Oh, wie ist das schön, sangen die 800 österreichischen Fans Sonntag Abend im Stozice-Stadion von Laibach nach Österreichs 1:0 (1:0) gegen Slowenien. Teamchef Franco Foda und sein Assistent Thomas Kristl (Bild oben) konnten nach 94 Minuten wie in den letzten sechs Spielen nach dem Fehlstart im März jubeln. Fodas Jubelschrei war unüberhörbar. Mit dem fünften Sieg ist praktisch alles gelaufen: Am 16.November fehlt im Wiener Happel-Stadion nur noch ein Punkt gegen Nordmazedonien nur ein Punkt zur zweiten Teilnahme an der Europameisterschaft. Das darf nur eine Formsache sein. Im ORF-Studio am Küniglberg prophezeite Herbert Prohaska spontan eine großartige Europameisterschaft für Österreich, da es außer den Siegern von Laibach noch Personalreserven geht. Wie Stefan Lainer, David Alaba, Xaver Schlager und den Sonntag ausgefallenen Marko Arnautovic. „Da wächst was großes zusammen“, prophezeit Foda in Laibach, „weil die Leidenschaft und Begeisterung unglaublich groß sind. Eine geile Truppe.“
Ausgerechnet Stefan Posch, der wegen einer Hüftverletzung fraglich war, sorgte mit seinem ersten Tor für Österreich in seinem erst vierten Länderspiel für den so wichtigen Sieg. Nach 21 Minuten verlängerte er per Kopf einen von Valentino Lazaro zum kurzen Eck gezirkelten Eckball per Kopf unhaltbar ins lange Eck. Eine der im Training oft geübten Varianten. Aber nicht nur deshalb war es für den 22 jährigen Steirer am Ende ein überragendes Gefühl. Er genoss schon im Juni die Unter 21-Europameisterschaft in Italien. Die „echte“ Europameisterschaft wird noch eine Stufe drüber stehen. Egal, wohin in Europa die Auslosung Ende November führen wird. Aber daran weigerte sich Foda zu denken. Zuerst kommt der 16.November. Fix qualifiziert sind seit dem Wochenende nach Belgien auch Italien, Russland mit Ex-Tirol-Trainer Stani Tschertschessow als Teamchef und aus der Österreich-Gruppe Polen.
Auch gegen Nordmazedonien kann mit einem Rückhalt, wie sie Österreichs Abwehr in Slowenien war, eigentlich gar nichts passieren. Es war nicht immer schön, was Österreichs Team zeigte, aber defensiv wirklich gut und wirkungsvoll. Aleksandar Dragovic hat trotz wenig Spielpraxis bei Bayer Leverkusen wieder die herausragende Form wie in der letzten erfolgreichen EM-Qualifikation vor vier Jahren, zählt so zu den besten Innenverteidigern Europas. Labsal auf sie Seele des sehr ehrgeizigen Dragovic, der hohe Ansprüche an sich selbst stellt, an dem manche schon gezweifelt hatten. Martin Hinteregger steht ihm um nichts nach. Das war ein Bollwerk, unterstützt von lauf – und zweikampfstarken zentralen Mittelfeldspielern wie Kapitän Julian Baumgartlinger und Stefan Ilsanker. Dazu kam, dass die Außenverteidiger Posch und Andreas Ulmer defensiv nichts anbrennen ließen. So kamen nur zwei gefährliche Bälle auf das Tor von Cican Stankovic Ulmer hatte das Glück, das er für eine unglückliche, so nicht gewollte Attacke an Josip Ilicic, dem einzigen Slowenen mit Ideen, vom türkischen Referee Cüneyt Cakir nur gelb und nicht rot sah.
Lauf und zweikampfstark, das galt auch für Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Lazaro. Es stimmte auch die Behauptung von Baumgartlinger, dass man ein Auswärtsspiel nicht besser angehen können als es in Laibach getan wurde. Aber ob das 2020 zu einer großartigen Euro für Österreich reichen wird? Mit solchen Prognosen sollte man nach den Erfahrungen von 2016 besser vorsichtig sein. Dort wird es stärkere Gegner als die biederen Slowenen geben. Um auch gegen die am Ende jubeln zu können, muss sicher mehr aus dem zentralen Mittelfeld kommen müssen, dürfen nicht so viele Ballverluste passieren, die einige gute Chancen auf erfolgreiche Konter zerstörten, ein zweites Tor verhinderten. Das lag sicher nicht an Michael Gregoritsch als Arnautovic-Ersatz. Aber damit wollte sich Sonntag Abend verständlicherweise noch keiner beschäftigen. Foda gab die Erlaubnis zum Feiern, sogar zum ausgiebigen Feiern. Forderte aber die gleiche Konzentration wie in Laibach auch für das „Finale“ gegen Nordmazedonien ein: „Das kann keiner mit links erledigen“. Die Mazedonier hielten in Warschau gegen Polen bis zur 74. Minute das 0:0, ehe Chicago-Legionär Przemyslaw Frankowski den Torbann für Polen brach. Endstand 2:0, Torjäger Robert Lewandowski beschränkte sich sich auf einen Assist zum zweiten Tor durch Napoli-Stürmer Arkadius Milik.