Fußball

Trotz 46 Millionen Förderungen bedeutet das Leuchtturmprojekt für ÖFB einen finanziellen Kraftakt

Neun Minuten vor 16 Uhr veröffentlichte der ÖFB am Freitagnachmittag die erste Erfolgsmeldung aus dem Präsidium. Den Beschluss zu Neuerungen und Adaptierungen bei der Talenteförderung. Eine Projektgruppe, die der ehemalige Sturm Graz-Sportchef Günter Kreissl leitete, arbeitete ein Zwei-Leistungsstufenmodell aus. Als Reaktion auf die große Nachfrage nach neuen Standorten für Akademien. Die erste Leistungsstufe wird unverändert mit Akademien in drei Altersklassen gespielt (U 15, U16, U 18), darunter eine neue ÖFB-Jugendregionalliga eingeführt. Aufgeteilt in Ost und West. Künftig gibt es neben der Kategorie Akademie auch die Stufe Leistungszentrum mit abgeschwächten Lizenzbestimmungen, die von Vereinen der höchsten Spielklassen, der Regionalligen und Landesverbände betrieben werden kann.

Eine Stunde und 58 Minuten später machte der ÖFB einen zukunftsweisenden Schritt hochoffiziell: Der Neubau eines Trainingszentrums für Nationalteams und eingeschlossener neuer Geschäftsstelle im Nordosten von Wien, in Aspern. Mit dem Bau soll im Juli 2023 begonnen werden. Der Plan sieht die Fertigstellung Ende 2025 vor. Geht die historische Schaffung der neuen Infrastruktur die ÖFB-Präsident Gerhard Milletich (Bild oben) als „Leuchtturmprojekt“ bejubelte, planmäßig über die Bühne, dann könnte David Alaba im Finish seiner Laufbahn wieder in dem Bezirk trainieren, in dem die großartige Karriere des Teamkapitäns im Nachwuchs begonnen hatte. Voraussetzung bleiben aber die Abschlüsse der Förderverträge mit dem Bund und der Stadt Wien. Sie beteiligen sich mit je einem Drittel an den Kosten für den Liegenschaftserwerb, die Büroräumlichkeiten des ÖFB inklusive Konferenzbereich, ein Kleinstadion, in dem Nachwuchs-Länderspiele stattfinden sollen, drei Naturrasenplätze, einer mit Kunstrasen, Kabinenräume und 60 Zimmer. Die machen rund 70 Millionen Euro aus. Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler beglückwünschte den Fußballbund zu der richtungsweisenden Entscheidung, die seiner Ansicht nach beitragen wird, Österreichs Fußball auf der Überholspur zu halten. Wiens Sportstadt Peter Hacker zeigte sich zufrieden, dass auch städtischen Bildungseinrichtungen und Sportvereinen das neue Zentrum offen stehen wird.

Der Plan für das Zentrum in Aspern stammt noch von Milletichs Vorgänger Leo Windtner, wurde nach seiner Ära beschlossen. Mit drei Gegenstimmen. Die nichts mit der noch nicht ausgestandenen „Inseratenaffaire“ um Milletich zu tun haben. Nicht alle, die sich in dieser Causa als Milletich-Kritiker positionierten, stimmten nach den Diskussionen gegen das Leuchtturmprojekt in Aspern. Fakt ist, dass der ÖFB dazu 23 Millionen Euro aufbringen muss. Das wird nicht leicht zu stemmen sein, bedeutet einen finanziellen Kraftakt bis an den Rand der möglichen Belastung. Das steht außer Diskussion. Zudem muss der ÖFB ab 2026 die Zimmer, die Plätze usw. erhalten, was auch nicht billig sein wird. Skeptiker sprechen hingegen noch immer von unnötiger Gigantomanie, sehen die Seestadt Aspern zudem als kommendes Wiener Problemgebiet. Die für das Kompetenzzentrum in Aspern stimmten, dachten sicher an die 46 Fördermillionen, die man nicht liegen lassen wollte.

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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