Mit Ausnahme von Mattersburg haben alle Vereine, die vor den letzten vier Runden des Grunddurchgangs auf den Plätzen sieben bis zwölf liegen, in der Wintertransferzeit schon eingekauft. Bisher 13 Neue bei Austria, Altach, St.Pölten, Admira und Schlusslicht WSG Swarovski Tirol. Am aktivsten war St. Pölten mit bisher sechs Neuen. Das kam nach dem Ende der Transfersperre nicht unerwartet. Vier aus dem Sextett wurden bereits im Sommer und Herbst unter Vertrag genommen. Laut Trainer Alexander Schmidt sind die Transferaktivitäten in Niederösterreichs Hauptstadt aber damit nicht beendet. Ein Offensivspieler soll noch kommen. Wenn man die erste Bilanz zieht, dann klingt ähnlich wie in den letzten Jahren: Im Jänner ist das Angebot qualitätsmäßig eher bescheiden. Da sind nur Leute zu haben, die bei ihren bisherigen Klubs nicht mehr gefragt warn, nicht zurechtkamen, keine Spielpraxis hatten. Also heißt es: Mehr Masse als Klasse. Das klingt nach Vorwurf, ohne dass es wirklich einer ein kann. Denn die Alternative dazu kann nur heißen: Nichts tun.
„Sie müssen auf Anhieb einschlagen“, forderte Tirol-Trainer Thomas Silberberger von seinen zwei Neuen. Beim Tiroler Fabian Koch, der von Sturm Graz heimkehrt, kann man das erwarten. Aber beim 31 jährige Bruno Soares, steht dahinter doch ein Fragezeichen. Der mit 1,94 Metern hünenhafte Brasilianer (Bild oben beim Trainingsstart) soll die Abwehr stabilisieren, die in bisher 18 Runden 47 Tore kassierte. Kann er das? Er spielte zuletzt in Malaysia, davor in Israel, Norwegen und Kasachstan, noch davor in der zweiten deutschen Liga bei Fortuna Düsseldorf und Duisburg. Aber wahrscheinlich gab es keine Alternative am Markt, die für Tirol greif-und leistbar war. Genauso Fragezeichen stehen hinter Altachs Neuen. Die Mönchengladbach-Leihgabe Julio Villalba soll in Österreich die Spielpraxis bekommen, auf die er beim Zweiten der deutschen Bundesliga überhaupt keine Aussicht hatte. Da verhält es sich ähnlich wie bei Austria neuem dänischen Verteidiger Andreas Poulsen. Ob aber Paraguay-Stürmer Villalba ebenso gut ist wie er von Red Bull Salzburg zurückbeorderte Mergim Berisha muss sich erst zeigen. Villalba hat praktisch über ein Jahr lang kaum gespielt. Der in Frankfurt geborene Innenverteidiger Berkay Dabanli kommt aus der zweien türkischen Liga blieb in den letzten Jahren nie länger als eine Saison bei einem Klub. Nachwuchsteamstürmer Ogulcan Bekar erzielt im Herbst bei Liefering in sieben Spielen kein Tor. Der Schweizer Alain Wiss muss etwas können, sonst hätte er nicht in der „Nati“ der Eidgenossen gespielt. Aber er fand nach dem Aus bei St.Gallen in der Schweiz keinen anderen Klub.
Die Admira glaubt im 28 jährigen Kärntner Markus Pink den athletischen Stürmer gefunden zu haben, der ihr bisher abging. Das hat etwas für sich. 22 Tore erzielte Pinks bisher in 134 Bundesligaspielen für Mattersburg und Sturm Graz. Beim neuen Sturm-Trainer Nestor el Maestro kam er im Herbst zu neun Kurzeinsätze in der Bundesliga über gesamt 100 Minuten. Also muss Pink einmal seinen Rhythmus finden, um den Erwartungen gerecht zu werden. St.Pölten sicherte sich bereits im Herbst zwei neue Außenverteidiger mit Rapid-Vergangenheit: Michael Schimpelsberger war nach dem Abstieg mit Wacker Innsbruck am Markt, Stefan Stangl vereinslos. Der steirische Linksfuß hatte seine beste Zeit in Hütteldorf zwischen 2014 und 2016, kam sogar in die Nationalmannschaft, nahm dann das finanziell weit besseres Angebot von Red Bull Salzburg an, kam aber nie an Andreas Ulmer vorbei. Im Frühjahr 2018 spielte er als Leihgabe bei Austria, die ihn aber nicht verpflichtete. Die nächste Station hieß Slovan Bratislava. Beim slowakischen Meister kam er zu keinem Pflichtspiel. Also praktisch dreieinhalb verlorene Jahre für den 28jährigen. Der deutsche Defensivspieler Nico Gorzel war nach dem Ende in Wr.Neustadt frei am Markt, der Brasilianer Alan Lima Carius, der für Kreativität sorgen soll, fand nach dem Ende bei Blau Weiß Linz in der Heimat keinen Klub. Das Stürmertalent Valentin Lamprecht gilt als Perspektivspieler.
Im Tausch gegen Husein Balic bekam St.Pölten vom LASK den U 21-Teamspieler Nicolas Meister. Das könnte Sinn machen, auch wenn Meister bisher noch kein Bundesligaspiel bestritt. Bleibt als letzter Neuer der 19 jährige Innenverteidiger Christoph Klarer als Southampton-Leihgabe bis Sommer. Als Niederösterreicher quasi ein neuer Lokalmatador. Sein Berater Max Hagmayr über den Wechsel von England in die nähere Heimat: „Er muss sich spielerisch weiter entwickeln. Das geht über St.Pölten besser, als wenn ihn Southampton an einen Klub in der Championship oder League One verliehen hätte.“ In die Knochenmühle der zweiten und dritten englischen Liga. Über St.Pölten sich für eine Rückkehr zu Southampton empfehlen, das klingt aber vorerst ein bisschen nach „mission impossible“, auch wenn Schmidt Feuer und Flamme für Nachwuchsteamspieler Klarer war, als sich die Chance bot, ihn zu bekommen,
Auch Vizemeister LASK kaufte ein: Den 18 jährigen Ibrahime Drame, einen U 20-Teamspieler aus dem Senegal. Der Afrikaner soll über die OÖ Juniors in der zweiten Liga für die Bundesliga aufgebaut werden. Die Linzer auf Salzburger Spuren.
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