Hütteldorf scheint kein guter Boden für Schiedsrichter aus Oberösterreich zu sein. Vor einer Runde sorgte dort Manuel Schüttengruber bei Rapids 0:3 gegen Red Bull Salzburg mit falschen Entscheidungen für Aufregung, am Sonntag Stefan Ebner bei Rapids 0:0 gegen Sturm Graz. Aber an den Referees lag es nicht, dass Rapid seit dem 8:1 in Wolfsberg zum Start der Meisterrunde kein Tor mehr erzielte. In zwei Heimspielen. Gegen Sturm trotzt numerischer Überlegenheit über 55 Minuten. Die schwache Vorstellung gab sehr zu denken. So wird es sicher nichts mit Platz zwei. Da muss auch Trainer Didi Kühbauer über die Bücher gehen, der von einer schwachen Leistung sprach, die man kritisieren kann, von fehlender Bewegung. Nicht irgendwann, sondern rasch muss Rapid andere Lösungen finden, als die Bälle hoch auf Ercan Kara zu spielen. Schlimm auch die vielen Fehler beim Spielaufbau, der viel zu lange dauert, um einen Gegner, der tief verteidigt, wie es Sturm ab der 39. Minute war, wirklich in Verlegenheit zu bringen. Bis dahin kam Rapid nur zu einer Chance. Aus einem Konter, als Taxiarchis Fountas mit seiner besten Aktion Thorsten Schick ideal freispielte. Der brachte den Ball nicht an Tormann Jörg Siebenhandl vorbei. Sturm war vorher und danach der Führung näher.
Bis Kelvin Yeboah, der bis dahin Rapids Abwehr sehr beschäftigte, von Ebner die rote Karte sah. Weil er mit angezogenem Knie in Tormann Richard Strebinger, der außerhalb des Strafraums per Kopf klärte, ziemlich heftig hineinsprang. Eine harte Entscheidung. Falsch war definitiv das, was Ebner den Sturm-Spielern als Begründung für Rot sagte. Dass Yeboah Strebinger mit der Sohle im Gesicht traf. Nach Ansicht der TV-Bilder meinte Ebner, er würde seine Entscheidung nochmals so treffen, da Yeboah durch seine Attacke eine Verletzung Strebingers in Kauf nimmt. Für Sturms Trainer Christian Ilzer, der nach dem Ausschluss minutenlang den vierten Offiziellen Josef Spurny anbrüllte, war es bestenfalls eine gelbe Karte. Eine eigenwillige Interpretation. Sturm machte danach die Räume eng, zeigte gutes Teamwork. Was den Motivationstrainer aus dem Skilager, Matthias Berthold, der das Geschehen auf der Tribüne neben Sportchef Andreas Schicker verfolgte, sichtbar freute. Auch Berthold reklamierte in der zweiten Hälfte stürmisch Elfmeter. Zu Unrecht: Ein Kontakt im Strafraum muss noch lange kein Foul sein. Filip Stokjovic spielte klar vorher den Ball, bevor er Otari Kiteishvili traf. Lob verdient der Mut von Ilzer, das Abwehrzentrum nach dem Ausfall des Schweizers Gregory Wüthrich mit einem 20 jährigen (David Nemeth) und einem 21 jährigen (Niklas Geyrhofer) zu besetzen. Nemeth gehört ohnehin zum Stamm, Geyrhofer rechtfertigte das Vertrauen.
Rapid fiel wenig bis gar nichts ein: „Wir haben es mit einem Mann mehr schlecht ausgespielt“, meinte Kühbauer. Er brachte Toptalent Yusuf Demir nach 58 Minuten. Für Fountas. Das war ein Positionswechsel, Warum Kühbauer nicht mehr Risiko nahm, in dem er auch eine zweite Spitze ins Spiel brachte, um Sturms Abwehr mehr unter Druck zu setzen als durch Einzelkämpfer Kara, der als Andenken an sein gegen Salzburg erlittenes Cut mit einem Kopfverband spielte? Vielleicht wäre das der Dosenöffner gewesen. Kapitän Ljubicic, der statt des angeschlagenen Matteo Barac zurück in die Abwehr musste, ging im Mittelfeld ab. Auch Demir (Bild oben) gelang nicht allzuviel, aber eine Aktion, die in der 94. Minute alles entscheiden hätte können: Mit einer perfekten Flanke legte er Joker Christoph Knasmüllner den Matchball auf den Fuß. Doch der jagte den Ball über die Latte. Verdient wäre das späte Happy End ohnehin nicht gewesen. Noch eine Neuigkeit gab´s vom 17 jährigen Demir: Sein erstes TV-Interview, exklusiv auf Sky. Die Geständnisse des Youngsters: „Ich mag es nicht, zu viel zu reden. Ich bin ehrgeizig, ich will spielen, das ist die Wahrheit!“
Rapid versäumte mit der Nullnummer, den LASK auf Distanz zu halten, Sturm abzuhängen. Der Vorsprung auf die Linzer beträgt nur zwei Punkte, auf Sturm drei. Verliert Rapid Mittwoch Abend in Pasching beim LASK, dann ist Platz zwei weg. Der LASK machte es beim Tabellenführer Salzburg besser als Rapid eine Woche zuvor daheim, hielt bis zur 87. Minute ein 0:0, ehe Mergim Berisha nach Vorarbeit von Joker Karim Adeyemi die „Torsperre“ brach.. Am Ende hieß es 2:0 (0:0) für den Titelverteidiger. „Man muss die Kräfteverhältnisse anerkennen“, meinte LASK-Trainer Dominik Thalhammer. Zu denen gehört auch mehr Qualität auf der Bank. Beim 3:0 gegen Rapid erzielte Joker Adeyemi die letzten zwei Tore, gegen den LASK leistete er einen Assist. In der Nachspielzeit erzielte ein anderer, der eingewechselt wurde, das zweite Tor. Der Schweizer Noah Okafor, der kurz davor Patson Daka ersetzte. Salzburgs Ehrenpräsident Rudi Quehenberger musste einen Tag nach dem 80. Geburtstag lange auf das „Geschenk“ in Form von Toren warten. Aber es kam. Salzburgs Vorsprung beträgt schon neun Punkte. Theoretisch sind die Bullen noch nicht Meister, praktisch war ihnen schon letzte Woche der achte Titel in Serie sicher. In der Schweiz ist seit Sonntag nicht mehr am vierten Titel hintereinander von Young Boys Bern zu rütteln.
Wolfsberg kam zum ersten Saisonsieg gegen WSG Swarovski Tirol, zum ersten in der Meisterrunde. Beide Tore zum 2:0 erzielte Frankfurt-Leihgabe Dejan Joveljic. Trotzdem beträgt der Rückstand auf den als Ziel ausgerufenen Europacupplatz fünf Punkte. Vielleicht müssen es die Kärntner heuer über das Play-off versuchen.