Fußball

Die zwei Berliner Eisernen aus Österreich

Von den Zuschauerzahlen her sind Vergleiche zwischen der zweiten Runde im deutschen Pokal und dem Achtelfinale im österreichischen Cup unzulässig. 23.525 Besucher bei den acht Partien in Österreich, wobei bei der größten Kulisse, bei den 7200 im kleinen Wiener Derby zwischen der Austria und dem Floridsdorfer AC mit einer Freikartenaktion etwas nachgeholfen worden sein soll. Allein 72.732 sahen in Dortmund das 3:2 (2:2, 1:0) nach Verlängerung gegen Union Berlin. Rein sportliche kann man da nachbarliche Parallelen erkennen: Sowohl in Deutschland als auch in Österreich kam der Tabellenführer der obersten Spielklasse gegen einen Zweitligisten in Schwierigkeiten. Dortmund musste gegen den Dritten der zweiten Liga daheim sogar in die Verlängerung, Red Bull Salzburg blieb das bei Austria Lustenau, derzeit auf Platz fünf, erspart. Auch mit etwas  Hilfe von Referee Walter Altmann. Denn nach einer Attacke von  Enock Mwepu an Marcel Canadi, dem Sohn des Trainers von Atromitos Athen, wäre laut TV-Buldern eigentlich ein Elfer für den Vorarlberger Zweitligisten fällig gewesen. Und das entscheidende Tor des Japaner Takumi Minamino sah etwas nach Abseits aus.

In Dortmund war im Dress von Union Berlin zwei Österreicher (Bild oben) daran beteiligt, dass die Mannschaft aus Köpenick, dem Osten der deutschen Hauptstadt, dem Ruf als „Eiserne“ gerecht wurde: Ex-Rapidler Christopher Trimmel, in seiner fünften Saison ein vorbildlicher Kapitän in Sachen Leidenschaft, Einstellung und Laufarbeit  als rechter Verteidiger sowie Robert Zulj im offensiven Mittelfeld. Der 26jährige Welser mit Vergangenheit bei Ried und Red Bull Salzburg stand zuletzt  im Schatten seines ein Jahren jüngeren Bruder Peter. Speziell seit der Mittelfeldspieler von Sturm Graz im Frühjahr den Sprung in Österreichs Team geschafft hatte. Robert Zulj spielt seit 2014 in Deutschland, zunächst drei Saisonen in der zweiten Liga bei Fürth. Dann versuchte er es in der Bundesliga bei Hoffenheim, schaffte aber bei Trainer Julian Nagelsmann nicht den Durchbruch. Daher zurück in die zweite Liga, neuer Anlauf bei den „Eisernen“ unter dem ehemaligen Meistertrainer des FC Basel, Urs Fischer. In Dortmund zeigte Zulj sein großes Offensivpotenzial: Mustergültige Assists zu beiden Treffern der  Berliner.  Erst in der letzten Minute der Verlängerung fiel aus einem Elfmeter durch Dortmunds Kapitän Marco Reus die Entscheidung.

Eine Rarität bot sich den  TV-Zuseher der „Sky“-Konferenzschaltung von den Mittwoch-Spielen: Zwei Elfmeterschießen gleichzeitig auf einem Fernsehbild. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber gleichzeitig auch aufregend. Gleichzeitig zu sehen aus Rostock, wo Hansa Rostock, der Vierte der dritten Liga, am 1.FC Nürnberg scheiterte und aus Köln, wo Schalke mit 6:5 im Penaltydrama den gleichwertigen Zweitliga-Tabellenführer eliminierte. Sowohl an der Ostsee als auch in Köln gab es österreichische Elfertore: In Rostock verwandelte Abwehrchef Georg Margreitter den dritten von Nürnberg, in Köln Guido Burgstaller den ersten von Schalke. Sehenswert genau ins Kreuzeck. Nicht mehr dabei waren Alessandro Schöpf und Louis Schaub. Schöpf spielte, da er rotgefährdet war, nur bis zur 57.Minute, Schaub wurde nach neun Minuten der Verlängerung ausgetauscht. Sieben österreichische Tore aus dem Spiel gab´s in der zweiten Pokalrunde: Mwene bracht Dienstag Mainz in Augsburg in Führung, Michael Gregoritsch schoss die Hausherren in die Verlängerung, nach der Augsburg mit 3:2 aufstieg. Zweimal traf Nikola Dovedan bei Heidenheims 3:0 über Sandhausen, ebenso Martin Harnik bei Werder Bremens 5:1 in Flensburg, wo Florian Kainz für das 2:1  sorgte, auch Marco Friedl spielte.

Im  Achtelfinale stehen elf Klubs mit österreichischen Legionären: Bayern München mit David Alaba, Augsburg, Nürnberg, Schalke,  Heidenheim, Werder Bremen, Hertha BSC Berlin mit Valentino Lazaro, Fortuna Düsseldorf mit Kevin Stöger, RB Leipzig mit Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker und Konrad Laimer, Holstein Kiel mit Mathias Honsak, der beim 2:1 gegen Bundesligist Freiburg mit Österreich U21-Kapitän Philipp Lienhart nach seinem Armbruch erstmals wieder kurz zum Einsatz kam und Bayer Leverkusen. Aleksandr Dragovic schied beim überraschend klaren 5:0 bei Mönchengladbach kurz nach der Führung schon in der 15. Minute mit einer Muskelverhärtung im rechten Oberschenkel aus, was möglicherweise einen Muskelfaserriss verhinderte. Damit steht er Österreichs Team in den entscheidenden Spielen in der Nations League gegen Bosnien und Nordirland zur Verfügung. Auf Julian Baumgartlinger muss Franco Foda hingegen weiter verzichten: Er wird auch Samstag bei Leverkusen nicht sein Comeback feiern, ist daher wohl kein Thema.

 

Foto: 1.FC Union Berlin Media.

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