Weil Meister Sturm Graz seinen Trainer Christian Ilzer an Hoffenheim (der Sonntag in Mainz mit 0:2 die zweite Niederlage im dritten Siek bezog) verlor, sahen einige für Rapid mehr Chancen als bisher, den Grazern den Kampf um den Titel zu sagen. Das war ein Irrtum. Das weiß man spätestens seit Sonntag, seit der verdienten 0:1 (0:1)-Heimniederlage gegen Blau-Weiß Linz. Die „Fraktion“ der Ex-Rapidler bei Blau Weiß konnte jubeln: Geschäftsführer Christoph Peschek tat dies auch, ebenso Sportchef Christoph Schösswendter, der vor acht Jahren Rapids erstes Meisterschaftstor im neuen Allianz-Stadion erzielte, oder Innenverteidiger Max Moormann. Durchaus verständlich. Zweimal in einer Saison Rapid zu schlagen, das gelang bisher noch nicht. Blau Weiß holte punktmäßig den Stadtrivalen LASK einholte, verdrängte vorerst Red Bull Salzburg au den ersten sechs. Das spricht auch für Trainer Gerald Scheiblehner.
Rapid bezog die zweite Niederlage in 15 Runden, hat von den letzten acht Pflichtspielen nur zwei gewonnen. Derzeit ist Rapid nicht mehr als Durchschnitt: In den letzten drei Spielen kein Sieg, zwei Unentschieden und eine Niederlage, nur ein Tor erzielt. Am Donnerstag beim 1:1 gegen die Shamrock Rovers. Weil auch Trainer Robert Klauß bemerkte, dass derzeit nichts leicht von der Hand geht, rotierte er: Im Abwehrzentrum Jakob Schöller statt Nenad Cvetkovic, den Torschützen in der Conference League. Im Mittelfeld Dennis Kaygin statt Mamadou Sangare, auf der Position von Louis Schaub Moritz Oswald, statt Guido Burgstaller Noah Bischof Sturmspitze mit Dion Beljo. Dss brachte praktisch nichts. Rapid-Fans werden sicher über Pech klagen, dass Bjelo nach der einzigen präzisen Flanke von Linksverteidiger Jonas Auer mit einem Fersler nur die Latte traf. Das wäre kurz nach der Pause die Führung gewesen. In Wahrheit hatte Rapid aber Glück, dass es noch 0:0 stand. Denn vor der Pause traf Blau Weiß zweimal die Stage: Zunächst Simon Seidl, der jüngere Bruder des Rapid-Kapitäns, dann Moormann per Kopf.
Derzeit ist Rapid nicht mehr als Durchschnitt. Zu wenig Tempo, zu wenig Durchschlagskraft, nur 18 Tore in 15 Runden erzielt. Die Umstellungen brachten nicht die erhofft neue Energie. Kaygin hatte zu Beginn zwar zwei gute Aktionen, was folgte, war aber mitunter aufreizend. Ausgerechnet in einer stärkeren Phase kam der entscheidende Konter von Blau Weiß: Als Lukas Grgic nicht an einen Pass von Matthias Seidl nicht herankam, leitete Innenverteidiger Alem Pasic den Konter ein. Der entscheidende Pass kam dann von Simon Seidl, der seinen Bruder im Rapid-Dress in den Schatten stellte. Der ansonst so verlässliche Innenverteidiger Serge Raux Yao verlor Ronivaldo (Bild) aus den Augen. Der nutzte seine einzige Chance zu seinem neunten Saisontor. Das nennt man Qualität, die Rapid fehlte. Ronivaldo traf im August beim 3:0-Heimsieg über Rapid zweimal. „Wir wussten, dass Blau Weiß eine sehr dreckige Mannschaft hat, die weh tun kann“,klagte Rapids Kapitän. Für seinen Trainer bedeutete die erste Heimniederlage einen verpatzten Geburtstag: „Wir waren in einem komischen Spiel nicht gut genug!“ Stimmt. Jetzt hat Rapid als Dritter sechs Punkte Rückstand auf Sturm. Bei Ilzers Abschied waren es drei.
Foto: Gepa/Admiral.