Ein violettes Fest vor ausverkauftem Haus sollte es werden. Das in Wahrheit nicht ausverkauft, sondern mit 14.300 Zuschauern nur sehr gut besucht war, weil offenbar einige Kartenbesitzer nicht anwesend waren, sollte es werden. Doch es kam total anders. Die Machtdemonstration von Vizemeister Sturm Graz in der Generali-Arena riss die Wiener Austria aus allen Träumen. Die 0:3 (0:1)-Heimpleite, die erste dieser Saison lässt für die kommen zwei Wochen mit den zwei Spielen gegen Villarreal (Samstag 0:0 in Cadiz) dem Wiener Derby und dem Duell gegen Meister Red Bull Salzburg eigentlich nichts Gutes erwarten. Mit der Abfuhr fiel die Austria aus den ersten sechs, auf Rang sieben zurück. Schwere Tage für Trainer Manfred Schmid.r sich auch verbale Duelle mit seinem Kollegen Christian Ilzer lieferte. Denn es gab außer der Abfuhr noch einiges, was nicht passte. Etwa die Reaktion von Aleksandar Jukic auf seinen durchaus nachvollziehbaren Austausch drei Minuten nach dem zweiten Tor von Sturm. Er war bis auf die Tribüne zu hören, wie er „warum, warum, warum“ in Richtung seines Trainers brüllte. Schmid will zwar kein großes Thema daraus machen, aber ein Nachspiel wird es dennoch geben.
Mythos, Kultklub, Tradition, Hingabe, Scheiberlspiel, Diva, Emotionen, Kaffeeehausklub, Veilchen – das passt alles zur Austria, stand auf einem riesigen Transparent der violetten Fans über zwei Tribünen. Jene Fans, die bei der Bekanntgabe der Aufstellung nach dem Namen von Matthias Braunöder „Fussballgott“ schrien, was für Erinnerungen an Rapid und Steffen Hofmann wach rief. Sie sorgten auch für ungute Szenen, als sie nach der Pause mit Pyrotechnik das Spielfeld einnebelten, für eien Unterbrechung sorgten. Nach der es mit Austria bergab ging. Trotz verschlafenem Beginn bis zum 0:1 hielt sie danach bis zur 58. Minute voll mit, hatte ihren Anteil an einem intensiven Spitzenspiel auf gutem technischen Niveau. Aber im Endeffekt war bei Sturm alles besser. Auch die Chancenverwertung. Dazu wirkte die Abwehr kompakter, hatte der Vizemeister die besseren Legionäre und auch die bessere Bank. Das zeigte in der Nachspielzeit der 20 jährige Muhammed Fusaini. Mit seinem zweiten Jokertor hintereinander. Dazu brauchte er nur acht Minuten. Somit gingen alle drei Treffer des Sieger auf das Konto eines Ausländers.
Das erste der Schweizer Albian Ajeti nach idealem Pass von Alexander Prass (Bild oben), das zweite der Däne William Boving. Für beide Sommerkäufe war es ihr ersten Treffer in der Bundesliga. Zwischen ihnen hätte die Austria das Match drehen können. Da gab es zwischen der 18. und 25. Minute drei Sitzer,die zweimal Muharem Huskovic und einmal Dominik Fitz nicht nützten. Zwei Tore hätte man daraus erzielen müssen, klagte Schmid nach der Niederlage. Womit er recht hatte. Das entscheidet Spitzenspiele. Der Ausfall von Marvin Martins hatte darauf keinen Einfluss. Das 19jährige Eigengewächs Dario Kreiker leistete sich als Linksverteidiger weniger schwere Fehler wie Kapitän Lukas Mühl und Lucas Galvao im Zentrum. Nach 73 Minuten zeigte der Austausch von Andreas Gruber und Braunöder, dass Schmid keine Chance mehr auf eine Wende sah.
Sturm Graz kann sich freuen: Der Rückstand auf Tabellenführer Salzburg schrumpfte auf zwei Punkte. Wird Sturm wirklich zum großen Salzburg-Jäger? Die Antwort gibt es in drei Runden, wenn die Grazer in Salzburg gastieren. Aber zunächst geht es darum, Donnerstag gegen Lazio Rom in der Europa League die gleiche Intensität auf den Rasen zu bringen wie Sonntag. Lazio fertigte in Italiens Serie A Spezia 4:0 (2:0) ab, zwei Tore gingen auf das Konto des serbischen Teamspielers Sergej Milinkovic-Savic. Sein Vater gehörte vor 18 Jahren zur letzten Meistermannschaft von Sturms Stadtrivalen, des GAK, unter Walter Schachner.
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