Sonntag wird sich zeigen, wohin die Wege der Wiener Großklubs in der Meisterrunde führen. So wie Rapid in Graz braucht die Austria gegen den LASK einen Sieg. Das hat Violett daheim zuletzt am 12. August 2017 geschafft. Damals trug eine Austria-Stütze, Reinhold Ranftl (Bild oben) noch den LASK-Dress. Als der LASK im September 2019 in der Generali-Arena 3:0 gewann, erzielte Ranftl das Führungstor. Gegen seinen Ex-Klub, den er mit Austria noch nicht besiegen konnte (1:1, 2:2), zählt der Steirer zu den Hoffnungsträgern von Trainer Michael Wimmer, für den immer klar war, dass Ranftl nach seiner Gelbsperre gegen Rapid wieder gesetzt ist, obwohl das Derby ohne ihn 2:0 gewonnen wurde. Beim LASK erkannte Wimmer eine „brutale, individuelle Qualität“. Das heißt es voll dagegenhalten. Zurücklehnen nach der geschafften Qualifikation ist keinen Gedanken wert, wie auch Sportchef Manuel Ortlechner versicherte: „Das wäre der total falsche Ansatz!“
Selbst drei Punkte gegen die Linzer verringen die Probleme der Austria nur unwesentlich, von lösen kann überhaupt keine Rede sein. Das geringste: Durch die „Rückkehr“ von Lucas Galvao und James Holland hat Austria acht Legionäre im Kader, kann aber wegen der finanziellen Schieflage nicht auf die Gelder aus dem Österreicher-Topf verzichten kann. Daher dürfen bei den Spielern nur sechs aufgeboten werden, müssen zwei auf die Tribüne. An Tormann Christian Früchtl, Kapitän Lukas Mühl, den Luxemburger Marvin Martins, den zuletzt überzeugenden Linksverteidiger Doron Leidner, der in Israels EM-Qualifikationsspielen gegen Kosovo und die Schweiz jeweils in der Startelf stand, Haris Tabakovic, wenn er weiter so trifft und Lucas Galvao, sobald er wieder matchfit ist, wird kein Weg vorbeiführen. Daher wird es für Holland und Matan Baltaxa nur Tribünenplätze geben, sollte sich kein anderen Legionär verletzen.
Wie es um einer der größten Probleme bestellt ist, wird man in zwei Wochen wissen, wenn der Senat fünf der Liga bekannt gibt, ob die Austria diesmal die Lizenz in erster Instanz bekommt und welche Auflagen es gibt. Es gab einige Rückfragen des Senats zu den von der Austria gelieferten Lizenzunterlagen. Logisch, dass bis zum Lizenzentscheid die Gespräche über Vertragsverlängerungen, etwa bei Mühl und Manfred Fischer, eher ruhen. Und selbst mit der Lizenz wird die Austria finanziell keine großen Sprünge machen können, um die Mannschaft zu verstärken. Es wird schon schwierig, sie zu halten. Ranftl ist nur Leihspieler von Schalke, Leidner von Griechenlands Meister Olympiakos. Auf Ranftl hat die Austria eine Kaufoption. Er kostet aber Ablöse, da sein Vertrag bei Schalke bis 2024 läuft. Er wird leichter zu bekommen sein als Leidner, der bei Olympiakos bis 2026 unter Vertrag steht. Die Griechen zahlten für ihn zwei Millionen Ablöse an Hapoel Tel Aviv.
Trotz Focus auf die Aufgabe gegen den LASK wird Wimmer sicher registriert haben, was Samstagabend bei seinem Ex-Klub VfB Stuttgart passierte: Der im Dezember geholte „Retter“ Bruno Labbadia, der wegen seiner Erfahrung den Vorzug gegenüber ihm erhielt, wurde nach dem 0:3 (0:0) bei Union Berlin schon wieder entlassen. Weil es in elf Spielen nur einen Sieg, aber sieben Niederlagen gab, Stuttgart Letzter ist. Da ist Wimmers Bilanz bei der Austria mit vier Siegen und zwei Niederlagen viel besser. Gegen den LASK geht es um den vierten Heimsieg in der Ära des neuen Trainers. Das wird sicher der sein, der schwerer zu schaffen ist als die bisherigen gegen Austria Klagenfurt, Hartberg und Rapid. Mehr als 10.000 Fans werden der Rückhalt sein.
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