Fußball

Erinnerungen an Pele: Vor 63 Jahren stahl ihm der Wiener Sportclub die Show

Dreimal war er mit Brasilien Weltmeister. Das schaffte Pele erstmals 1958 mit 17 in Schweden, vier Jahre später in Chile und nochmals 1970 in Mexiko. Ein Rekord für die Ewigkeit, Donnerstagabend verstarb der Mann, dem eine ganze Nation zu Füßen lag, elf Tage nach dem WM-Finale in Katar im Albert Einstein-Krankenhaus von Sao Paulo im Alter von 82 Jahren. Jetzt weint die ganze Welt um ihn. Das emotionale Abschieds-Posting seiner Tochter Kelly sagt alle: „Alles, was wir sind, verdanken wir dir. Wir lieben dich unendlich. Ruhe in Frieden.“ 2021 hatte Pele die Diagnose Darmkrebserhalten. Während der WM wurde bekannt, dass die Chemotherapie nicht mehr wirkte, die Metastasen schon im ganzen Körper waren. Die brasilianische Fans in den Stadien wünschte Pele auf Transparenten alles Gute (Bild oben), die Spieler trugen Banner mit seinem Namen. Peles letzter Wunsch am Krankenbett ging nicht in Erfüllung: Er wollte Brasilien als Weltmeister sehen. Gemeinsam mit Neymar ist er der Rekordtorschütze der Selecao, für die er zwischen 1957 und 1971 92 Spiele bestritt. Das 91. am 11. Juli 1971 im Estadio Morumbi von Sao Paulo gegen Österreich. Das zählte zu seinen Abschiedsspielen. Vor 130.000 Zuschauern brachte Pele Brasilien nach 34 Minuten mit seinem 77. und letzten Länderspieltor in Führung, nach sechs Minuten der zweiten Hälfte glich der 21 jährige Debütant Kurt Jara, Linksaußen von Wacker Innsbruck, mit seinem ersten aus. Einem sehenswerten Volley.

Mit Pele erfand Brasilien bei der WM 1958 das 4-2-4 mit Garrincha, Vava, Pele und Mario Zagalo im Angriff. Im Semifinale gegen Frankreich und beim 5:2-Triumph im Endspiel gegen Schweden ragte der Youngster Pele heraus. Vier Jahre später saß er nach dem zweiten Gruppenspiel wegen einer Oberschenkelverletzung nur mehr auf der Tribüne. 1966 in England machten die Verteidiger von Bulgarien und Portugal gnadenlos Jagd auf ihn, bei der 1:3-Niederlage gegen Portugal, die zum unerwarteten Ausscheiden führte, humpelte Pele nur hilflos am Flügel mit. Damals war noch kein Austausch erlaubt. Er wollte danach nie mehr bei der WM spielen, tat es vier Jahre später, auch auf Druck der brasilianischen Regierung aber doch. Führte Brasilien zum Titel, zauberte mit Jairzinho, Tostao, Rivelino, Clodoaldo und Gerson. Beim 4:1-Finalsieg gegen Italien köpfte er im Aztekenstadion die Führung, leistete den Assist zum dritten und vierten Tor. Wie er vor dem 4:1 den in seinem Rücken vorstürmenden Verteidiger Carlos Alberto mit einem genialen Pass freie Bahn verschaffte, sorgte für Bewunderung. Und für einen legendären Spruch des damaligen österreichischen Teamchefs Leopold Stastny:  „Pele muss auch am Hintern Augen haben!“

Pele spielte von 1956 bjs 1974 beim FC Santos, einmal auch in Wien. Am 27, Juli 1959 schlug der Wiener Sportclub im Praterstadion vor 40.000 Zuschauern die Brasilianer 3:0 (1:0). Der Sportclub-Angriff mit Max Horak, Adi Knoll, Erich Hof, Pepi Hamerl und Karl Skerlan stellte alles in den Schatten, auch Weltmeister Pele, der farblos blieb, zur Pause ausgetauscht wurde. Weitere Wien-Aufenthalte von Pele waren privater Natur. 1966 die Hochzeitsreise mit seiner ersten Frau samt Heurigenbesuch in Döbling beim „Mandl“ in der Paradisgasse, den es nicht mehr gibt. 2006 war er Gast beim Erste Bank Vienna Sportfestival, bekam zu diesem Anlass den Goldenen Rathausmann verliehen. Gemeinsam mit dem deutschen Fußballidol Uwe Seeler, der fünf Monate vor Pele starb.

Er beendete seine aktive Karriere nicht in Brasilien, sondern in den USA. Finanzielle Probleme sollen dafür verantwortlich gewesen sein, dass Pele von 1975 bis 1977 bei New York Cosmos spielte, dabei 4,5 Millionen US-Dollar verdiente. Schon damals gab´s gesundheitliche Probleme, musste ihm eine Niere entfernt werden. Aber er wurde auch in den USA Meister. Gemeinsam mit Franz Beckenbauer und Carlos Alberto. Am  1. Oktober 1977 gab es in New York Pele großes Abschiedsspielen zwischen Cosmos und Santos. Er spielte je eine Hälfte für seine Mannschaften. 1999 ernannte die FIFA Pele zum Fußballer des Jahrhunderts. Gemeinsam mit Diego Maradona. Der Unterschied: Maradona war einmal Weltmeister, Pele dreimal Abgesehen davon, dass Pele, der zauberte, seinen Sport zelebrierte, immer „skandalfrei“ blieb, zwischen 1994 und 1998 Sportminister in Brasilien war.

Foto: FIFA.

3

Meist gelesen

Nach oben