Rekordtrainer bei der Austria und in Österreich ist er, weil die 82 erzielten Punkte zum Meistertitel in der Saison 2012/13 einen Rekordwert in Österreich bedeuten. Bis heute. Und seit Dienstag haben Stöger und sein Co-Trainer Manfred Schmid, der ihm von Wien an den Rhein folgte, auch den Rekord beim 1.FC Köln: Der zweite österreichische Trainer bei dem als launische Diva verschrieenen Chaosklub nach der Austria-Ikone Ernst Ocwirk, der mit Thomas Parits als Spieler nur eine Saison durchgehalten hatte (1970/71), ist seit Dienstag der mit der längsten Amtszeit. Keiner brachte es bisher auf 1385 Tage wie Stöger seit dem Amtsantritt in der zweiten Liga am 1. Juli 2013 in der zweiten Liga. Und jetzt träumen die Kölner Fans bei Platz sechs von der ersten Qualifikation für den Europacup seit 25 Jahren!
Die Verträge von Stöger und Schmid sind schon seit letztem Jahr bis 2020 verlängert, ein großer Vertrauensvorschuss. Auf 1385 Tage hintereinander brachten es auch die klingendsten und berühmtesten Namen in der Kölner Klubgeschichte nicht. Kein Hennes Weisweiler in seinen drei Amtszeiten (1948-52, 1955-58 und 1976-80), nicht der Glatzkopf Georg Knöpfle (1964-66), nicht der berühmte Holländer Rinus Michels (1981-84), nicht Christoph Daum (1987-90 und 2006-2009) oder der dänische Langzeit-Teamchef Morten Olsen (1993-96). Wenn diese Saison am 20. Mai beendet wird, sind es dann 1438 Tage für Stöger und Schmid. Bei einem Klub, der vor ihrer Zeit nur beim Trainerverschleiß Spitze war. Wenn ihn Fans um gemeinsame Fotos bitten, dann kann es passieren, dass ihnen Stöger lachend sagt: „Das hättet ihr euch aber auch nicht gedacht, dass da ein Ösi vier Jahre Trainer ist“. Im Juli beginnt seine fünfte Saison, in der von Köln niemand mehr als Chaosklub redet. Wirkliche brenzlige Situationen gab es noch keine: „Zu Beginn war die Hoffnung, dass es funktionieren kann, größer als der Glaube daran“.
Vergangenes Jahr lud Stöger als Zeichen des Danks für die erfolgreiche Zusammenarbeit sein Trainerteam nach Wien ein, heuer dazu auch alle Mitarbeiter, die ihn unterstützen, die Arbeit erleichtern, wie er es formuliert. 40 Personen, darunter auch die Vorstände Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle, folgten von letzten Freitag bis Sonntag Stögers Ruf in seine Heimatstadt. Am Samstag Abend entspannte sich die Kölner „Delegation“ im Orpheum beim Programm 99 Luftballons, dem Comeback der 80erJahre. Das waren die Zeiten, in denen es für die Kölner noch eine Selbstverständlichkeit bedeutete, im Europacup zu spielen.
Ab Montag holte alle wieder der harte Alltag ein. Yuya Osaka, vielleicht der wichtigste Assistgeber für Torjäger Anthony Modeste, kehrte von der WM-Qualifikation mit Japan mit einer Knieverletzung zurück, fällt damit für die englische Woche mit den Spielen in Hamburg, gegen Eintracht Frankfurt und das Rheinderby gegen Borussia Mönchengladbach aus. Seit zwei Monaten haben die Kölner die Verletzungsseuche am Fuss, insgesamt 14 Spieler verpassten daher zusammen 125 Partien. Typisch aber die Stöger-Reaktion zur Misere: „Wir werden uns schütteln und mit den Jungs, die noch zur Verfügung stehen, Samstag in Hamburg punkten“.