Salzburgs Sportchef und Trainer freuten sich am Rasen an der Stamford Bridge gemeinsam über die zweite Überraschung in der Champions League gegen einen Favoriten. Wie lange werden Christoph Freund und Matthias Jaissle noch solche Abende gemeinsam genießen? Die Frage zielt derzeit eher in Richtung von Freund, weil zwei Tage zuvor englische Medien behaupteten, er stehe bei Chelseas Suche nach einem neuen Sportdirektor, den Nachfolger für die erfolgreiche Russin Marina Granovskaja weit oben auf der Kandidatenliste. Anders als bei Kombinationen über ihn und RB Leipzig in der vergangenen Saison wollte Freund nichts ausschließen, stritt Kontakte zu Chelsea in letzter Zeit gar nicht ab. Zunächst, weil Chelsea Interesse an Salzburgs Stürmer Benjamin Sesko anmeldete. Dabei blieb es nicht: „Wir haben uns dann auch immer wieder über Fußball ausgetauscht. Aber das ist es!“
Den Austausch gab es, weil die neuen amerikanischen Besitzer von Chelsea wissen sollten, wie es Salzburg mit jungen Spielern macht: „Wir sind schon ein Rufzeichen geworden in Europa!“, bemerkte Freund mit Genugtuung. Darüber habe er aber auch mit anderen Vereine immer wieder gesprochen. „Aber ich bin Sportdirektor in Salzburg und es macht mir einen Riesenspaß.“ Sein Vertrag läuft noch vier Jahre, im Amt ist er seit sieben. 2026 wäre es dann elf. Bleibt er so lange in Salzburg? Freunds Abgang wäre ein Riesenverlust, würde eine große Lücke hinterlassen. „Er wäre ein unglaublicher Sportdirektor für jeden Verein“, sagte Ex-Salzburg-Trainer Jesse Marsch aus Leeds im „Sky“-Interview über Freund. Im Münchener Sky-Studio Studio konnte sich das auch England-Kenner Didi Hamann sehr gut vorstellen: „Wenn du die Möglichkeit hast, zu dem Verein zu gehen, der im Sommer das meiste Geld ausgegeben hat, was jemals ausgegeben wurde, dann weißt du nicht, wann die Chance wiederkommt. Wenn Chelsea will, dass Freund kommt, dann kommt er. Chelsea ist eine andere Hausnummer. Dort hat er die Möglichkeit, mal die Champions League zu gewinnen, was in Salzburg sehr unwahrscheinlich ist.“ Auch wenn sich Hamann als großer Salzburg-Fan outete, weil es gelang, ein Unentschieden bei Chelsea zu erzwingen, was etwa Borussia Dortmund bei Manchester City oder RB Leipzig bei Real Madrid nicht gelang. Obwohl ihre Gegner so wie Chelsea nicht gut spielten.
Freund wird sich zweifelsohne mit dem Thema Chelsea befassen, alle Argumenten für und gegen den Wechsel nach London abwägen. Den Rückhalt und die Anerkennung, die er in Salzburg dank seiner Arbeit hat, darf er sich bei Chelseas Besitzern, die ihre amerikanischen Ideen nach Europa bringen, schalten und verwalten wollen, nicht erwarten. Über den kalifornische Unternehmer Todd Boehly schrieb der renommierte englische Journalist Rob Hughes rund um die Entlassung von Trainer Thomas Tuchel, dass er keinerlei Ahnung von und Verständnis für Fußball hatte, bevor er sich damit beschäftigte, möglichst viel Chelsea-Personal möglichst schnell loszuwerden, alle Rollen selbst zu übernehmen. Erst dieser Tage erklärte Boehly in New York, bei Chelsea müsse man noch eine Menge Mauern einreißen. Ob sich Freund das wirklich antun will? Ab Freitag wird er voll den Fokus auf Salzburgs Heimspiel gegen Rapid am Sonntag legen.
Foto: Red Bull Salzburg.