Fußball

ALS wie Steve Hawkings oder Borgonovo: Sergej Mandreko braucht Hilfe

ALS oder amyotrophe Lateralsklerose, eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems: Der brillante britische Physiker Steve Hawkings bekam diese Prognose 1963, sitzt seit 1968 im Rollstuhl, ist seit 1985  in Sachen verbaler Kommunikation auf einen Sprachcomputer angewiesen, den er mit den Augen und dem Wangenmuskel bedient.  Dass er noch lebt, egal unter welchen Umständen, überrascht alle Ärzte.  Stefano Borgonovo, ehemaliger italienischer Teamstürmer, erkrankte nach der Karriere an ALS, schaffte es nach der niederschmetternden Prognose noch, 2008 eine Stiftung ins Leben zu rufen, die nach den Ursachen der Erkrankung forscht, seine Biographie mit Hilfe eines Sprachcomputers zu verfassen. Vor vier Jahren verstarb Borgonovo, seine Witwe Chantal führt den Kampf gegen ALS weiter, auch letztes Jahr bei der Europameisterschaft in Frankreich als Gast von Italiens Verband. Bereits 2005 verstarb ein polnischer Teamspieler in Diensten von Wolfsburg, Krzystof Novak, im Alter von nur 29 Jahren an ALS.

Jetzt hat es auch einen, der in Österreichs Fussballszene gut bekannt ist, mit 45 Jahren erwischt: Sergej Mandreko, 1992 von Pamir Duschanbe in der damaligen UdSSR, genauer gesagt aus Tadschikistan, zu Rapid gekommen. Für Rapid bestritt der kampf-und laufstarke Mittelfeldspieler bis 1997 107 Spiele und er erzielte dabei 16 Tore. Mandreko gehörte zu der Mannschaft, die in der Erfolgsära von Trainer Ernst Dokupil  1995 Cupsieger, 1996 Meister wurde, in diesem Jahr bis ins Europacupfinale der Cupsieger kam, das in Brüssel gegen Paris St. Germain 0:1 verloren ging. Gemeinsam mit  Didi Kühbauer, Stefan Marasek und Zoran Barisic bildete er die „Daltons“, wie Dokupil damals die vier verschworenen Freunde in Anlehnung an eine amerikanische TV-Comedyserie nannte. Nach Rapid spielte Mandreko noch sechs Jahre in Deutschland: Bis 2000 in Berlin bei Hertha BSC mit Ungarns Schlabberhosen-Kulttormann Gabor Kiraly, dem jetzigen Trainer Pal Dardai, dem jetzigen Manager Michael Preetz, Stars wie dem Holländer Bryan Roy,  dem deutschen Teamstürmer Andreas Thom, dem Brasilianer Alex Alves und dem Iraner Ali Daei  unter Trainer Jürgen Röber und dessen Assistenten Bernd Storck, jetzt Ungarns Teamchef. Danach noch drei Jahre in Bochum. Danach kam es noch zum Teil-Revival der Daltons im Burgenland: Nochmals  mit Kühbauer bei Mattersburg. Bis 2005.

Seit 2015 arbeitet Mandreko nach sechs Jahren im Trainerstab von Lok Moskau wieder in Wien. In der zweiten Stadtliga im dritten  Bezirk bei LAC Inter. Als Trainer der Kampfmannschaft und der Unter 15. Als der rechte Arm mitunter, weil eingeschlafen, nicht mehr richtig funktionsfähig war,  ging er zum Arzt. Bekam die niederschmetternde Prognose: ALS im Anfangsstadium. Derzeit  fällt ihm das Gehen schon schwer. Aber Mandreko kämpft dagegen an. So wie er als Fussballer eine Niederlage erst akzeptierte, wenn der Schlusspfiff ertönte.  Kurzum: Sergej braucht Hilfe, auch um eine alternative Behandlung in Russland, der er sich unterziehen will, finanzieren zu können.

LAC Inter organisiert daher am Ostermontag, den 17. April, eine Benefizveranstaltung mit einem Legendenspiel. Zwei der Daltons, Kühbauer und Marasek, sind dabei, andere Rapid-Legenden auch. Barisic ist in der Türkei unabkömmlich.  Alle, die Mandreko noch in guter Erinnerung haben, sind aufgerufen, zu kommen. Und auch seine Ex-Klubs Rapid und Mattersburg sind eigentlich zur Hilfe verpflichtet. So wie es Rapid  bei der insolventen Vienna  letzte Sonntag mit dem Rettungsspiel bereits vorbildlich getan hat, müßte es  jetzt auch Unterstützung für einen ehemaligen Spieler geben. Nochmals: Sergej Mandreko braucht Hilfe!

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER .

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