Fußball

So darf Sturm Graz nicht untergehen: „Ein guter Charaktertest!“

Praktisch in nur 42 Minuten zerstörte Sturm Graz viel von dem positiven Image, das sich Österreichs Vizemeister seit zwei Jahren aufbauen konnte. Zwischen der 9. und 41. Minute kassierten die Grazer vor 34.000 Zuschauern im De Kuip von Rotterdam gegen Feyenoord vier Treffer. Das führte zum bisher größten Rückstand der Graz in einem Europacupspiel, am Ende stand mit 0:6 (0:4) die höchste Niederlage. So darf man auch gegen eine bessere Mannschaft nicht auseinanderfallen. Die Statistik unterstreicht den inferioren Eindruck, von Sturm: Feyenoord spielte bei 71 Prozent Ballbesitz  614 Passes, die Verlierer nur 220. Sturms Kapitän Jörg Siebenhandl sprach nachher von einer guten Charaktertest, der nach dem desaströsen Abend auf die Verlierer zukommt. Die hätte sich Sturm besser erspart. „Das Ergebnis tut unglaublich weh“, gestand Trainer Christian Ilzer, „wir hatten kein internationales Niveau!“

Das Verhängnis begann mit einem Freistoß des türkischen Teamspielers Orkun Kökcu. Bei dem ließ Alexander Prass in seinem Rücken Alireza Jahanbakthsh, den Kapitän von Irans Nationalteam, allein in Richtung Tor laufen. In dem Siebenhandl die falsche Entscheidung traf, auf einen Pass zur Mitte spekulierte, die kurze Ecke öffnete, in die Jahanbakthsh schoss.  Der Auftakt zur „Hinrichtung“ von Sturm, zu der auch gehörte, den schnellsten Spieler schon nach 15 Minuten zu verlieren. Durch ein Foul von Feyenoord Abwehrchef aus Oberösterreich, Gernot Trauner, der ohne Rücksicht auf Verluste in den sprintenden Emanuel Emegha sprang. Ein klares Foul, das der französische Referee Jerome Brisard nicht einmal mit einem Freistoß ahndete. Emegha erlitt eine Schulterluxation, musste mit der Bahre vom Platz gebracht werden. Damit war der Spieler weg, der Feyenoords Abwehr Probleme hätte bereiten sollen.

Die hatte an dem nur die Grazer Abwehr. Das Zweikampfverhalten war unterirdisch. Zu weit weg vom Gegner, keine Aggressivität. Feyenoords Spieler wurden nur begleitet, nicht attackiert. David Hancko, der slowakische Innenverteidiger, konnten vor dem 2:0 mühelos durch die Abwehr, an Amadou Dante vorbei, in den Strafraum marschieren.  Die Vorarbeit km durch einen Fersler, der auch in der Aktion zum 3:0 dabei war. Da hatte der Brasilianer Danilo wenig Mühe, aus kurzer Distanz die Vorarbeit von Peru-Verteidiger Marcos Lopez, zu nützen. Die kam über die Seite. Die Mittelfeldraute von Sturm funktionierte gar nicht, ließ Feyenoord zu viel Raum an der Außenbahn.  Zur Draufgabe fälschte Dante den Schuss von Jahanbaktsh zum unhaltbaren vierten Treffer ab. Zur Pause ließ´Trainer Christian Ilzer Kapitän Jon Gorenc Stankovic und den Schweizer Gregory Wüthrich, die eigentlich in der Defensive für Stabilität sorgen hätte sollen, in der Kabine.  Sie sahen schon in den ersten zwölf Minuten gelb, dazu war ohnehin schon alles verloren. Die Tore des Mexikaners Santiago Gimenez und des Marokkaners Oussame Idrissi waren die Draufgabe. Es hätte noch schlimmer können.

Eine Woche zuvor hatte Sturm beim 1:0 Dänemarks Vizemeister Midtjylland beim 1:0 gut im Griff. Im Heimspiel gegen Lazio Rom zeigte Midtjylland in Herning ein anderes Gesicht, gewann  unerwartet klar 5:2 (2:0). Damit haben alle vier Mannschaften drei Punkte, Sturm ist durch die schlechteste Tordifferenz Letzter. Der einzige Grazer, der Donnerstag ein Erfolgserlebnis hatte, spielte in Griechenlands Hauptstadt Athen im Dress von Freiburg: Michael Gregoritsch erzielte beim 3:0 (2:0) gegen Meister Olympiakos das 2:0 mit rechts, das 3:0 mit links. Philipp Lienhart machte im Abwehrzentrum wie gewohnt dicht. Eine Niederlage gab es für Aleksandar Dragovic mit Roter Stern Belgrad beim türkischen Meister Trabzonspor mit dem Ex-Austrianer Jens Stryger Larsen. Das Tor der Serben beim 1:2 (0:1) fiel erst in der 89. Minute. Und erneut für Christopher Trimmel mit dem deutschen Tabellenführer Union Berlin. In der Bundesliga ungeschlagen, in der Europa League gab es das zweite 0:1. Zum Start daheim gegen Union St.Gilloise, Donnerstag in Portugal gegen Braga.

Foto: Feyenoord Media.

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