Fußball

Rapid eingemauert: Didis Catenaccio endete mit nur einem Torschuss

Schont Didi Kühbauer seine Offensivabteilung  für das Cupspiel am Sonntag gegen Hartberg? Das fragte sich viele  Rapid-Fans, als die Aufstellung für das Heimspiel gegen Inter offiziell ekannt wurde. Acht Defensivspieler in der Startelf, nur Andrij Ivan und Veton Berisha als einzige Sturmspitze konnte man als Offensivkräfte bezeichnen. Die Stürmer Deni Alar und Andrija Pavlovic gar nicht im Kader, auf der Bank sassen mit  Mert Müldür, Stephan Auer und Manuel Martic drei weitere Ersatzspieler. Christopher Dibon fehlte ebenfalls, weil ihm wieder das Verletzungspech  einholte. Seitenbandeinriss beim Abschlusstraining, Pause bis  April.

Eigentlich fällt es schwer, Berisha als Offensivkraft zu bezeichnen. Weil Rackern wenig mit Torgefährlichkeit  zu tun hat. Rapid wirkte  italienischer als die Italiener, mit einer Premiere des Catenaccio a la Didi Kühbauer. Offenbar sollte so der Punkt, der als Ziel galt, erobert werden. Es  schien angerichtet für ein 0:0. Rapid wirkte in der ersten Hälfte wie eingemauert, legte es vor allem drauf an, nichts zuzulassen. Schoss die Bälle mitunter planlos weg. Die Fans feierten den ersten Eckball nach 31 Minuten, einen Schuss auf das Tor sahen sie erst knapp vor dem Pausenpfiff. Aber der zählte nicht, weil bereits zuvor eine Abseitsposition von  Berisha angezeigt wurde. Es tat fast so weh dem Geschehen zuzusehen wie Mario Sonnleitner der Zusammenprall mit Stefan de Vrij (Bild oben), nach dem er mit einem Kopfverband weiter spielte. Denn Inter war so viel Vorsicht, dieses Catenaccio mit vollen Hosen nicht wert. Die Italiener servierten durch Fehler im Spielaufbau, die sie begingen, ohne attackiert zu werden, Rapid sogar Möglichkeiten zu schnellen Kontern. Aber mit dem Ball vermochten die Rapidler wenig anzufangen, gaben ihn postwendend den Italienern wieder zurück. Dummerweise verschuldete der 20jährige Thomas Thurnwald in seinem dritten  Europacupeinsatz von Beginn an, dem ersten seit drei Jahren, etwas patschert und unnötig einen Elfer gegen den aus dem Strafraum laufenden Lautaro Martinez, den der Argentinier selbst verwandelte. Vor Thurnwalds Foul hätte der deutsche Referee Tobias Stieler aber auch durchaus auf Foul von Ivan Perisic an Marwin Potzmann entscheiden können.

Zur Pause 0:1 zurück, Inter hätte auch höher führen können. Rapid fand bis dahin nach vorne nicht statt. Das beeindruckendste der ersten Hälfte war die Rapid-Choreographie nach 12 Minuten auf drei Tribünen. Der  wenig später ein provokantes Transparent im Fansektor gegen die Polizei mit Stinkefinger folgte. Das lässt Rapid nicht zum ersten Mal geschehen. In der zweiten Hälfte musste Kühbauer beginnen, das Catenaccio zu lockern. Ein 0:1 halten bringt ja nichts.  Zuerst kam Philipp Schobesberger, dann Christoph Knasmüllner, kurz vor Schluss auch noch Thomas Murg. Doch bis auf einen gefährlichen Schuss von Knasmüllner 63 Sekunden nach der Einwechslung in der 62. Minute, der zum ersten und einzigen Mal Inters Kapitän im Tor, Samir Handanovic zu einem starken Reaktion zwang, passierte trotz mehr grün-weißen Angriffen nichts. Die hohen Bälle in den Strafraum erzeugten kaum Gefahr, die klarste Chance im Finish hatte wieder Inter.

Es wäre sicher mehr möglich gewesen, das Kapitel Europa League hätte durch die erste Heimniederlage im Europacup nach acht Partien nicht schon vor dem Rückspiel im Meazza-Stadion abgehakt sein müssen. Auf der Tribüne verfolgten dies der ehemalige LASK-Trainer Matthias Hamann als Scout für Adi Hütters Eintracht Frankfurt und Jürgen Säumel, der  Co-Trainer von Rapids Cupgegner Hartberg. Auch den verwunderte Rapids Startelf. Die Frage wird sein, wie sehr sie am Sonntag verändert wird. Denn nochmals so vorsichtig agieren, mit acht Defensivspielern,kann keine Option mehr sein. Weder gegen Hartberg noch eine Woche später gegen Red Bull Salzburg. Das wird auch Kühbauer wissen. Der zu großen Respekt in der ersten Hälfte als entscheidend für die Niederlage bezeichnet. Aber hatte nicht auch er mit der Aufstellung zu viel Respekt?

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