In der Aufstiegssaison die erste Europacupqualifikation des LASK seit 1999 fixiert, Platz drei mit Chancen auf den Vizemeistertitel hinter Red Bull Salzburg, da kann man sagen: Der schlafende Riese aus Linz ist endgültig erwacht. Vom Fanpotential gehören die Linzer auch zu den ersten Vier in Österreich, daran hat auch die viel zu lange Zeit in der Zweitklassigkeit nichts geändert. Jetzt passt nur eines nicht zum erwachten Riesen: Das zu kleine Stadion in Pasching. 6290 Zuschauer passen da hinein, Samstag beim „Endspiel“ um Rang drei gegen Rapid könnte sogar das Linzer Stadion gefüllt werden. Aber das ist kein Thema. Da heißt es warten bis 2022. In vier Jahren soll das neue Stadion für 19.500 Zuschauer im Süden von Linz, am Pichlinger See, fertig sein. Dann zu sehen sowohl von der Westautobahn als auch von den Zügen an der vorbeiführenden Westbahnstrecke.
Natürlich steht bei Erfolgen wie diesen der Trainer im Mittelpunkt. Und das ist ein Rieder Urgestein. Als Oliver Glasner, der Rekordspieler der Innviertler, 2015 einen Vierjahresvertrag als Trainer und Sportchef kam, stieß das nicht überall auf Beifall, sondern auch auf Skepsis. Der Mann, der dazu stand, weil er von Glasner überzeugt war, ist gemeinsam mit Präsident Siegmund Gruber der Architekt des Linzer Erwachens: Jürgen Werner, mit der Agentur Stars & Friends einer der führenden Spielerberater des Landes. Seine Aktivitäten für den Traditionsklub riefen in der Wiener Ligazentrale sogar seelische Blähungen hervor. Um die zu beseitigen, legte er offiziell die Geschäftsführung des Österreich-Filiale der internationalen Firma zurück und in die Hände von Reiner Tichy. Kümmert sich nur noch um internationale Klienten aus Österreich wie Sebastian Prödl, Kevin Wimmer, Philipp Hosiner oder Daniel Royer in der nordamerikanischen Major Soccer League. Aber elf der LASK-Spieler, also eine ganze Mannschaft, lassen sich von Stars & Friends beraten. Den Linzern, 1965 Österreichs erster Meister aus den Bundesländern mit Spielern wie Gerhard Sturmberger, Dolfi Blutsch oder Helmut Köglberger, schadet das nicht.
Glasner wurde aus seinem Vertrag bei Ried rausgekauft. Zuvor verdiente er sich erste Sporen in Salzburg, wo er auf Vermittlung des Rieder Ehrenpräsidenten Peter Vogl, der für die Rechtsabteilung von Red Bull arbeitete, einen Job als Sportkoordinator bekam. Ehe er Assistent von Roger Schmidt zu dessen erfolgreichen Trainerzeiten in der Mozartstadt wurde. Eigentlich war es schon ausgemacht, dass Glasner 2014 Schmidt nach Leverkusen folgen sollte. Aber dann kam das Angebot von Ried, die erste Stelle als Cheftrainer. Den Kontakt zu Schmidt hält Glasner noch immer aufrecht, auch wenn der derzeit in Peking arbeitet.
Gruber und Werner hielten an Glasner fest, auch als dessen erster Anlauf zum Aufstieg ausgerechnet an St. Pölten gescheitert war. Und an dessen erfahrenen Trainer Karl Daxbacher, der ein Jahr zuvor überraschend beim LASK hatte gehen müssen. Im zweiten Versuch schaffte es dann Glasner mit seiner Mannschaft souverän. Dass seine Spielphilosophie sehr von Schmidt und Red Bull beeinflusst ist, kann man sehen: Durch eine ausgeprägte mannschaftliche Defensivarbeit die Gegner nur wenig vor das Tor kommen lassen, nach Ballverlust blitzschnell kontern. Etwas in Verlegenheit kann man den Aufsteiger nur bringen, wenn man ihn das Spiel machen läßt, zu viel Ballbesitz zwingt.
Schon zu Saisonbeginn begleiteten den LASK auch unter dem Eindruck des unglücklich verlorenen Cupsemifinales gegen Rapid in Hütteldorf die Prognosen vom besonderen Aufsteiger, der nichts mit dem Kampf gegen den Abstieg zu tun haben wird. So kam es auch. Seit letzten Samstag kann sich keiner mehr gegen die Prognosen von der Qualifikation für die Europa League wehren, spricht auch Glasner, dessen Vertrag schon im Dezember 2017 bis 2022 verlängert wurde, von einer überragenden Saison. Egal was noch kommt. Der mittlerweile 43jährige sympathische Glasner, der sehr authentisch wirkt,spricht lieber mit den Spielern als via Laptop oder WhatsApp mit ihnen zu kommunizieren. Will die Spieler so behandeln, wie er selbst gerne behandelt wurde. Ehrlich und offen. So erfuhr der 32jährige Ex-Rapidler Rene Gartler bereits zu Jahresbeginn von ihm, das sein Vertrag im Sommer nicht verlängert wird.
Dabei zählt auch Glasner auf Routiniers wie den 35jährigen Emanuel Pogatetz als ruhenden Pol in der Abwehr oder den Australier James Holland, der 2013 unter Peter Stöger bei Austria Meister war. Apropos Stöger: So wie er schätzt auch Glasner die Zusammenarbeit mit dem Steyrer Psychologen Werner Zöchling und dessen Ratschläge. Aber auch junge Spieler wie Peter Michorl im Mittelfeld zählen zu den Zentralfiguren. Den 22jährigen ließ die Austria vor vier Jahren etwas leichtfertig ziehen. Heute müssten die Wiener Violetten sehr froh sein, ihn noch zu haben.
„Wir sind shr glücklich, können aber noch mehr erreichen“, sagt Michorl. Wenn es gelingt, einen „schwarzen Punkt“ dieser überragenden Saison zu beseitigen. Samstag ist die Gelegenheit dazu, erstmals gegen Rapid nicht zu verlieren, sondern drei Punkte zu holen. Der Hintergrund der Michorl-Prognose: Damit könnte der LASK näher an Sturm Graz herankommen, da die Steirer Sonntag in Salzburg gastieren. Eien Runde später gäbe es dann in Graz das Endspiel um Platz zwei. Bei dem Sturm möglicherweise noch Spuren vom Klagenfurter Endspiel im Uniqa-Cup drei Tage zuvor zeigen könnte. Über eines sind sich Glasner und sein Mastermind, der mittlerweile 56jährige Ex-Teamspieler Werner, ohne den beim LASK nichts geht, aber klar: Es wird schwer, nächste Saison diese Erfolge zu wiederholen oder noch zu übertreffen.