Ein Lächeln huschte Mittwoch Abend bei der Pressekonferenz in Hütteldorf über das Gesicht von Temuri Ketsbaia (Bild oben), des mittlerweile 53 jährigen Trainers von Anorthosis Famagusta. Das vor fünf Jahren eröffnete Allianz-Stadion bedeutete für ihn Neuland, alles andere aber nicht. Eigentlich am gleichen Ort sorgte er vor 13 Jahren mit seiner Mannschaft für einen riesigen Rapid-Schock. Auf die Frage, ob er Anorthosis zutraut, auch im zweiten Aufeinandertreffen das bessere Ende für sich zu haben, so wie damals in der Qualifikation zur Champions League jetzt in der zur Europa League Rapid aus dem Bewerb zu werfen, sagte er nur: „Es sind andere Mannschaften, aber es war damals bei Rapid mehr Talent zu erkennen“ Nicht unerwartet. Rapid hatte aber damals eine bessere als jetzt, die zwei Monate zuvor letztmals als Meister umjubelt wurde. Mario Tokic im Abwehrzentrum, im Mittelfeld der grün-weiße Fußballgott Steffen Hofmann, der Finne Markus Heikkinen, Veli Kavlak, Branko Boskovic, vorne Stefan Maierhofer, Jimmy Hoffer und Nikica Jelavic. Mehr Qualität als im aktuellen Kader. Das weiß Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic, damals Co-Trainer von Peter Pacult, kann und darf es nicht so aussprechen. Rapid verlor damals das Hinspiel in Larnaka 0:3 (0:1), kam mit dem holprigen Terrain im Antonis Papadopoulos-Stadium und der Hitze nicht zurecht. Der Rapid-Henker hieß damals Lukasz Sosin. Zwei Tore erzielte der polnische Mittelstürmer, das zweite in der 91. Minute. Ketsbaia mit einem Grinsen: „Wir haben wieder gute Stürmer!“!
Im Hanappi-Stadion führte Anorthosis nach 13 Minuten, womit Rapid wegen des damals noch geltenden Auswärtstorregel fünf Tore für den Aufstieg gebraucht hätte. Es gelangen nur drei durch Hoffer und einen Doppelpack von „Major“ Maierhofer in der zweiten Hälfte. Danach wurde Anorthosis in der Gruppenphase zwar Letzter, schaffte dabei aber zwei Unentschieden gegen Werder Bremen, eines gegen Inter Mailand (mit Jose Mourinho auf der Trainerbank, Zlatan Ibrahimovic und dem Europameister-Teamchef Roberto Mancini im Angriff), schlug Panathinaikos Athen, wo damals mit Andreas Ivanschitz ein Österreicher spielte. Ketsbaia wurde ein Jahr nach dem Triumph gegen Rapid für kurze Zeit Trainer in Athen bei Olympiakos, war danach fünf Jahre lang bis 2014 Teamchef in seiner Heimat Georgien. Danach Rückkehr nach Zypern zu Apoel Nikosia. 2016 nochmals in Athen, diesmal bei AEK. Aber auch nicht lange. Dann zweite russische Liga (Orenburg), ab 2019 wieder Anorthosis.
Letzte Saison gelang der Cupsieg. Mit Ex-Rapid-Stürmer Girogi Kvilitaia, einem Landsmann von Ketsbaia. 15 Tore erzeilte er in 37 Spielen, wechselte dann zu Apoel Nikosia. Einer von acht Abgängen, dem zwölf Neuverpflichtungen gegenüber stehen. Zum Kader gehören 13 Legionäre: Je zwei aus Griechenland (der 34 jährige Stürmer Lazarus Christodoulopoulos spielte schon 2008, war letzte Saison unter Damir Canadi bei Atromitos Athen) und Georgien, je einer aus Brasilien, Finnland, Armenien, Bosnien, Tschechien, Slowenien, Serbien, Kamerun und Nordirland (Teamstürmer Kyle Lafferty). Keine Frage, einen Vorteil für Rapid bedeutet es, dass in Zypern die Meisterschaft erst am 21. August beginnt. Grün-Weiß muss im Heimspiel, live zu sehen ab 20.15 in ORF 1, sicher vorlegen, denn nächste Woche droht wieder eine Hitzeschlacht. Die Temperaturen in Larnaka am Abend liegen derzeit über 30 Grad, laut Prognosen wird sich das nicht ändern. Kein Thema bei Rapid ist Robert Ljubicic nach seinem positiven Corona-Test vom letzten Mittwoch. Ihn hat das Virus offenbar ärger erwischt als David Alaba, der bei Real Madrid das Training inzwischen wieder aufnahm.
Der LASK steigt Donnerstag in Serbien in die Qualifikation zur Conference League ein. In Novisad gegen Vojvodina, live ab 19 uhr in Puls 4. Da gibt es Berührungspunkte: Miroslav Vukasinovic, einer der populärsten Legionäre der LASK-Geschichte (1977-1981), kam von Vojvodina. Ebenso später Goran Kartalija (1993-1997). Er wurde eingebürgert, spielte viermal in Österreichs Team. Vojvodina schaffte in der serbischen Meisterschaft bei Roter Stern Belgrad ein 0:0. Dennoch sagt LASK-Trainer Dominik Thalhammer: „Wir wollen ins Play-off, den Grundstein müssen wir schon in Novisad legen!“ Die Stürmer Marko Raguz und Christoph Monschein fehlen.
Foto: UEFA.