Fußball

Erst die WM-Qualifikation gilt als „wahrer“ Erfolg

Zu den Klängen des Neil Diamond-Megahits „Sweet Caroline“ und Rainhard Fendrichs „I am from Austria“ nahm der Jubel um Österreichs Teamspieler nach dem 5:1 gegen Norwegen im Linzer Stadion kein Ende. Die Euphorie hat Fußball-Österreich nach einer kurzen Pause im September wieder erfasst, die norwegischen Medien klagten am Tag danach über eine Demütigung für die Geschichtsbücher und stellten Teamchef Stale Solbakken in Frage. Unverständlich bleibt nach Österreichs Machtdemonstration, warum der herausragende Christoph Baumgartner (Bild) bei RB Leipzig in dieser Saison nur auf 207 Spielminuten kam, der um 21 Millionen Euro gekaufte norwegische Jungstar Antonio Nusa auf 332, damit  125 Minuten länger zum Einsatz kam als Baumgartner. Gemessen am Match in Linz bleibt das rätselhaft.

Bei Österreich stimmt die Marschroute zu Gruppensieg und Aufstieg, nach derzeitigem Stand wäre das Team bei der Auslosung der WM-Qualifikation im Dezember in Topf eins. November-Siege in Kasachstan und in Wien gegen Slowenien würden das festigen. So komisch es klingt,  das „Schicksal“ hängt am ersten Tor Österreichs in Kasachstan. Dort gab es bisher zweimal nur ein 0:0, das dritte Unentschieden wäre zu wenig. Sowohl 2011 unter Interims-Teamchef Willi Ruttensteiner als auch ein Jahr später wurde in Astana auf Kunstrasen gespielt. Am 14. November hingegen ist erstmals Almaty, die größten Stadt Kasachstans, der Spielort. Dort gibt es „normalen“ Rasen. Kasachstan hat in den bisherigen vier Gruppenspielen kein Tor erzielt. Warum sollte gegen Österreich eines gelingen? Am selben Tag empfängt Slowenien in Laibach Norwegen. Das Ergebnis wird „egal“ sein, sollte Österreich in Kasachstan gewinnen. Teamchef Ralf Rangnick geben auch die Reisestrapazen etwas zu denken: mehr als sechs Stunden Flugzeit von Wien nach Almaty.

Leistungen wie Sonntag sollen in der Qualifikation für die WM2026 nicht die Ausnahme, sondern normal sein: „Wir werden das brauchen!“ Um erstmals seit 1998 wieder bei einer WM-Endrunde dabei zu sein. Nur das lässt Rangnick als wahren Erfolg gelten.  Auf den Teamchef könnten auch andere Probleme zukommen, die aber angenehm sind: Die Qual der Wahl. Im November steht wieder Kevin Danso zur Verfügung, vielleicht auch Max Wöber, der nach einer Knieoperation bereits trainiert, nächstes Jahr kommen hoffentlich auch David Alaba und Xaver Schlager dazu. Der breite Kader lässt auf Wiederholungen von Leistungen wie gegen Norwegen hoffen. Die für Rangnick auch notwendig sein werden, um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 zu schaffen. An der misst er sich auch selbst. Für einen ging es von Linz nicht zum Klub zurück, sondern zum U 21-Team. Ex-Rapidler Leopold Querfeld verstärkt es Dienstag in Nancy gegen Frankreich im letzten Spiel der zwölfjährigen Ära von Teamchef Werner Gregoritsch. Das hätte vier Tage vorher vielleicht geholfen, gegen Slowenien zu gewinnen und die EM-Chance am Leben zu erhalten. Rangnick ließ Querfeld sowohl gegen Kasachstan als auch gegen Rumänien nur aufwärmen. Gespielt hat er keine Sekunde.  Damit mussten auch Tormann Niklas Hedl, Bremen-Kapitän Marco Friedl, England-Legionär Andreas Weimann und Kevin Stöger leben. Obwohl er in den enttäuschenden September-Spielen in den Kurzauftritten als Joker durchaus aufzeigte.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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