Fußball

Wer kommt nach Trennung von Flick? So wie Klopp würde auch Glasner absagen

Sonntag feierte Deutschland einen der größten Erfolge seiner Sportgeschichte. Mit dem ersten Triumph bei der Basketball-Weltmeisterschaft. Gerade, als das Endspiel in Manila gegen Serbien, das Deutschland 83:77 gewann, lief, sickerte durch, dass es im Fußball ein Novum gibt: Hansi Flick musste als Teamchef vorzeitig gehen. Anders als seine zehn Vorgänger. Und das nur neun Monate vor der Heim-Europameisterschaft. Das 1:4 gegen Japan am Abend davor war eine Blamage zu viel. Am 1. August 2021 hatte Flick von Jogi Löw übernommen, dessen Assistent er in 111 Spielen bis 2014 war, auch beim WM-Titel in Brasilien. Nach acht Siege in den ersten acht Spielen gelangen in den folgenden 17 nur vier, heuer nach dem Vorrunden-Ausscheiden bei der WM in Katar in sechs Spieln nur einer gegen Peru. Sonntag Vormittag „durfte“ Flick noch das öffentliche Training des Teams in Wolfsburg leiten, Stunden später war er seinen Job los. Guter Stil sieht anders aus. Auch wenn alle betonten, wie sehr sie Flick als Fachmann und Mensch schätzen.

DFB-Präsident Dieter Neuendorf begründete die Trennung mit einem notwendigen neuen Impuls, der sportliche Erfolg habe oberste Priorität. In Wahrheit beugte sich die DFB-Spitze auch den Forderungen vieler Medien, allen voran von „Bild“. Das Massenblatt verlangte die sofortige Trennung von Flick. Dienstag gegen Frankreich wird Sportdirektor Rudi Völler (Bild) in Dortmund auf der Bank sitzen, assistiert von Hannes Wolf (früher Trainer beim Hamburger SV, VfB Stuttgart und in Belgien bei Genk), seit August beim DFB Direktor für Entwicklung, und von Ex-Teamstürmer Sandro Wagner, dem Co-Trainer der deutschen U 20. Völler hatte 2004 als Teamchef nach dem Vorrunden-k.o. bei der EM in Portugal aufgehört, zwei Jahre zuvor war Deutschland unter ihm in Japan Vizeweltmeister geworden. Völlers Rückkehr auf die Bank beweist, dass der DFB auf das Szenario der Trennung von Flick unvorbereitet war. Darauf vertraut hatte, dass gegen Japan die Wende gelingt. Das Gegenteil passierte. Was auch an den Spielern lag, die aber weitermachen dürfen.

„Wir sind zur Ansicht gekommen, dass wir in dieser Konstellation nicht weiter kommen“, erklärte Völler, versicherte, für ihn sei alles ganz besonders schwierig, weil er im Februar angetreten sei, um Flick den Rücken freizuhalten. Am Abend zuvor hatte Flick im ZDF-Sportstudio die Frage, ob er glaube, dass bis zur Europameisterschaft alles funktionieren werde, selbstbewusst mit „Ja“ beantwortet.  Jetzt steht die Suche nach dem Nachfolger im Mittelpunkt. Am meisten wurde Sonntag Julian Nagelsmann genannt. Er wäre mit 36 Jahren der jüngste deutsche Teamchef aller Zeiten. Am 24. März wurde er bei Bayern München beurlaubt, obwohl die Chancen auf drei Titel noch intakt waren. Sein Vertrag läuft nach. Möglich, dass der DFB für ihn eine Ablöse an Bayern zahlen müsste. Genannt wurden Sonntagabend auch Hollands Ex-Teamchef Louis van Gaal und Oliver Glasner als Frankfurts Europa League-Held. Wer glaubt, den geerdeten Oberösterreicher einigermaßen zu kennen, kann sich nicht vorstellen, dass sich Glasner in dieser Situation auf den Teamchefjob in Deutschland einlässt, sollte er gefragt werden. Auch, weil ihm die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft lieber ist. Abgewunken hat bereits Jürgen Klopp. Der Liverpool-Trainer steht nicht zur Verfügung. Egal, wie laut Deutschland nach ihm ruft.

Foto: Dennis Brosda.

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