Fußball

Rapids Präsident steht zum Sportchef, Krankl applaudiert Dokupil

So proppenvoll wie am Bild oben im Frühjahr beim letzten Bundesligaspiel  für Steffen Hofmann wird die Tribüne der Rapid-Fans im Allianz-Stadion Sonntag Nachmittag nicht sein, wenn es um die Aufarbeitung de Unverständlichen geht. So steht es auf Rapids Homepage nach dem schlimmen 0:5 bei Villarreal und vor dem Pflichtsieg gegen Schlusslicht Admira. Da könnte Rapid eine Persönlichkeit wie den Fußballgott Hofmann gut brauchen. Über die Aufarbeitung gab es intern offenbar auch verschiedene Sichtweisen. Trainer Didi Kühbauer hielt sich an die Devise, auf eine am Boden liegende Mannschaft nicht noch verbal draufzuhauen, riet den Spielern nur zur Selbstreflexion, für die man ja keinen Trainer braucht. Präsident Michael Krammer stellte hingegen die Spieler an den Pranger. Fehlende grün.weiße Kommunikation oder wohldurchdachtes Kalkül?

Krammer kündigte an, wer sich nicht an die Devise halte, alles füreinander zu geben, der werde künftig einen Karriereknick erleiden, auf der Tribüne sitzen. Egal, wie er heißt, woher er kommt, wie teuer er ist. Einige würden sich für besser einschätzen als sie es tatsächlich sind.  Über  den Mann, der  für die Zuammenstellung dieses Kaders verantwortlich ist, nämlich Sportchef Fredy Bickel, lässt Krammer aber weiterhin nichts kommen. Er hat kein Verständnis dafür, dass der Schweizer als Sündenbock herhalten soll. Das könnte man auch so auslegen, dass Krammer nicht eingestehen will, bei seinen Personalentscheidungen vielleicht daneben gegriffen zu haben. Das Argument, dass Bickel unter Altlasten aus „Müllers Büro“ von Vorgänger Andreas Müller leidet, kann jetzt nicht mehr gelten. Zehn Spieler aus dem aktuellen Kader wurden von Bickel  verpflichtet, mit den drei Ausnahmen  Mario Sonnleitner, Ivan Mocinic und  Philipp Malicsek war der Sportchef auch in alle Vertragsangelegenheiten involviert. Dazu kommt die Wahl von Goran Djuricin als Nachfolger von Damir Canadi und der  Vertragsverlängerung für diese Saison.  Wenn das in Summe nicht zählt, was dann?

So sieht es auch einer der erfolgreichsten Trainer, die Grün-Weiß  hatte. Ernst Dokupil, unter dem Rapid Cupsieger und Meister wurde, dazu ins Finale des Europacups der Cupsieger gekommen war, forderte  Krammer via Medien auf, keine sportlichen Personalentscheidungen zu treffen, sah das Übel in der Chefetage. Das führte zu einer Reaktion von Rapids Jahrhundertfußballer Hans Krankl. Er besorgte sich Dokupils Handynummer, rief ihn an und dankte ihm für die offenen Worte: „Endlich bin nicht nur ich der einzige Böse, der so etwas sagt. Es war höchste Zeit, dass sich einmal auch ein anderer meldet.“ Ist jetzt geschehen. Die Einladung Rapids an Dokupil und andere Legenden zu einem gemütlichen Abend samt  Ganslessen am 22. November im Allianz-Stadion  erging schon vor dem 0:5 von Villarreal. Der Termin ist dennoch auffällig: Wenige Tage vor der  Hauptversammlung.

Zurück zur Aufarbeitung des Unverständlichen: Kühbauer wird sicher personell etwas  verändern. Christopher Dibon und Christoph Knasmüllner sind gegen ihren Ex-Klub von Beginn an ein Thema, für Knasmüllner wäre es sein 100. Spiel in der Bundesliga, davon 89 für die Südstädter. Auch Andrija Pavlovic  wäre in der Startelf vorstellbar. Mit Admiras Trainer Ernst Baumeister spielte Kühbauer zu Beginn seiner Karriere als 18jähriger zwei Jahre in der Südstadt zusammen, Admira wurde mit ihnen 1989 Vizemeister. Es war damals fast ein Verhältnis wie zwischen Vater und Sohn, Kühbauer lernte Baumeister als „unglaublich guten Menschen“ kennen.  Baumeister ist nicht überzeugt, dass  Admira die große grün-weiße Verunsicherung ausnützen kann: „Wir sind ja auch nicht gerade mit Selbstvertrauen gesegnet.“ Aber vielleicht hilft sich der Lezte mit seinen Standardsituationen, aus denen 74 Prozent der bisher nur neun Tore fielen. Das ist der beste Wert in der Bundesliga. Die Statistik spricht klar für Rapid: Von den letzten 14 Heimspielen in der Bundesliga gegen Admira nur eines verloren. Nicht in Hütteldorf, sondern im Happel-Stadion.

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