Historischer Dienstag für Österreichs Fußball. ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportchef Willi Ruttensteiner konnten das tun, was ihnen ein Jahr zuvor in Bordeaux verwehrt geblieben war: Den Sieg im Startspiel bei der EM-Endrunde bejubeln. Die Frauen gestalteten mit dem 1:0 (1:0) gegen die Schweiz ihre Premiere erfolgreicher als die Herren. Eine kräftige Watschen für David Alaba & Co, die vor dem 0:2 gegen Ungarn in der Weltrangliste weit besser dastanden als ihre Bezwinger. Bei den Damen war es umgekehrt. Damit ist Dominik Thalhammer bereits nach dem ersten Match der erfolgreichere Teamchef als Marcel Koller vor einem Jahr. Drei Punkte nach dem ersten Spiel, Koller schaffte nur einen in drei Partien. In Kollers Heimat Schweiz herrschte über die Damen-Niederlage im Alpenduell großes Wehklagen. Die größte Tageszeitung, der „Blick“, schrieb von einer bösen Pleite gegen den größten Außenseiter. Der aber den Sieg offenbar mehr wollte, wie Thalhammer konstatierte: „Der Teamspirit war genial, kaum zu überbieten.“
Die Rekordschützin Nina Burger sorgte nach Assist von Sarah Zadrazil nach 15 Minuten für das umjubelte goldene Tor. Es war der 47. Treffer des Stürmerin des deutschen Bundesligaklubs SC Sand in ihrem 88. Länderspiel. Und das Ende einer Durststrecke: Denn die 29jährige aus dem niederösterreichischen Tulln wartete im Teamdress seit 22. Oktober 2016 auf das Erfolgserlebnis, ein Tor zu erzielen. Sie hob sich ihr erstes in diesem Jahr für den richtigen Moment auf: „Unsere Stärke ist unsere taktische Flexibilität“, jubelte sie, „es klingt richtig geil, mit einer Sensation zu beginnen.“ Das Vorhaben, Geschichte zu schreiben, gelang: „Bei uns gibt es keine Streitereien.“ Vielleicht auch ein entscheidender Unterschied zu den Männern vor einem Jahr.
Die schossen erst im dritten Spiel ihr einziges Tor bei der Endrunde, die Frauen trafen schon im ersten. Burger sorgte auch dafür, dass die Österreicherinnen den Vorsprung in der letzten halben Stunde mit einer Frau mehr über die Distanz brachten. Denn als die Schweizerin Rahil Kiwic am Strafraum als letzte Feldspielern Burger zurückriss, zeigte die deutsche Starschiedsrichterin Bibiane Steinhaus, die ab August bei den Herren in der ersten Bundesliga pfeift, sofort die rote Karte. In den letzten 13 Minuten half auch die verletzt gewesene Kapitänin Viktoria Schnaderbeck mit, das 1:0 zu halten. Womit die Chance auf das Viertelfinale lebt, selbst bei der erwarteten Niederlage gegen Favorit Frankreich am Samstag, der Dienstag Island 1:0 bezwang, wobei die Entscheidung erst drei Minuten vor Schluss durch ein Elfmetertor fiel. Dann kommt es wie bei den Herren 2016 auf das letzte Spiel gegen Island an. Unglaublich auch, dass EM-Neuling Österreich den besseren Start erwischte als Favorit und Titelverteidiger Deutschland, der Montag gegen Schweden nur ein 0:0 schaffte. Mit dem 1:0 gegen die Schweiz übertraf Laura Feiersinger ihren Papa Wolfgang: Der schaffte bei der WM 1998 in Frankreich nur Unentschieden gegen Kamerun und Chile, aber keinen Sieg.