Fußball

Im größten Hexenkessel Frankreichs muss Salzburg so gut wie noch nie sein

700 Fans vom FC Salzburg gegen 65.000 heißblütige, fanatische von Olympique Marseille. Auf den Tribünen des Stade Velodrome, des größten Stadions und Hexenkessels in Frankreich, in dem das „Command Ultras“ und die „Yankees“-Fans  von der Süd-und Nordtribüne mit Gesängen und Pyrotechnik gnadenlos Stimmung machen, wird Österreichs Meister Donnerstag Abend hoffnungslos unterlegen sein. Am grünen Rasen hoffentlich nicht. Das wird aber im ersten Semifinale der Europa League nur gelingen, wenn es in dieser besonderen, hektischen  Atmosphäre gelingt, eine besondere Leistung zu bringen, wie Trainer Marco Rose vor dem Flug nah Südfrankreich feststellte. Man kann es sogar noch präzisieren: Es muss die beste der gesamten Saison sein. Noch besser als beim historischen Sieg in Dortmund., um wieder so wie im März jubeln zu können.

1:0 ggen Konyaspor, 2:1 gegen Vitoria Guimaraes, 0:0 gegen Salzburg, 3:0 gegen Braga aus Portugal, 3:1 gegen Athletic Bilbao und 5:2 gegen RB Leipzig, das waren die Resultate in Marseilles sechs Heimspielen am Marsch ins Semifinale.  Salzburg war also die einzige Mannschaft, die dort ungeschlagen blieb, kein Tor kassierte. Aber Rose zieht richtigerweise keine Rückschlüsse aus der Nullnummer vom 7. Dezember: Damals stand Salzburg als Gruppensieger fest, Marseille als Aufsteiger. Donnerstag treffen sie aber in ihrem ersten Spiel im Semifinale der Europa League aufeinander. Jetzt geht´s ans eingemachte um den Aufsieg ins Finale am 16.Mai in Lyon, ins französische „Heimendspiel“. Für Salzburg wäre es das erste Endspiel in einem europäischen Bewerb seit 1994 im UEFA-Cup, für Marseille seit 1993, seit dem 1:0 im Münchener Finale der Champions League gegen Milan. Das würde sozusagen den Aufschwung bestätigen, den es gab, seit der amerikanische Milliardär Frank McCourt, zuvor Besitzer des berühmten Baseball-Klubs Los Angeles Dodgers, im Oktober 2016 den Verein von Margarita Louis-Dreyfus, der Witwe des  adidas-Chefs, übernahm, dafür 45 Millionen Euro bezahlte. Und zugleich versprach, in den nächsten vier Jahren das vierfache davon in den neunfachen französischen Meister, der damals nur auf Rang 14 stand, zu investieren,

McCourt setzte Jacques-Henry Eyrand als Präsident ein, es kamen die spanische Tormannikone Andoni Zubizarreta als Sportchef und Rudi Garcia als Trainer. Zubizarreta war von 1985 bis 1998 mit 126 Länderspielen spanischen Rekordspieler, gewann mit Bilbao und FC Barcelona sechs Meistertitel, war mit den Katalanen in der Trainerära von Johan Cruyff 1992 erster Sieger der Champions League. Erfolgreicher Sportchef war der Baske ab 2010 bei Barcelona in der Zeit von Pep Guardiola, wurde aber nach dessen Abgang 2015 entlassen. Rudi Garcia machte sich einen namen, als er mit Lille 20111 sensationell Meister in Frankreich wurde. Von 2014 bis 2016 sorgte er bei AS Roma für schönen Fußball, aber für keine Titel. Zu wenig. Marseille führte der 54jährige unter die letzten vier der Europa League, in der Ligue 1 auf Platz vier, ebenso wie der Dritte Lyon nur einen Punkt hinter dem Zweiten Monaco. Die Form stimmt, wie am Wochenende das 5:1 gegen Garcias Ex-Klub Lille, derzeit nur Vorletzter, zeigte. Je zwei Tore erzielten der griechische Torjäger Kostas Mitroglu und der von Newcastle geholte Stürmer Florian Thauvin, einmal traf der Argentinier Lucas Ocampos.

Beim 0:0 im Gruppenspiel fehlte Mitroglu, kam Topstar Dimitri Payet nur in den letzten 22 Minuten zum Einsatz. Das Offensivpotential von Olympique ist mit Payet, Mitroglu, Thauvin, Ocampos und Flügelflitzer Bouna Sarr beeindruckend. Garcia muss nur den verletzten, hünenhaften Stammkeeper Steve Mandanda vorgeben. So steht ein berühmter Name im Tor: Pele. Aber der französische Yohann hat weder etwas mit dem brasilianischen Fußballgott noch mit Abedi Pele, der in den Neunzigerjahren zu Marseilles Erfolgstruppe gehörte, zu tun.  Rose kann seine beste Besetzung aufbieten, auch Amadou Haidara steht zur Verfügung: „Marseille hat sich seit Dezember als Mannschaft sehr gut weiter entwickelt“ warne er. Ob der Leipziger die Red Bull-Drähte anzapfte, sich bei Sportchef Ralf Rangnick, der in Hannover der Trainer des Verteidigers Rose gewesen war,  oder bei Kollegen Ralph Hasenhüttl, genau über Marseille Trümpfe und Schwächen informierte, die beide ja nach Leipzigs Scheitern im Viertelfinale genau kennen, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Man will ja nicht die UEFA wieder hellhörig machen, dass beide Klubs vielleicht doch praktisch unter einer Führung stehen könnten. Was  ja auch tatsächlich nicht stimmt. Aber es gehört im Fußball eben dazu, dass man sein Netzwerk bestmöglich nützt.

Das Vertrauen in Österreich auf die Fortsetzung des Salzburger Fußballmärchens ist groß. So trauen 60 Prozent der Kunden von tipp 3  Salzburg zu, am 16.Mai Geschichte zu schreiben. Als erste österreichische Mannschaft, die einen europäischen Bewerb gewinnt!

 

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