Nicht nur Union Berlin wechselte vor dem Jahreswechsel noch den Trainer, sondern auch Italiens Vizemeister Milan und Kroatiens Serienmeister Dinamo Zagreb. In Mailand endete die Aera des Portugiesen Paulo Fonseca, der im Sommer auf Stefano Pioli gefolgt war, nach nur 24 Spielen, Rang acht in der Serie A genügte nicht, auf ihn folgte mit Sergio Conceicao ein anderer Portugiese. Auf seiner Trainer-Visitenkarte stehen drei Meistertitel mit dem FC Porto. Noch kürzer im Amt als Fonseca war der ehemalige Trainer von Austria Wien, Wolfsberg und des FC Kärnten, Nenad Bjelica (Bild), bei seiner zweiten Ära in Zagreb. Er begann den Job Ende September nach dem 2:9 von Dinamo in der Champions League bei Bayern München, nach 15 Partien war wieder Schluss. Der dritte Platz in der kroatischen Liga mit je sieben Punkten Rückstand auf Rijeka und Hajduk Split wurde ihm zum Verhängnis. Da half auch die gute Bilanz in der Champions League mit Auswärtssiegen gegen den FC Salzburg und Slovan Bratislava sowie jeweils ein Unentschieden gegen Monaco und Celtic Glasgow nicht. Daher ist der Italiener Fabio Cannavaro, Kapitän der Weltmeistermannschaft von 2006, der dritte Trainer von Dinamo Zagreb in dieser Saison. Zuvor hatte er Engagements in China und Saudiarabien, in Italien bei Zweitligist Benevento und Udinese, wo er letzte Saison in sechs Spielen mit zwei Siegen und drei Unentschieden den Abstieg verhinderte.Am 29. Jänner treffen Dinamo Zagreb und Milan in der letzten Runde der Champins League aufeinander. Bei wem wird sich der Trainereffekt besser auswirken?
Bjelica konnte sich zuletzt selten lange bei einem Klub halten. Bei Union Berlin waren es nur 22 Spiele, zuvor in der Türkei bei Trabzonspor nur 16. Bei der Wiener Austria kam der 53 jährige zwischen Juli 2013 und Februar 2014 noch auf 35 Spiele. Am längsten war Bjelica bei Wolfsberg im Amt. Dort trug er zwischen 2010 und 2013 bei insgesamt 124 Partien die Verantwortung. Bei Dinamo Zagreb erreichte er im bisher kürzesten Kapitels seiner Trainerlaufbahn einen Punktschnitt von nur 1,40. Zuwenig für einen Spitzenklub. Nur zum Vergleich: In Österreichs Bundesliga haben derzeit vier Trainer einen schwächeren Punktschnitt als Bjelica beim Rauswurf. Markus Schopp nach 16 Spielen mit dem LASK (1,37), der langjährige Bjelica-Assistent Rene Poms nach sechs beim Aufsteiger GAK (1,33). Philipp Semlic nach 19 bei WSG Tirol (1,16) und Fabio Ingolitsch bei Schlusslicht Altach mit nur 0,29. Das ergaben zwei Unentschieden und fünf Niederlagen in sieben Runden. Um die Abwehr zu stabilisieren, engagierte Altach einen „Heimkehrer“: Den 34 jährigen Innenverteidiger Benedikt Zech, der bereite von 2012 bis 2019 im Ländle gespielt hatte, danach in Polen bei Pogon Stettin.
Den besten Punktschnitt unter den Bundesligatrainern hat über die Winterpause Stephan Helm durch den Höhenflug mit der Austria in 21 Spielen (2,05) vor Sturms neuen Chef Jürgen Säumel (2,00 nach fünf Partien) und Didi Kühbauer beim Comeback in Wolfsberg (1,84 nach 19 Spielen). Am längsten im Amt ist mit Abstand Peter Pacult bei Austria Klagenfurt (144 Spiele) vor Gerald Scheiblehner bei Blau Weiß Linz (120) und Robert Klauß bei Rapid (52). Union Berlin präsentierte zwei Tage nach der Trennung von Bo Svensson bereits den Nachfolger: Steffen Baumgart, der im November beim Hamburger SV gehen musste. Zuvor galt Baumgart beim 1. FC Köln und in Paderborn als „Kulttrainer“. Von 2002 bis 2004 war Baumgart Mittelstürmer bei Union Berlin und Publikumsliebling, seine Frau leitete jahrelang den Fanshop der „Eisernen“. Die Ex-Rapidler Christopher Trimmel und Leopold Querfeld können sich bei anderen Ex-Rapidlern erkundigen, wie es ist, unter Baumgart zu trainieren und spielen: Florian Kainz und Dejan Ljubicic lernten ihn von 2021 bis 2023 bei Köln kennen. Nach Köln holte ihn Union Berlins Sportvorstand Horst Heldt. Bevor Baumgart das Amt wirklich antrat, wurde Heldt in Köln entlassen.
Foto: Kolanovic.