Fußball

Englands neue WM-Elfergeschichte stellte alles in den Schatten

Am Tag, an dem im Lande des  enttrohnten Weltmeisters  Deutschland Jogi Löw bekanntgab, trotz der historischen Pleite mit dem Ausscheiden nach der Vorrunde  seine Teamchefära nach zwölf Jahren fortzusetzen, nicht zurückzutreten, verlor das WM-Achtelfinale beim 1:0 (0:0), von Schweden über die Schweiz in St. Petersburg das Prädikat sehenswert. Keine Glanzlichter wie bei Frankreichs 4:3 über Argentinien, Uruguays 2:1 über Portugal, keine Penaltydramatik wie zwischen Russland und Spanien, Kroatien und Dänemark, keine Show wie von Neymar bei Brasiliens Aufstieg gegen Mexiko, kein Supertor wie Belgiens Siegestreffer gegen Japan. Auch in Moskau fehlte zwischen  Kolumbien und England 80 Minuten lang, in denen der mitunter überfordert wirkende amerikanische Referee Mark Geiger sieben gelbe Karten verteilte, spielerische Klasse und Spannung.

Zu Beginn standen mir Davinson Sanchez beziehungsweise Kieran Trippier, Dele Alli und Harry Kane vier Tottenham-Spieler am Rasen, später kamen mit Eric Dier und Danny Rose noch zwei dazu. Einer von ihnen, Kane, sorgte nach der Pause für die englische Führung: Der Kapitän holte den Elfer heraus, als ihn Caros Sanchez nieder rempelte, verwandelte ihn nach minutenlangen stürmischen Protesten der Kolumbianer humorlos mitten ins Tor. Damit ist er weiter auf dem Weg zum WM-Schützenkönig. Sechs Treffer reichten bei den letzten drei Turnieren dazu. Die kolumbianische Offensive fand ohne den verletzten Star James bis zur 80. Minute nicht statt. Spät, aber doch änderte sich das. In der Nachspielzeit fiel nach dem ersten Eckball Kolumbiens ,den Juan Cuadrado von Juventus schoss, der Ausgleich. Durch den 1,95 Meter großen Innenverteidiger Yerry Mina (Bild oben) vom FC Barcelona. Der schraubte sich am höchsten, traf per Kopf in der 93. Minute. Schon sein drittes Tor bei der  Weltmeisterschaft, das 19. in der Nachspielzeit.

In der Verlängerung musste England dem zuvor betriebenen höheren Aufwand Tribut zollen. Die sechs Kilometer,mehr, die Englands Spieler liefen, machten sich bemerkbar. Daher das dritte Elferschießen im Achtelfinale, das vierte für England in einer Weltmeisterschaft, Bei dem Harry Kane & Co Geschichte schrieben,weil es das erste war, das die Engländer gewinnen. Wonach es nicht aussah, als England nach sechs Schützen 2:3 zurücklag. Aber danach traf Kolumbiens Matheus Uribe die Latte, glich Trippier aus, hielt Englands Keeper Jordan Pickford den Penalty von Villarreal-Stürmer Carlos Bacca. Verwandelte Dier Englands letzten, Kolumbiens Tormann David Ospina  konnte den Ball nur berühren. Damit bekam Teamchef  Gareth Southgate recht, der immer wieder Elfmeter trainieren ließ. Als Spieler hatte er den entscheidenden im Semifinale der Europameisterschaft 1996  gegen Deutschland in Wembley vergeben.

Das Elferdrama war das beste im ganzen Match. England damit Samstag im Viertelfinale von Samara gegen Schweden. Typisch für das schwache Spiel in St. Petersburg der entscheidende Treffer für Schweden.  Ein Eigentor des Dortmunder Innenverteidiger Manuel Akanji, der einen Schuss von Leipzig-Star Emil Forsberg, der mitten auf´s Tor gegangen wäre, unhaltbar abfälschte. Das reichte, um die Schweden erstmals seit 1994 unter die letzten acht zu bringen. „Uns haben die Emotionen gefehlt, ich weiß nicht warum“, klagte der Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic. Bezeichnend für die Enttäuschung bei den Eidgenossen die Reaktion des Chefredaktors Sport im „Blick“. Der vor dem Spiel behauptete, diese Schweizer Spieler würden sich mit dem Viertelfinale nicht zufrieden geben, nach der missglückten Revanche für die Niederlage im Finale der Eishockey-WM in Kopenhagen frustriert schrieb: „Eine Mannschaft wurde entlarvt. So darf man ein Achtelfinale nicht verlieren.“

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