Fußball

Rehhagel holte Herzog zur Schnee-WM auf 1800 m Höhe: Ende beim Arzt

Otto Rehhagel, inzwischen 78jähriger deutscher Trainerguru, blieb mit fast allen Spielern, deren erfolgreiche Karrieren er entscheidend mitbestimmte, befreundet. Egal ob Rudi Völler, Klaus Allofs, der Neuseeländer Wynton Rufer, Mario Basler, Miro Klose oder Andi Herzog, Österreichs Rekordteamspieler. Die größten Rehhagel-Coups: Er machte aus dem Aufsteiger Werder Bremen einen Europacupsieger (der Cupsieger), einen zweifachen deutschen Meister, einen zweifachen Pokalsieger. 1998 führte er Kaiserslautern nach dem Aufstieg unter seiner Regie gleich zum Meistertitel. Und sein letzter großer Coup: Europameister 2004  in Portugal, dabei die Portugiesen samt Luis Figo, Cristiano Ronaldo und Rui Costa sowie Brasiliens Weltmeistercoach Felipe Scolari auf der Bank  zweimal bezwungen –  2:1  im Eröffnungsspiel in Porto und 1:0 im Finale von Lissabon. Und dazwischen im  Viertelfinale die Franzosen mit Zinedine Zidane und Thierry Henry eliminiert: „Die Mannschaft war einfach gut, sonst kann man keine Erfolge feiern. Nur haben das die wenigsten vorher gewusst.“

Jetzt macht Rehhagel nur noch das, was ihn freut. Etwa ehemalige Fußballgrössen in einer Weltauswahl bei der Schnee-WM in Arosa coachen. Wie  vergangenen Freitag. Dazu ließ  er auch Herzog in die Schweiz kommen. Ebenso den griechischen Europameister-Keeper Nikopolidis,  dem Franzosen Karembeu oder den Spanier Mendieta, mit dem Herzog über seine schwärzeste Stunde im österreichischen Teamdress Erfahrungen austauschte: Das 0:9 von Valencia 1999, bei dem  Mendieta sein Debüt feierte. Sechs Jahre zuvor war Herzog  einen der herausragenden Spieler in Rehhagels Bremer Meistertruppe.  Gemeinsam mit Torjäger Rufer, der auch nach Arosa kam, in dem Rehhagel den besten Spieler sieht, den er je trainierte und Mario Basler, bei dem er erfolgreich über manche Eskapaden, wie zu spät zum Training kommen, hinwegsah.  In Arosa wurde auf einem Schnee-Fußballfeld in einer sonstigen Kunsteisbahn unter freiem Himmel gespielt. Auf 1800 Meter Höhe sehr anstrengend, wenn man mit 48 nicht mehr topfit ist. Herzog kann das bezeugen: Beim „Sponsorenkick“ am Tag vor der WM zog  er sich  einen Adduktoreneinriss zu . So konnte er nur lakonisch feststellen: „Eine durchaus gelungene Veranstaltung. Bis auf die Tatsache, dass ich nicht mitspielen konnte.“ Gestern ging es in Wien zur genaueren Untersuchung.

Wenn Rehhagel Schnurren aus alten Zeiten erzählt, bleibt kein Auge trocken. So auch in Arosa.  Zum aktuellen Geschehen fällt ihm stets etwas treffendes  ein. Etwa zur immer größer werdenden Generation der sogenannten Laptop-Trainer: „Der Fußball lebt doch von Unwägbarkeiten, man darf aus ihm kein Computerspiel machen, sonst geht er daran kaputt.“ Und wenn er jetzt von RB Leipzig als erfolgreichsten deutschen Aufsteiger aller Zeiten liest oder hört, dann muss er lachen: „Wissen Sie, was der Unterschied  zwischen Leipzig und Kaiserslautern  ist?“ Da redet Rehhagel gar nicht davon, dass Leipzig zuerst einmal den Titel holen muss so wie damals seine Mannschaft, sondern nur von einem anderen Faktum: „Wir haben damals die Bayern zweimal geschlagen.“ Das kann Ralph Hasenhüttl mit Leipzig  nach dem 0:3 von München nicht mehr.

 

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