Ein positiver Corona-Antigentest bei Peter Stöger verhinderte sein für Samstag geplantes Treffen mit Horst Heldt (Bild oben), dem Sportchef des 1.FC Köln in Wien. Daher wird virtuell darüber verhandelt, ob Stöger im Juli nach vier Jahren in die Domstadt zurückkehrt: „Die Bedingungen müssen stimmen“, sagte Austrias General Manager in einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“. Bei Austria hört er auf, weil die Bedingungen mit den Erwartungen nicht kompatibel sind. Aber ist das beim 1.FC Köln, der in den letzten drei Runden der Bundesliga gegen Relegation und Abstieg kämpft, viel anders? Eigentlich nicht. Daher gilt für die Gespräche nach einem Hit von Minisex, der „Rudi, Rudi gib acht“´hieß, die Marschroute: Peter, Peter gibt´acht! Das wird er garantiert auch tun, sich nicht von den Erinnerungen an die Zeit von 2013 bis 2017 als mit Ausnahme des Abschieds fast alles passte, er die Kölner von der zweiten Liga nach 25 Jahren zurück in den Europacup brachte, vom „Aufstöger“ zum gefeierten „Euro- Peter“ wurde leiten lassen. Die deutsche Handynummer von damals gab Stöger übrigens bis heute nicht auf.
Schon einmal hatte Stöger ein Angebot von Heldt abgelehnt. Vor drei Jahren, als Heldt Sportchef von Hannover war. Hannover stieg danach ab. Die Person Heldt ist überhaupt etwas mit Vorsicht zu genießen. Der ehemalige Legionär von Sturm Graz, der dort von 2001 bis 2003 nicht besonders auffiel, hatte als Sportchef des VfB Stuttgart zwischen 2006 und 2009 einen großen Erfolg mit dem Meistertitel, bei Schalke zwischen 2010 und 2016 mit dem Pokalsieg. Der Abstieg bedeutete seine Ende bei Hannover. Vier Monate später im November 2019 begann er beim 1.FC Köln gemeinsam mit Trainer Markus Gisdol, den er aussuchte. Einen positiven Trend löste das Duo nicht gerade aus. Letzte Saison reichte es zu Rang 14. Im April konnte Heldt nicht anders, musste entgegen aller Beteuerungen seinen Freund Gisdol opfern. Zu bedrohlich wurde die Lage im Abstiegskampf, Oldie Friedhelm Funkel wurde mit 66 für die letzten sechs Runden reaktiviert. Heldts Vertrag endet mit 30. Juni, wurde noch nicht verlängert. Er gilt als sehr umstritten, wie man in den Kölner Fanforen nachlesen kann. Wenn es ihm gelingt, den in Köln noch sehr populären und geschätzten Stöger zurückzuholen, dann hat auch er ein besseres Standing, steigen die Chancen auf einen neuen Vertrag.
Die Erwartungen, die in Köln mit Stögers Rückkehr verbunden wären, sind total überzogen. Wegen der Mannschaft. Der Kader ist nicht gut zusammengestellt. Einige glauben sogar, dass mit Stöger der 33 jährige Franzose Anthony Modeste wieder zu dem gefürchteten Goalgetter wird wie 2016/17 mit 25 Toren und zwei Assists. Köln kassiert danach mit seinem Wechsel nach China über 30 Millionen Euro, aber Modeste traf nie wieder annähernd sooft. Weder in China noch in Köln nach der Rückkehr. Oder in Frankreich bei St. Etienne, wohin er im Jänner verliehen wurde. In dieser Saison gelang Modeste kein Tor. Da kann mit Stögers Rückkehr die Zeit nicht zurückgedreht werden. Von der aktuellen Mannschaft kennt er aus seiner früheren Zeit nicht mehr viele: Tormann Timo Horn, Kapitän Jonas Hector, den Spanier Jorge Mere, Mittelfeldspieler Salih Öczan, der bei hm debütierte.
Um den „Effzeh“ zu renovieren, fehlt das Geld. Wegen der Finanznot soll oder muss sogar der beste Mittelfeldspieler, der Tunesier Ellyes Shkiri, zu Geld gemacht, verkauft werden. Für seine Position hat Heldt als Ersatz den ablösefreien Rapid-Kapitän Dejan Ljubicic verpflichtet, Wenn Köln in der Bundesliga bleiben sollte, dann wartet auf Stöger beim Comeback der Abstiegskampf. Mehr als die Klasse zu halten, wird nicht drinn sein. Auf Höhenflug wie bei seiner ersten Ära gibt´s keine Chance. Falls Stöger Köln nicht zusagt, gilt der ehemalige Austria-Trainer Thorsten Fink als mögliche Alternative.