Fußball

Stärker ist Rapid nicht geworden

Peter Stöger ist ein vornehmer und zurückhaltender Mensch, dem es fern liegt, als Zuschauer jemanden durch seine Kommentare in Schwierigkeiten zu bringen. Und daher schwieg er über seine Eindrücke, die er eine Woche vor dem Saisonstart im Uniqa-Cup auf der Tribüne von seiner Ex-Klubs Austria und Rapid gewann. Denn die könnten nach dem 0:1 von Violett am Freitag Abend gegen den „Rest“ von Borussia Dortmund zur Eröffnung des neuen Generali-Arena als auch Samstag nach dem 1:2 (0:1) von Grün-Weiß vor 10.500 Zuschauern im Allianz-Stadion gegen den deutschen Zweitligisten Hamburger  SV, der  nicht in personeller Bestbesetzung antrat, nur heißen: In Wien ist nicht viel los, sondern viel Luft nach oben. Daher etwas verwunderlich, dass Rapids Sportchef Fredy Bickel zur  Halbzeitpause in die ORF-Kameras sagte, die kontinerliche Weiterentwicklung gegenüber letzter Saison sei bemerkbar, geradezu unübersehbar. Ein Kunststück, dies zu erkennen. Der klare Plan, was Rapid spielen will, blieb im verborgenen.

22 Spieler bot Trainer Goran Djuricin auf. Doch nachher muss  man feststellen: Stärker als letzte Saison ist Rapid ohne Lucas Galvao, Luis Schaub, Joelinton, vielleicht auch Giorgi Kivilitaia und Steffen Hofmann nicht geworden. Es hat sich über den Sommer der Eindruck nicht verändert, dass es  Legionäre gibt, die nicht wirklich weiter helfen. Egal, auf welcher Position sie Djuricin auch einsetzt. Den aktivsten Eindruck hinterließen Dejan Ljubicic und Thomas Murg. Das ist nichts wirklich Neues. Natürlich interessierten die Neuerwerbungen  am meisten. Mateo Barac feierte schon nach nur  einem Tag in Hütteldorf sein Debüt. Daher muss man den kroatischen Innenverteidiger mit Vorsicht beurteilen. Ein starkes Tackling, riskante Aktionen, Fehler im Spielaufbau. Beim ersten Spiel nicht verwunderlich. Auf jeden Fall genießt aber der kroatische Innenverteidiger einen Sonderstatus: Als erster Spieler seit mehr als einem Jahrzehnt muss er beim deklarierten adidas-Klub Rapid nicht in Schuhen mit den drei Streifen spielen, sondern darf welche vom amerikanischen Konkurrenten Nike tragen. Na ja, wenn künftig die Leistung passt, wird es egal sein.

Die anderen? Marvin Potzmann wenig auffällig, beim 0:1 nicht glücklich in der Defensive. Christoph Knasmüllner rüttelte am „Privileg“ von Murg, Aluminium zu treffen, mit einem sehenswerten Volley. Ansonst lief das Spiel an ihm vorbei. Und er tat viel zu wenig, um das zu ändern. Deni Alar ist noch nicht richtig integriert,  weiß  nicht, wie die Mitspieler reagieren und umgekehrt. Der Rumäne Andrei Ivan zeigte in der zweiten Hälfte mehrmals, dass er so richtig torgefährlich werden könnte, wenn er topfit ist. Bis dahin wird es noch dauern,  Ansonst zeigte Heimkehrer Philipp Malicsek nicht nur mit seinem Ausgleichstor auf. Abwarten, wie viel Vertrauen er bekommt. Für den auffälligsten Eindruck des Abends sorgte  Hamburgs Tormann Julian Pollersbeck, letztes Jahr U21-Europameister, in seiner riskanten Rolle beim Spielaufbau. Wie ein Libero schaltete er sich ein, mitunter sogar wie eine Nummer sechs. Einige Male wäre es  fast ins Auge gegangen. Aber nur fast. Bei Rapid war es anders: Ein missglückter Abschlag von Tormann Richard Strebinger leitete die Aktion zu Hamburgs Siegestor ein. Sonstige Neuigkeiten aus Hütteldorf: Der bisherige grün-weiße Auswärtsdress ist in der kommenden Saison das Heimtrikot. Das neue für Auswärtsspiele wird  kommende Woche präsentiert.

Das Maß aller Dinge bleibt auch in der Vorbereitung der Meister. Red Bull Salzburg feierte im fünften Spiel den fünften Sieg. Nach dem 3:0 (1:0) gegen den französische Europa League-Teilnehmer Rennes, bei dem nach der Führung von Munas Dabbur die Tore zwei und drei durch Smail Prevljak und Xaver Schlager erst in der Nachspielzeit fielen, heißt die Bilanz: Fünf Spiele, fünf Siege 19:0-Tore. Da kann sich Trainer Marco Rose stets nur wiederholen, zufrieden zu sein. Sollte die bevorstehende Rapid-Werbekampagne auf Plakaten  mit der Aufschrift von Hütteldorfer Festspielen eine Kampfansage oder Spitze gegen Salzburgs sein, erscheint das derzeit sehr, sehr riskant. Könnte sogar zum Bumerang werden.

 

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