Fußball

Dragovic peilt den Hunderter im Teamdress an

Holland gegen Spanien, Belgien gegen die Schweiz, Deutschland gegen Tschechien und Türkei gegen Kroatien, das sind sicher attraktivere Paarungen bei den Tests zum Aufwärmen vor den Finalspielen der Nations League als Luxemburg gegen Österreich. Wer aber zweifelt, ob das  Match in Luxemburg einen Sinn macht, der verärgert Österreichs Teamchef: „Es gibt keine sinnlosen Tests. Nächstes Jahr wartet die Qualifikation für die Weltmeisterschaft und vor allem die Europameisterschaft,  da müssen sich noch einige Spieler richtig präsentieren,“ sprach Franco Foda Klartext. Mittwoch Abend ist beispielsweise für Christopher Trimmel, Reinhold Ranftl, Philipp Lienhart, Louis Schaub oder Raphael Holzhauser eine Gelegenheit dazu, die live in ORF 1 zu sehen sein wird. Was machen die Nations League-Gegner? Norwegen empfängt Mittwoch im Ullevaal-Stadion von Oslo Israel mit Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner als Teamchef, Nordirland kämpft Donnerstag, drei Tage vor dem Match im Wiener Happel-Stadion, gegen die Slowakei im Windsor-Park von Belfast, um das EM-Ticket.

Foda musste wegen der Corona-Situation und Absagen mehrmals seine Pläne für Luxemburg ändern. Mit Alessandro Schöpf kam der Siegestorschütze vom 1:0 in Rumänien nicht nach Wien, den Schalke-Legionär bremste eine Wadenverletzung. Bereits Montag wurde Sturm-Tormann Jörg Siebenhandl nachnominiert, Dienstag folgte mit LASK-Verteidiger Philipp Wiesinger ein Neuling. Trotz allem steht der Satz von Foda: „Ich will jedes Match gewinnen!“ Mit welcher Mannschaft verriet er nicht. Anzunehmen, dass Linksfuß Martin Hinteregger diesmal ausnahmsweise nicht im Abwehrzentrum beginnen wird, sondern als linker Verteidiger in den Viererkette. Drei Spiele innerhalb einer Woche stören den Kärntner nicht im geringsten, ganz im Gegenteil. Mit Eintracht Frankfurt spielt er diese Saison nicht im Europacup: „Jeder Sieg tut  mir gut!“ In den letzten vier Runden der Bundesliga gelang keiner.

Kommt Aleksandar Dragovic (Bild oben) zu seinem 85. Einsatz im Teamdress, egal ob in Luxemburg, gegen Nordirland oder Norwegen, holt er Marko Arnautovic ein. Sonntag könnte er bereits die meisten Länderspiele in Fodas Kader haben, wenn er beide Spiele bestreitet. Elf Jahre nach seinem Debüt als 18 jähriger am 6. Juni 2009 beim 0:1 gegen Serbien vor 50.000 Zuschauern im Stadion von Roter Stern  Belgrad, dem „Marakana“. Noch heute ist er dem damaligen Teamchef Didi Constantini dafür dankbar, daran wird sich nie etwas ändern. Constantini war einer von drei Teamchefs, die auf Dragovic setzten. Nach ihm folgten Marcel Koller und nunmehr Foda. Der soll zu Beginn seiner Ära dem Leverkusen-Legionär etwas skeptisch gegenüber gestanden sein. Aber offenbar konnte ihn Dragovic überzeugen: In den 27 Spielen der Ära von Foda kam er in 22 zum Zug, in 20 von Beginn an. Dazu zählten auch alle zehn der erfolgreichen Qualifikation für die Europameisterschaft.

Mit der Dragovic seit 2016 noch eine Rechnung offen hat. Der Ausschluss beim 0:2 gegen Ungarn, der verschossene Elfmeter beim 1:2 gegen Island, nagen noch vier Jahre später etwas an ihm. Das Nationalteam zählt für ihn sportlich mehr als alles andere. Und das hat nicht nur damit etwas zu tun, dass er  bei Leverkusen in der Hierarchie der Innenverteidiger nicht mehr als die Nummer drei, mitunter auch die Nummer vier ist. Erste Wahl war er bei  Trainer Peter Bosz in dieser Saison bisher nur in der Europa League. Wer den Ehrgeiz von Dragovic kennt, der weiß, dass er bereits den Hunderter ins Visier genommen hat, hundert Länderspiele sein großes Ziel sind. Wenn Österreich die Qualifikation für die Wüsten-WM in Katar schafft, dann könnte es 2022 so weit sein. Dann ist Dragovic 31.

Er gehörte zu den Spielern, die vor zwei Jahren am 27. März 2018 im Einsatz waren, als Österreich im Stade Josy Bartel beim ersten Auswärtsspiel unter Foda Luxemburg 4:0 (2:0) bezwang. Damals feierte Jörg Siebenhandl im Tor sein Teamdebüt, spielten auch Peter Zulj, Valentino Lazaro, Michael Gregoritsch und Schaub. Gregoritsch erzielte das 3.0, Schaub das 4:0. Zwei Jahre später wäre ein ähnlich hoher Sieg gegen den 10,0-Außenseiter keine große Überraschung, auch wenn Foda behauptete: „Luxemburg ist stärker geworden!“ Es wird auf jeden Fall wie im Oktober in Klagenfurt beim 2:1 gegen Griechenland sein: Österreich beginnt mit einer Mannschaft, die zuvor in der Besetzung noch nicht zusammen spielte.

 



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