Nur 16 Minuten fehlten Altach, um Freitag bei der Auslosung der Europa League-Gruppen in Monte Carlo vertreten zu sein. Aber die Riesenchance auf ihren bisher größten Erfolg ließen die Vorarlberger nicht beim 2:2 bei Maccabi Tel Aviv, sondern beim 0:1 in Innsbruck aus. Da blieb nur ein finanzielles Trostpflaster in Höhe von 920.000 Euro an UEFA-Prämien. Dazu kommen 800.000 Euro von Rapid für den Wechsel von Lucas Galvao nach Hütteldorf.
Nicht nur Altach fehlte bei der Auslosung. Auch prominente Namen wie Sturm Graz-Bezwinger Fenerbahce Istanbul, Dinamo Zagreb, der FC Brügge (gescheitert an AEK Athen, wo Ex-Rapidler Arnor Traustason beim 3:0-Heimsieg auf der Bank sass) oder Ajax Amsterdam, letzte Saison noch im Finale. Neuzugang Max Wöber sah Donnerstag Abend in Amsterdam entsetzt am TV-Schirm, wie Ajax in den letzten zehn Minuten bei Norwegen-Meister Rosenborg Trondheim eine 2:1-Führung, die zum Aufstieg gereicht hätte, verspielte, 2:3 verlor.
So stand Red Bull Salzburg nach dem souveränen 4:0 gegen Rumänien Meister Viitorul Constanta bei der Auslosung in Topf eins, die Austria, die beim erzitterten Aufstieg, dem 0:1 gegen Osijek an der Grenze war, wie Sportchef Franz Wohfahrt eingestand, in Topf zwei. Und erwischte das schwerere, wenn auch spektakulärere Los: Mit Milan einer der drei attraktivsten Gegner, die man bekommen konnte, dazu Kroatiens Meister, Salzburg-Bezwinger Rijeka mit Ex-Austrianer Alex Gorgon (oben links), sowie Brügge-Schreck AEK Athen. Die Austria ist krasser Aussenseiter, um in die k.o.-Phase aufzusteigen. Trortdem jubelte Wohlfahrt: „Eine bessere Gruppe hätte es für uns nicht geben können!“ Salzburg kann man gegen Olympique Marseille, Guimaraes aus Portugal sowie Türkeis Cupsieger Konyaspor mit dem Ex-Austrainer Petar Filipovic Platz zwei zutrauen.
Milan investierte dank der neuen Besitzer aus China in der Transferzeit 195 Millionen, um wieder an glanzvolle Zeiten erinnern zu können. Die prominentesten Neuerwerbungen, die Trainer Vincenzo Montella bekam: Abwehrchef Leonardo Bonucci von Juventus, den Schweizer Teamverteidiger Ricardo Rodriguez von Wolfsburg, für das Mittelfeld Hakan Calhanoglu (oben rechts) von Leverkusen und den Argentinier Lucas Biglia von Lazio, für den Angriff den Kroaten Nikola Kalinic von Fiorentina, Andre Silva vom FC Porto sowie Fabio Borini von Englands Absteiger Sunderland. Zu den Stars zählt auch die erst 18jährige Torhüterhoffnung Gianluigi Donnarumma.
Auch Olympique Marseille, nach drei Runden in Frankreich auf Platz fünf, kaufte im Sommer für Trainer Rudi Garcia prominent ein: Teamtorhüter Steve Mandanda kam von Crystal Palace, Abwehrchef Adel Rami vom FC Sevilla, der Brasilianer Luiz Gustavo von Wolfsburg. Der 36jährige Verteidiger Patrice Evra wechselte bereits im Jänner von Juventus nach Marseille, Frankreichs Teamspieler Dimitri Poyet erstritt letztes Jahr nach der EURO die Freigabe von West Ham.
Die Austria geht derzeit auch personell am Zahnfleisch, wird daher bis Donnerstag personell aufrüsten. Geld ist durch die Verkäufe von Larry Kayode an Manchester City und des dänischen Verteidigers Jens Stryger Larsen an Udinese genug da, dazu darf man gegen Milan am 14. September beim Start in die Gruppe vielleicht sogar mit einem ausverkauften Happel-Stadion rechnen. Wohlfahrt präsentierte kurz nach der Auslosung auf Leihbasis prompt einen Landsmann von Kayode, eine neue Stürmerhoffnung aus Nigeria: Den 20jährigen und 1,96 Meter großen Ibrahim Alhassan Abdullahi. Seit Juni ist er Teamspieler in seiner Heimat. Wohlfahrt hat bei der Stürmersuche offenbar bessere Kontakte als sein Hütteldorfer Kollege Fredy Bickel. Abdullahi sass beim 0:1 gegen Osijek in St. Pölten bereits auf der Tribüne. Den anderen Weg ging Salzburg: Der Doublegewinner konnte es sich leisten, zwei Spieler zu verleihen. Stürmer Mergim Berisha aus der siegreichen Youth League-Truppe an den LASK, Flügel Matthias Honsak (letzte Saison bei Absteiger Ried) an Altach. Der Kader ist noch immer gut und groß genug, um in Europa zu überwintern.
Für Peter Stöger und Manfred Schmid ging beim 1.FC Köln ihr größer Wunsch, nämlich zur Austria „heimzukehren“ nicht in Erfüllung. Mit Arsenal gab es einen Kracher, dazu kamen Bate Borisov aus Weißrussland und Roter Stern Belgrad. Das Ziel, unter die letzten 32 zu kommen, ist aber realisierbar. Für Stöger ist der Name Arsenal allerdings auch mit einer seiner bittersten Stunden als Austria-Spieler verbunden. Im Europacup der Meister gab´s noch im alten Highbury-Stadion vor 25 Jahren ein 1:6-Debakel. Aber mehr weh als diese Erinnerung tat Stöger acht Stunden neun Srunden nach der uslosung die 1:3 (0:2)-Heimniederlage gegen den Hamburger SV, der mehr als 40 Minuten mit zehn Mann spielte, weh. Die Hamburger feierten erstmals seit sieben Jahren zwei Siege in den ersten zwei Runden, übernahmen zumindest für einen Tag Platz eins.