte der Saisonabschluss. Weil mit einem Heimsieg über Hertha BSC Berlin Leipzig wie vor einem Jahr als Zweiter hinter Bayern überwintern hätte. Durch das 2:3, bei dem Hasenhüttls Landsmann Valentino Lazaro mit Eckbällen die Hertha-Tore zum 0:2 und 1:3 vorbereitete, ist es nur Rang fünf, zwei Punkte hinter dem Überraschungszweiten Schalke mit Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf, für den die Saison erst Dienstag Abend mit dem Cupviertelfinale gegen den 1.FC Köln in Gelsenkirchen endet: „Viele haben uns den Absturz prophezeit, ich bin stolz, dass es dazu nicht kam“, meine Hasenhüttl. Leipzig ist punktegleich mit dem Dritten (Dortmund), Vierten (Leverkusen) und Sechsten (Mönchengladbach). In seinem Ärger soll sich Hasenhüttl nachher vor den Kabinen mit einigen Hertha-Verantwortlichen angelegt haben, weshalb sich Herthas Manager Michael Preetz zu wenig stilvollen Worten genötigt sah: „Was für ein Clown!“ Sportliche Größe sollte sich aber eigentlich nicht nur in der Niederlage, sondern auch bei einem Überraschungssieg zeigen.