Fußball

Zum 70. Geburtstag von Herbert Prohaska 70 Geschichten über Prohaska – Tag 35

70 Geschichten Herbert Prohaska 70 Geburtstag

Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag.  Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.

Eigentlich war ja ein Abschiedsspiel für Herbert Prohaska und Erich Obermayer geplant. Mangels attraktiver Gegner sagte Prohaska ab. Danach hörte er von seinem Herzensverein praktisch nichts mehr. Von einem Job war keine Rede. Erst als andere Wiener Klubs wie der Sportclub und die Vienna bei Prohaska vorstellig werden, ihn zum Weiterspielen überreden wollten, kam Bewegung in die Sache, sah sich Austrias Chefetage zum Handeln gezwungen. Vielleicht in der Angst, Prohaska könnte bei einem anderen Klub gegen die Austria glänzen. Plötzlich hatte er auf der Geschäftsstelle ein eigenes Büro, auf dem Türschild stand über seinem Namen Sportdirektor. Das war es, was Prohaska wollte. Nicht mehr jeden Tag am Platz stehe, nicht mehr ins Trainingslager – als Trainer wäre dies aber unvermeidbar gewesen.

Prohaska war voll motiviert, hatte interessante Ideen, wollte irgendwie in die Fußstapfen des Sandro Mazzola treten, den er als Sportdirektor bei Inter Mailand bewunderte. Bei der Austria war dies aber nicht möglich. Das stellte er schon nach wenigen Wochen fest. Boss Joschi Walter blockte alles ab. Ein Konzept für leistungsgerechte Spielerverträge, das es bisher in dieser Art nicht gab, verschwand in einer Lade von Walters Schreibtisch und tauchte nie wieder auf. Seine Idee, wie ein Keiler an Großunternehmen Saisonkarten zu verkaufen, fand keinen Anklang. Walters Credo, von dem er nicht abrückte, hieß: Die Austria hat es nicht nötig, betteln zu gehen. Prohaska durfte nicht mehr tun, als die Autogrammpost zu erledigen und Geschäfte bis zu einer Höhe von 50.000 Schilling abwickeln. Walter wollte weder Kompetenz noch Einfluss abgeben. Das Gefühl, bei der Austria gebraucht zu werden, das er als Spieler noch hatte, gab es in der neuen Funktion nicht. Und so schob er Frust, musste auch die Familie mit seiner schlechten Laune mitunter leben.

Dazu klappte auch die Zusammenarbeit mit seinem Lieblingstrainer nicht. Offenbar konnte Erich Hof schlecht damit leben, dass sein ehemaliger Spieler jetzt als Sportdirektor praktisch sein Vorgesetzter war. Von einem tollen Team, an das Prohaska anfangs noch glaubte, war keine Spur mehr. Das Misstrauen regierte. Man merkt das an mitunter blamablen Leistungen der Mannschaft wie beim 2:5 in Innsbruck gegen Ernst Happels FC Tirol oder dem 3:6 gegen Rapid beim Derby im Hanappi-Stadion. Nach einem 1:1 in St. Pölten zog Walter Ende März acht Runden vor Schluss die Notbremse, entließ Hof und bot Prohaska den Trainerjob an. Ganz sicher spielte auch der Ärger über den Job als Sportdirektor eine Rolle, dass Prohaska sofort zusagte. Damit war er dort, wo er nie hinwollte: Auf der Trainerbank. Mit keinen guten Perspektiven: Prohaaka begann zwar mit zwei Siegen gegen die Vienna, den Lieblingsklub seines Vaters Alfred, danach folgte aber nur ein Sieg. Am Ende der Saison betrug der Rückstand auf den FC Tirol acht Punkte, wuchs in Prohaskas kurzer Ära um fünf.

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