Rapid freut sich nach dem Wechsel von Giorgi Kvilitaia nach Belgien zu Genk über ein Plus in der Transferbilanz. Vor Kvilitaia gab es schon Millionenbeträge für Lucas Galvao und Louis Schaub, für Mateo Barac, Deni Alar, Christoph Knasmüllner und Andrija Pavlovic mussten Ablösen bezahlt werden, für Andrij Ivan eine Leihgebühr. Bleibt ein Gewinn. Wie hoch der ist? Offiziell ein grün-weißes Betriebsgeheimnis. Wird im niedrigen siebenstelligen Bereich liegen, Meister Red Bull Salzburg war schon vor dem Freitag fixierten Rekordtransfer von Duje Caleta-Car zu Marseille (Bild oben) zu Olympique Marseille, dem Bezwunger Salzburgs im Semifinale der EuropaLeague, auch Österreichs Rekordgewinner in dieser Übertrittszeit, die erst nach der Weltmeisterschaft so richtig in Schwung kommt. Nach dem Wechsel des kroatischen Innenverteidigers wird Salzburg mindestens 40 Millionen Euro durch Verkäufe, Beteiligungen an Weiterverkäufen etc. verdient haben.
Rund die Hälfte davon durch Caleta-Car. Der WM-Finalist zum Europa League-Finalisten bedeutet in der Liste der teuersten Transfers dieses Jahres in Europa nur einen Platz um die 30. Da ist Kylian Mbappe mit 135 Millionen, die Paris St. Germain an Monaco bezahlte, Spitze vor Cristiano Ronaldo, der Juventus Turin 117,3 Millionen wert war, dem Franzosen Thomas Lemar (um 70,4 Millionen von Monaco zu Atletico Madrid), Riyad Mahrez (für 67,8 Millionen von Leicester zu Manchester City) und Alisson Becker, für den der FC Liverpool 62,5 Millionen an AS Roma bezahlte. Damit ist Brasiliens WM-Keeper seit Donnerstag Abend der teuerste Torhüter aller Zeiten, löste nach 16 Jahren Italiens Legende Gianluigi Buffon ab, für den Parma 2002 von Juventus 53 Millionen bekam. Zehn Jahre später kostete Manuel Neuer nur 30 Millionen, als ihn Bayern München von Schalke holte. Auf Platz sechs der kostspieligsten Transfers des WM-Jahres der Ex-Salzburger Naby Keita, für den RB Leipzig von Liverpool 60 Millionen bekam. An der Summe ist Salzburg mit 15 Prozent, also neun Millionen, beteiligt.
7,5 Millionen spülte Valon Berishas Wechsel nach Rom zu Lazio in die Kassen, 4,5 der endgültige Kauf von Dimitri Oberlin durch den FC Basel. Österreichs Meister hätte noch viele Millionen mehr kassieren können, hätten Sportchef Christoph Freund und Trainer Marco Rose grünes Licht für den Wechsel von Stefan Lainer zu Napoli und Amadou Haidara nach England gegeben, Allein bei Lainer wären es zehn gewesen. Jetzt muss der Teamverteidiger mit der Enttäuschung leben, dass er die Chance bei Italiens Vizemeister und Startrainer Carlo Ancelotti nicht wahrnehmen konnte, weil es keine sportliche Alternative zu ihm gab. Nach einem längeren Gespräch mit Lainer ist Rose überzeugt, dass die Laufmaschine beim elften Anlauf Salzburgs in der Red Bull-Ära zur Champions League wieder voll mitzieht. Lainers Knieverletzung ist ausgeheilt.
Rose hat in seinem Kader vier Möglichkeiten, um die Lücke, die Caleta Car mit dem lukrativsten Transfer, den es in Salzburgs Klubgeschichte und in Österreich je gab, hinterlässt, zu schließen. Zwei aus Frankreich, je eine aus Kroatien und der Schweiz. Die Franzosen sind der 20 Jahre alte, vom VfB Stuttgart um zwei Millionen endgültig erworbene Jerome Onguene, und der ein Jahr jüngere, nach zwei Saisonen bei Liefering hochgezogene Mahamadou Dembele. Der vor einem Jahr um eine Million von 1860 München geholte 19jährige Kroate Marin Pongracic entwickelt sich derzeit mit Hilfe eines speziellen Betreuers in die richtige Richtung. Neu ist der um 800.000 Euro aus St. Gallen gekommene 19jährige Schweiz-Holländer Jasper van der Werff. Keiner weiß noch, wie sich sich in den nächsten Jahren sportlich präsentieren werden. Aber schwer vorstellbar, dass Salzburg mit einem aus dem Quartett nochmals ein ähnliches Supergeschäft wie mit Caleta Car machen kann: Der kostete vor vier Jahren, als er mit 17 von Pasching zunächst zu Liefering kam, nur 50.000 Euro.