Donnerstag lässt sich Gianni Infantino in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, als Präsident des Weltverbands FIFA bestätigen. In einer Wahl, die eigentlich keine ist. Höchstwahrscheinlich per Akklamation wie schon bei seiner Wiederwahl vor vier Jahren. Dazu muss einer der 211 Verbände einen entsprechenden Antrag auf dem Kongress stellen. Den findet der seit 2016 amtierende Schweizer sicher. Dann wird über den Antrag abgestimmt, bei der Akklamation bedeutet Applaus Zustimmung, Aufstehen ohne Applaus Enthaltung, Sitzenbleiben die Ablehnung. Johann Gartner, interimistisch Präsident des ÖFB und Generalsekretär Thomas Hollerer werden applaudieren. Daraus machte Gartner im Vorfeld kein Geheimnis. Man will die Gesprächsbasis zu Infantino nicht gefährden. Die hat seit Jahren Salzburgs Landesverbandspräsident Herbert Hübel.
Ein Gegenkandidat zum Amtsinhaber fand sich nicht. Kein Wunder. Wer will es sich antun, in ein aussichtsloses Rennen zu gehen, das mit Aufwand verbunden ist. Infantino hat Afrika, Asien, Ozeanien, Amerika und einen Großteil der Europäer hinter sich. Klar positioniert gegen den Präsidenten, dem man nachsagt, die FIFA wie ein Autokrat zu führen, obwohl er eigentlich nur oberster Repräsentant ist, hat sich Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness. Die 41 jährige ließ letztes Jahr durch eine mutige Rede und Katar-Kritik auf dem FIFA-Kongress in Doha aufhorchen. Es gibt noch andere Vorwürfe gegen Infantino, gegen den in der Schweiz ein Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch läuft, der am Sarg von Pele Selfies machte, Regenbogen-Armbinden bei der WM verbieten ließ. Der schwerste heißt: Infantino verkauft den Fußball. Die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko wurde von 32 auf 48 Teilnehmer aufgebläht. Da bedeutet bei zwölf Vierergruppen 104 statt 44 Partien in 40 Tagen, erstmals ein Sechzehntelfinale. Ab 2025 wird es eine Klub-WM mit 32 statt bisher sieben Mannschaften geben, davon zwölf aus Europa. In Deutschland verkündeten diese Tage Kritiker, der Fußball werden sich von Infantino, der auch in vier Jahren nochmals kandidieren will, nie mehr erholen.
Mittwoch deponierten auch Deutschland und Schweden ihre Stimmen gegen die Wiederwahl des Präsidenten. Warum Infantino mit großer Mehrheit wieder gewählt wird, liegt auf der Hand: Er füllt den Verbänden, vor allem den kleineren, durch seine Maßnahmen, den Verkauf des Fußballs, die Kassen. Auch die des ÖFB. Seit Infantino 2016 als Präsident von Sepp Blatter übernahm, stieg der FIFA-Umsatz von 5,4 auf 7,2 Milliarden Euro, bis 2026 erwartet er sogar 10,4.
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