Zunächst sah es nach Spektakel und Fußballfest aus, aber am Ende stand das sechste Unentschieden hintereinander im Wiener Derby, das dritte 1:1 (1:1) in dieser Saison, wieder kein Derby-Heimsieg für Rapid im Allianz-Stadion und daher auch keine Feierstimmung in der Kabine, wie Trainer Ferdinand Feldhofer zugab. In den sechs Jahren seit der Stadion-Eröffnung in neun Derbys keinen Sieg gegen den Erzrivalen zu feiern, das muss auf die Nerven gehen. Dazu braucht es gar keine Stichelei des Austria-Torschützen, dessen Vater als Rapid-Trainer auch dazu beitrug, nämlich von Marco Djuricin.
Dabei schien es zu Beginn, als könnte Rapid vor ausverkauftem Haus, sprich 26.100 Zuschauern, die Unentschiedenserie beenden. Hohes Tempo, Pressing, Feldhofer sprach von fast perfekten 25 Minuten. In denen die Führung gelang. Robert Ljubicic fing einen Pass des Ex-Rapidlers Luis Galvao in Richtung von Matthias Braunöder ab, über Ferdy Druijf kam der Ball zu Bernhard Zimmermann, dessen Schuss Patrick Pentz noch abwehrte, aber der Nachschuss von Ljubicic saß. Nach seinem ersten Derbytor gab es für Zimmermann die Chance zum 2:0, doch Pentz wehrte den von Galvao abgefälschten Schuss mit dem Kopf ab. Druijf schlug nach einem Kopfball von Yusuf Demir ein Luftloch statt ihn ins Tor zu verlängern. Doch mitten in die grün-weiße Herrlichkeit leitete nach 28 Minuten ein Fehlpass des Slowenen Dejan Petrovic den Ausgleich und Umschwung ein: Über Eric Martel kam der Ball zu Manfred Fischer und Braunöder, dessen Flanke Djuricin verlängerte. Damit verlor Rapid den Faden. Das erinnerte an das Cup-k.o.gegen Hartberg im Februar: „Wir müssen daraus lernen“, forderte Feldhofer, „wir dürfen dann nicht den ganzen Plan über Bord vorwerfen!“
Austria hätte noch vor der Pause durch Galvao und Can Keles in Führung geben können, wirkte auch im Finish gefährlicher. Bei Rapid passte zu viel nicht. Demir hatte bis zu seinem Austausch nach 62 Minuten nur zwei auffällige Szenen, das ist eindeutig zu wenig. Mitunter machte er das Spiel sogar langsam. Da war Braunöder (Bild oben) in Violett der auffälligere Youngster. Austrias Co-Trainer Cem Sekerioglu, der den erkrankten Manfred Schmid vertrat, mit ihm ständig in Kontakt stand, konnte berichten: „Er ist daheim in der Quarantäne zufrieden, wir können mit dem Punkt leben!“ Vorher und nachher gab es Sticheleien. Ein Transparent im Austria-Sektor war tief unter der Gürtellinie, Pentz sprach nachher auf „Sky“ von Rapid als einem Vorstadtklub. Favoriten, die Heimat der Austria, ist auch Vorstadt ist. Vielleicht weiß das er gebürtige Salzburger nicht.
Zurück blieb nach dem Derby der Eindruck, dass es weder Rapid noch Austria schaffen werden, Platz zwei hinter Red Bull Salzburg zu erreichen. Austria liegt weiter einen Punkt vor Rapid, aber jetzt auch zwei hinter Sturm. Die Grazer feierten mit 3:1 (2:1) gegen Austria Klagenfurt ihren ersten Sieg in der Meistergruppe, beide Tore vor der Pause erzielte Ex-Austrianer Manprit Sarkaria. Im Finish feierte der Georgier Otar Kiteishvili nach monatelanger Verletzungspause ein Comeback.
Rapid muss nach der Teampause nach Salzburg zum Tabellenführer. Der war Sonntag in Wolfsberg viel souveräner als vier Tage zuvor bei den 120 Minuten im Cupsemifinale, zwischen der 15. und 36. Minute sorgten Noah Okafor, Junior Adamu und Rasmus Kristensen für die 3:0-Führung. Am Ende hieß es 4:1 (3:0), Salzburg hat zwölf Punkte mehr als Sturm, 13 mehr als Austria und 14 mehr als Rapid. Bei den Kärntnern kam Kapitän Michael Liendl erst zur zweiten Hälfte, bei Salzburg im Finish Zlatko Junuzovic zu seinem ersten Einsatz seit August. Von Trainer Matthias Jaissle gab es großes Lob für diese Leistung am Ende der englischen Woche.
Auch in der Qualifikationsgruppe fehlte ein Cheftrainer. Der erkrankte Andreas Wieland wurde beim 0:0 des LASK in Hartberg von seinem Assistenten Rene Gartler, dem Ex-Rapidler, vertreten. Es war das zweite 0:0 von Hartberg im zweiten Spiel unter Klaus Schmidt, Hartberg liegt damit drei Punkte vor Schlusslicht Altach.
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