Die frohe Botschaft verkündete Wacker Innsbrucks Sportchef Alfred Hörtnagl Freitag Abend knapp vor Mitternacht auf ORF 1 bei einem Kurzbericht vom 8:0 (2:0)-Sieg im Innsbrucker Cupderby gegen Reichenau. Die hieß: „Es geht weiter“. Ein Budget über 5,5 Millionen Budget für kommende Saison ist gesichert, damit soll um ein neuer Anlauf zur Rückkehr in die Bundesliga gestartet werden. Trotz der eingestellten Zahlungen des deutschen Investors Matthias Siems, der wegen vereinsschädigenden Verhaltens bereits im Juni die rote Karte bekam. Am Samstag Vormittag setzte Innsbrucks Führung mit einer Aussendung über ein Maßnahmenpaket für eine sichere Zukunft nach.
Dazu gehören Überbrückungsfinanzierung & Kapitalaufstockung, Verlängerung und Aufstockung von Sponsoren, Transfererlöse (bisher gab es heuer Erlöse von 200.000 Euro, Sportchefs aus der Bundesliga berichten von Anrufen Hörtnagls, der Spieler anbot) Einsparungen im Management, in der Geschäftsstelle und rund um die Mannschaft (sechs Abgänge, maximal zwei Zugänge). So konnten 32 Arbeitsplätze gesichert werden, kam es nicht zur Variante C, zur Trennung von je 14 Spielern und Mitarbeitern. Zur Einsparung im Management gehört die Trennung von zwei Geschäftsführenr, die oben noch am Bild mit Präsident Joachim Jamnig und Hörtnagl zu sehen sind. Die Verträge mit Peter Margreiter (zuständig für Projekte) und Felix Kozubek (zuständig für Marketing) werden aufgelöst. Im Hintergrund werkte praktisch täglich Ex-Pärsident Gerhard Stocker, jetzt im Aufsichtsrat, am Überleben mit.
Das klingt alles vernünftig. Doch wenn man einen Namen liest, der für die Überbrückungsfinanzierung zuständig ist, kann man fast fassungslos nur prophezeien: Das kann nicht funktionieren, nicht gut gehen, Dass sich Wacker Innsbruck nach den schlechten Erfahrungen mit Siems auf Michail Ponomarew eingelassen hat, ist unbegreiflich, grenzt fast an Harakiri mit Anlauf. Der 47 jährige Russe soll früher in führender Position bei einem russischen Mineralölunternehmen tätig gewesen sein. Vor zehn Jahren übersiedelte er nach Deutschland. Er war mit seinem Unternehmen Energy Care Group auch Sponsor in Englands Premier League bei Bournemouth, bei Fortuna Düsseldorf, im Eishockey ebenfalls in Düsseldorf. 2016 stieg er beim Traditionsklub KFC Uerdingen groß ein. Gründete eine Fußball GmBH, von der 97 Prozent ihm gehörten. Hatte hochfliegende Pläne. Doch was passierte?
Trainerwechsel ohne Ende (auch die Zeit von Ex-Sturm Graz-Trainer Heiko Vogel war nach wenigen Monaten vorbei), acht Monate war die Reizfigur Stefan Effenberg Manager. Von Aufschwung keine Spur. Im Herbst 2020 kündigte Ponomarew wegen der stagnierenden Entwicklung seinen Rückzug an, stellte die Zahlungen ein, meldete Insolvenz der GmBH an, verkaufte seine Anteile an einen Armenier, der sich rasch wieder zurückzog. Die aktuelle Situation: Konkurs, keine Lizenz für die dritte Liga, Uerdingen, wo zuletzt Ex-Rapid-Tormann Lukas Königshofer spielte und der Vater von Rapids Neuzugang Kevin Wimmer Tormanntrainer war, versucht mit neuer Führung einen Neuanfang in der vierten Liga (Regionalliga West) zu stemmen. Ob der gelingt, ist noch nicht sicher. In deutschen Medien war kein gutes Wort über Ponomarew zu lesen. Ganz im Gegenteil. Der „Spiegel“ schrieb im Mai über Chaos und offenkundig geprellte Spieler.
Dennoch soll Ponomarew mit seinen Partnern, sprich einem schwer zu durchschauendem Firmengeflecht, für eine gesicherte Zukunft von Wacker Innsbruck sorgen? Wer´s glaubt, wird selig. Die Ankündigung, dass Ponomarews Unternehmen ab Juli 2022 den Kauf von Anteilen an der Wacker Innsbruck GmbH erwägt, klingt fast wie eine gefährliche Drohung. Offiziell will ja Ponomaew angeblich nicht die Klubpolitik mitbestimmen. Die Not bei Wacker Innsbruck muss wirklich existenzbedrohend gewesen sein, wenn Ponomarew jetzt als Retter gilt, der den Spielbetrieb gesichert hat. Das böse Erwachen ist fast programmiert.
Foto: FCW/Flatscher Fotografie.