Fußball

Nicht nur Leipzig war „ein bisserl“ überfordert – Bayern noch mehr!

Moderne Stadien, volle Tribünen, spannende Spiele: So präsentiert sich Woche für Woche die deutsche Bundesliga. Von diesem Glanz bleibt aber in dieser Champions League bisher nur wenig übrig: In bisher acht Partien nur je ein Sieg und Unentschieden, aber sechs  Niederlagen gegen Klubs aus Englands Premier League, der spanischen La Liga, Frankreichs Ligue 1 und der türkischen SüperLig mit 9:18-Toren!  Es begann  in der  Qualifikation, als Hoffenheim, aktuell nach sechs Runden Zweiter hinter Borussia Dortmund, zweimal gegen den FC Liverpool verlor. Das passierte  auch dem Tabellenführer in der Gruppenphase: 1:3 in Wembley gegen Tottenham, 1:3 daheim gegen Real Madrid. Und für Vizemeister RB Leipzig  und Marcel Sabitzer gab es nach dem 1:1 gegen Monaco bei der Heimpremiere in der Champions League anders als letzten Samstag in der Bundesliga (Bild oben) in Istanbul nichts zu jubeln: 0:2 gegen Besiktas. Ebenso 24 Stunden später  Bayern München mit David Alaba im Parc de Prince gegen Paris St. Germain: Nach 87 Sekunden 0:1 zurück, am Ende 0:3.

„Wir waren ein bisserl überfordert“ gestand Trainer Raph Hasenhüttl  in Istanbaul. Nicht nur Leipzig, sondern die ganze Bundesliga.  Den Satz hätte auch Carlo Ancelotti nach Bayerns Abfuhr bei seinem Ex-Klub sagen können. Trotzdem wird Bayern sicher aufsteigen,  sind Leipzigs Aufstiegschancen noch intakter als die von Dortmund. Leipzig hat nur zwei Punkte weniger als der Zweite FC Porto, Dortmund  schon je sechs als  Real Madrid und Tottenham.  Es kam für die Leipziger in der Vodafone-Arena  so, wie es ihnen Veli Kavlak, der österreichische Ex-Kapitän des türkischen Meisters, prophezeit hatte: Sie werden dieses Match nie vergessen. Die laute Atmosphäre überforderte sie, in der ersten Hälfte  konnten sie nicht dagegenhalten. Torjäger Timo Werner ging nach 31 Minuten mit Kreislaufproblemen raus.  „Es passierte nicht oft, dass du nur fünf Meter von einem Mitspieler entfernt bist und den nicht hörst“, gestand Stefan Ilsanker, „das ist ein Lernprozess, den wir teuer bezahlen müssen“.

Für seinen Trainer Hasenhüttl kam das nicht überraschend, weil das erst das zweite Champions League-Match einer jungen Mannschaft war, das erste auswärts. Und Besiktas zog nach der Pause alle Register: Gerade als Leipzig, angetrieben von seinem Besten, von Marcel Sabitzer, der im Finish nur die Latte traf, immer stärker und dominanter wurde, ging um die 60. Minute für weitere elf das Flutlicht in der neue Vodafone-Arena aus. Die 40.000 Besiktas-Fans erleuchteten es mit der Taschenlampenfunktion ihrer Smartphones bis zum Weiterspielen: „Dass so etwas in der Champions League passieren kann, überrascht mich“, meinte Hasenhüttl mit seinem steirischen Charme,  „ein Schelm, wer sich dabei etwas Böses denkt.“ Nämlich, dass jemand am Schalter drehte, um Besiktas zu helfen.

Noch überforderter als Leipzig in Istanbul war Bayern in Paris und Borussia Dortmund daheim trotz Unterstützung vor 80.000 Fans gegen Real Madrid. Der Titelverteidiger überzeugte davor in der spanischen La Liga nicht, die spanischen Medien schrieben Topstar Cristiano Ronaldo schon in eine Krise. Borussia überrollte in der Bundesliga mit der Ausnahme Freiburg  seine Gegner. Und hatte dann gegen Real Madrid nicht die Qualitäten, um zu bestehen. Das offensive 4-3-3 von Trainer Peter Bosz, in dem sehr hoch verteidigt wird, in der Bundesliga im Schnitt zwischen dem letzten Verteidiger und der Torauslinie ein Abstand von 41,8 Metern ist, ging  international schon zweimal schief. Gegen Tottenham ebenso wie gegen Real: „Das war nicht Dortmund-Niveau“, gab Bosz zerknirscht zu, „wir verteidigen zu elft, waren aber defensiv ganz schwach, machten keinen Druck auf den Ball, kamen immer einen Schritt zu spät.“ Er war so fair, um nicht wie manche deutschen Medien seinem Landsmann Björn Kuipers einen Vorwurf zu machen, weil der Schiedsrichter bei 0:0 einen Handselfmeter für Dortmund pfeifen hätte können: „Deshalb haben wir nicht verloren.“ Real ließ Chancen auf mehr Tore liegen, aber das Duell der Torjäger ging trotzdem an Ronaldo: Zweimal getroffen, Dortmunds Pierre Emerick Aubameyang nur einmal.

 

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