Keine Entscheidung im Kampf um Platz drei hinter Red Bull Salzburg und Sturm Graz durch das Wiener Derby. Das sechste Unentschieden hintereinander, das vierte 1:1 in dieser Saison, bestätigte eigentlich nur die derzeitige spielerische Krise von Violett und Grün-Weiß. Denn mitreißend war das 336. Duell der Erzrivalen wirklich nicht. Austria blieb im siebenten Match hintereinander ohne Sieg, Rapid, nunmehr zwei Saisonen gegen den Erzrivalen ungeschlagen, gewann die letzten vier Partien nicht, blieb aber trotzdem auf dem begehrten dritten Rang. Mit zwei Punkten mehr als die Austria, drei als Wolfsberg (0:4 in Salzburg), fünf mehr als Aufsteiger Austria Klagenfurt, der beim unglücklichen 1:2 (0:0) gegen Sturm die elfte rote Karte in dieser Saison kassierte. In jedem der drei Sonntag-Partien gab es einen Ausschluss.
Über den im Derby gibt es keine Diskussionen. An dem war Rapids Torschütze Bernhard Zimmermann (Bild oben) selbst schuld. Nach seinem ersten Treffer gegen die Austria, dem fünften in seinem zehnten Bundesligaspiel, jubelte der 20 jährige vor den violetten Fans so provokant, dass er sich damit die gelbe Karte verdiente. Als er nach 57 Minuten weit in der Austria-Hälfte völlig unnötig von hinten Matthias Braunöder, der nach nur einem Training mit der Mannschaft überraschend doch zum Einsatz kam, ohne Chance auf den Ball foulte, blieb Schiedsrichter Christopher Jäger keine andere Wahl, als die zweite gelbe Karte zu ziehen. Damit war das Match für Zimmermann beendet: „Ich hab´mich von den Emotionen leiten lassen, wird nicht mehr vorkommen“, zeigte er sich nachher einsichtig. Schon der zweite grün-weiße Youngster, der seine Nerven nicht im Griff hatte. Eine Runde zuvor betraf dies Niklas Hedl. Das führte beim 2:2 gegen Austria Klagenfurt zur roten Karte für ihn und einen Elfmeter zum zweien Tor der Kärntner.
Zimmermanns Ausschluss kam zu einer Zeit, als Rapid unterwegs zum Sieg schien. Durch Zimmermanns Führung, die auf einen zerfahrenen Beginn mit vielen Unterbrechungen, dem schnellen Ausscheiden von Rapids Verteidiger Filip Stojkovic, der nach einem Luftduell mit Vesel Demaku unglücklich auf den Rücken fiel, folgte. Weil Demaku gegen den im Mittelfeld aufgebotenen Emanuel Aiwu nach einem riskanten Auswurf von Patrick Pentz den Ball verlor, wodurch der erstmals seit Februar aufgebotene Kelvin Arase ins Spiel kam, ideal auf Zmmermann passte. Nach der Pause scheiterte der wieder einmal diskrete Christoph Knasmüllner beim Sitzer zum zweiten Rapid-Tor an Pentz, ehe Zimmermanns Ausschuss das Spiel drehte. Austrias Trainer Manfred Schmid, der zur zweiten Hälfte mit Can Keles statt Demaku mehr Schwung brachte, sprach von einem Powerplay, das aber erst in der 81. Minute zum späten Ausgleich führte. Durch den letzten Derbyassist von Kapitän Markus Suttner, den der vor der Pause für Marko Djuricin gekommene Noah Ohio nützte. Djuricin musste nach einem Crash mit Rapids Tormann Paul Gartler, der sich beim Comeback nach zehn Wochen nichts zuschulden kommen ließ, ausscheiden, Ohio bestätigte vor dem Ausgleich bei einem Sitzer den Ruf als violetter Chancentod.
Was sich im mit 13. 700 Zuschauern nicht ausverkauften Derby auch bestätigte, war das Formtief von Rapids Marco Grüll. Yusuf Demir begann auf der Bank, wärmte nach der Pause nur auf. Mit einem Mann weniger sprach nichts mehr für seinen Einsatz. Rapid verteidigte nur noch, konnte sich auf die Innenverteidiger Max Hofmann und Kevin Wimmer verlassen. Nach Ohios Ausgleich stellte Rapids Trainer Ferdinand Feldhofer sogar auf eine Fünferabwehr um, wollte damit einen Punkt retten, was auch gelang. „Wir hatten die Chancen, um zu gewinnen, aber die muss man nützen“, klagte Schmid. Die Chancen kamen aber erst mit der numerischen Überlegenheit. Rapid hat das schwerere Restprogramm, spielt nächste Runde daheim gegen Meister Salzburg, zum Abschluss in Wolfsberg. Austria muss nach Klagenfurt, empfängt danach Sturm Graz. Wolfsberg hat vor dem „Finale“ gegen Rapid den Gang nach Graz zu Sturm. Violett muss die sieglose Serie beenden, sonst wird Platz drei nicht zu holen sein,
Über die rote Karte bei Salzburgs 4:0 (3:0) gegen Wolfsberg konnte man diskutieren. Für den „Elfmeterzupfer“ von Wolfsbergs Legionär Eliel Peretz gegen Karim Adeyemi war sie zu hart, wenn auch regeltechnisch möglicherweise korrekt. Rasmus Kristensen vergab den Elfmeter, aber zu diesem Zeitpunkt führte Salzburg schon 3:0 durch drei Treffer zwischen der 2. und 37. Minute. Bemerkenswert, dass der 39 jährige Alexander Walke erstmals seit drei Jahren wieder im Tor spielte. Karim Adeyemi ist nach seinen Saisontoren 18 und 19 der Titel der Schützenkönigs nicht mehr zu nehmen. Sturms Routinier Jakob Jantscher schaffte in Klagenfurt mit dem Ausgleich zum 1:1 sein 13. Saisontor und damit einen persönlichen Rekord. Das Thema des Spiels blieb aber die rote Karte für Klagenfurts Innenverteidiger Nicolas Wimmer nach nur 13 Minuten für ein Foul an Jantscher.
Referee Gerhard Grobelnik zeigte zunächst nur die gelbe Karte, ehe sich aus Wien der VAR Sebastian Gishammer meldete. Nach dem „On Field Review“ wechselte Grobelnik auf rot. Zum verständlichen Ärger von Klagenfurts Trainer Peter Pacult. Denn man konnte darüber streiten, ob Jantscher den Ball noch erreicht hätte, nicht noch ein anderer Klagenfurt-Spieler eingreifen hätte können. Zum zehnten Mal glatt rot gegen Klagenfurt bedeutet einen Rekord. Gishammer war übrigens auch der VAR, der für die erste rote Karte gegen Klagenfurt sorgte. In der ersten Runde beim 1:1 im Kärntner Duell gegen Wolfsberg, als er Schiedsrichter Jäger in die Videoarea schickte. Nicht verwunderlich, dass es bei Austria Klagenfurt keine „VAR-Fans“ gibt. Der dezimierte Aufsteiger ging durch einen Freistoß von Turgay Gemicibasi sogar in Führung, ehe Jantscher die Partie für den Vizemeister drehte: Ausgleich erzielt, Assist zum Siegestreffer von Anderson Niangbo drei Minuten vor Schluss. Zum Entsetzen und Ärger Pacults: „Eine völlig unverdiente Niederlage, weil es klare Fehlentscheidungen gegen uns gab!“
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