So viele Österreicher wie beim FC Souhampton gibt es bei keinem anderen Klub in der Premier League. Der Anteil erhöhte sich von zwei auf drei. Zu zwei Steirern, zum Grazer Trainer Ralph Hasenhüttl und dem in Voitsberg geborenen Innenverteidiger Kevin Danso kam nun ein Tiroler: Der 45jährige Richard Kitzbichler, ein 17facher Teamspieler, gehört seit Donnerstag zum siebenköpfigen Staff um Hasenhüttl. Für Kitzbichler war es ein Sprung aus der 7,7 Millionen Stadt Peking über 8246 Kilometer in eine mit 254.000. Größenmäßig ein klarer Abstieg, aber karrieremäßig das absolute Highlight. in der bisher zehnjährigen Karriere als Video-Analyst und Co-Trainer. Jetzt ist in einer der Topligen Europas, wahrscheinlich sogar in der besten, sicher in der ausgeglichensten.
Hasenhüttl brauchte einen Video-Analysten. Denn der aus Leipzig mitgenommene Danny Röhl war ihm zu Saisonbeginn abhanden gekommen, da er dem Ruf von Bayern München und Niko Kovac folgte. Als er erfuhr, dass Kitzbichler zu haben war, wurde er aktiv, kurbelte und machte alles klar. Donnerstag arbeitete Kitzbichler bereits im Staplewood Campus (Bild oben), dem Trainingszentrum der „Saints“. Neun Jahre lang hatte er bei Red Bull Salzburg gearbeitet. Von 2009 bis 2017 unter verschiedenen Trainertypen. Vom „knorrigen“ Huub Stevens über den etwas hektischen, mitunter fast chaotischen Riccardo Moniz, Roger Schmidt, Adi Hütter, Peter Zeidler und Oscar Garcia. Schmidt hatte Kitzbichler schon nach Leverkusen mitnehmen wollen. Das lehnte er noch ab, blieb in Salzburg. Als Schmidt vor zwei Jahren nochmals rief, anbot, mit ihm nach China zu gehen, da packte Kitzbichler auch die „Abenteuerlust“. Die gemeinsame Arbeit bei Beijing Guoan gestaltete sich auch durchaus erfolgreich. Letzte Saison der Cupsieg, heuer lange Tabellenführer, aktuell Zweiter.
Nur als Schmidt und Kitzbichler erklärten, ihre am Jahresende auslaufenden Verträge auch aus familiären Gründen nicht zu verlängern, traf das offenbar den Stolz der Bosse von Beijing Guoan. Sie verzichteten gleich auf ihre Dienste. Drei Wochen später war Kitzbichler bei Southampton, feierte Samstag im Derby der 103 Kilometer voneinander entfernten Hafenstädte gegen Brighton.
Das endete mit dem ersten Sasionsieg, den Hasenhüttl sozusagen einwechselte. Der im Sommer von Standard Lüttich geholt 21jährige Moussa Djenepo war gerade zwei Minuten am Platz, als er nach 55 Minuten das 1:0 erzielte. Der zweite Joker, Sofiane Boulane, ein letzte Saison an Celta da Vigo verliehener Offensivspieler aus Marokko, bereitete in letzter Minute das 2:0 von Nathan Redmond vor. Kevin Danso feierte ein grundsolides Debüt in der Premier League, spielte im Abwehrzentrum mit dem Dänen Jannik Vestergaard und dem Polen Jan Bednarek. Ex-Teamkapitän Christian Fuchs feierte mit Leicester einen 2:1-Auswärtssieg gegen Aufsteiger Sheffield.