Fußball

Das späte 1:0 war ein „Belastungstest“ für Gregoritsch

Werner Gregoritsch hat seinen leichten Herzinfarkt wirklich gut überstanden. Denn das 1:0 (0:0) von Österreichs U 21 in der EM-Qualifikation gegen Kosovo in Pristina war nichts für schwache Herzen. Bis zur 87. Minute musste der Teamchef auf das erlösende Tor warten, mit dem die Chance auf das EM-Ticket am Leben blieb. Erzielt von dem nach 62 Minuten eingewechselten Marco Grüll (Bild oben) von Aufsteiger Ried, der erstmals für Österreichs U 21 traf. Nach Pass von  St. Pöltens Alexander Schmidt, der erst zwei Minuten davor auf den Rasen gekommen war. Also ein goldenes Händchen bei der Rückkehr in die Coaching Zone, in der mit Gregoritsch schon vor der Pause das Temperament durchzugehen schien. Doch da kam bald das „beruhigende Händchen“ von Sportchef Peter Schöttel.

Man konnte bei der U 21 ähnliches sagen wie bei der Nationalmannschaft am Mittwoch nach dem 2:1 gegen Griechenland: Das Beste war das Ergebnis. Die Leistung ließ zu wünschen übrig. Speziell in der ersten Hälfte. Zu wenig Tempo, keine schnellen Passes, zu wenig Bewegung, kein Nachrücken, um den Kosovo unter Druck zu setzen. Überdies schied die als Rechtsverteidiger aufgebotene  LASK-Hoffnung Dominik Reiter nach einer halben Stunde mit Verdacht auf Kreuzbandriss aus. Die auffälligsten Szenen hatte mit dem 17 jährigen Yusuf Demir der jüngste, der nach dem starken Auftritt als Joker beim 1:2 gegen England erstmals zur Startelf gehörte.

In der Halbzeit sagte Gregoritsch in der Kabine sicher einiges, was ihm nicht gefiel. Die zweite Hälfte sah etwas besser aus, weil Kevin Danso und Lukas Malicsek im zentralen Mittelfeld früher die Bälle erkämpften. Nach 62 Minuten beendete Gregoritsch den Auftritt des enttäuschenden Barnsley-Legionärs Patrick Schmidt und des bemühten Linksverteidigers David Schnegg, brachte  mit Grüll und Rapids Kelvin Arase zwei Offensivspieler. Das Problem: Marko Raguz war nur ein Schatten des torgefährlichen LASK-Stürmers aus dem Europacup, Hannes Wolf wollte es erzwingen, was ihm auch mit guten  Szenen nicht gelang. Demir ließ ausgerechnet in der Phase nach, in der die Mitspieler besser in Schwung kamen.  Gregoritsch hatte zwar ein Geduldspiel erwartet, aber nicht ein solches. Das wurde zum bestandenen „Belastungstest“ für sein Herz.

Als der Kosovo-Tormann Demir eine hundertprozentige Torchance servierte, ließ sich Rapids Toptalent stoppen. Den Abpraller jagte Arase an die Latte. Es sah schon alles nach einer Nullnummer aus, als es doch noch klappte. Danso leitete die Aktion ein, Demir setzte mit seinem besten Pass der zweiten Hälfte Schmidt in Szene, der in der Mitte Grüll fand, der den Ball unhaltbar ins lange Eck jagte. Die beste Aktion im Spiel brachte die Entscheidung. Gregoritsch sprach von einem Sieg des Willens, durch den man das Ziel, im November eine Endspielwoche zu haben, erreichte. Also Ende gut, alles gut? Nicht ganz, wenn man auf die Tabellen der andern acht Gruppen schaut.

Da wird es mit einem Platz unter den ersten fünf besten Zweiplatzierten, die zur EM fahren, ganz schwierig. Österreich hat nach dem Zittersieg 15 Punkte aus acht Spielen, kann maximal 21 holen. Aber von den derzeitigen Zweiten sind für Italien (13 Zähler aus sechs Spielen) ebenso mehr  Punkte drinnen wie für Frankreich (derzeit 18/7), Schottland (14/7), Polen (16/8),  Nordmazedonien (13/7), Portugal (15/6), Rumänien (16/8) und Deutschland (12/6). Das heißt: Auch bei zwei Siegen gegen die Türkei in Samsun und Andorra in Ried kann es sich mit dem EM-Ticket nicht klappen.

 

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