Zufall war es sicher keiner, dass am Tag der Aufsichtsratssitzung der Wiener Austria das Ja aus dem Rathaus zum Kauf des Austria-Stadions kam. In einer Zeit, in der allgemein vom Sparen die Rede ist, greift die Stadt Wien einem in Finanznot befindlichen Traditionsklub, der 59 Millionen Euro Schulden hat, unter die Arme. Lässt ihm via Stadionkauf zwischen40 und 45 Millionen zukommen. Wer sonst als Austria-Präsident Kurt Gollowitzer hätte das schaffen können? Als Geschäftsführer der Wiener Holding, die bereits zu den Sponsoren der Austria gehört, hat er beste Kontakte ins Rathaus. Zu Bürgermeister Michael Ludwig, zu Finanzstadtrat Peter Hanke und Sportstadtrat Peter Hacker, der als bekennender Rapid-Fan betonte, dass man damit den Einfluss eines ausländischen Investoren auf die Austria und das Stadion verhindern, nicht von dessen guten Willen abhängig sein wollte. Ganz im Sinne Gollowitzers. Für den es das wichtigste ist, dass die Austria ein Mitgliederverein bleibt. Wogegen im Prinzip nichts einzuwenden ist. Aber die Mittel dazu sind schon zu hinterfragen.
Im Herbst 2023 hatte das Rathaus beschlossen, für die Renovierung des Happel-Stadions im Prater 101 Millionen zur Verfügung zu stellen. Dass 13 Monate später die Hilfe für Austria rasch auf Kritik stieß, musste erwartet werden. Es hat sichere auch mit der Stadtpolitik zu tun, dass der Austria in Favoriten geholfen wird, der Sportklub-Platz in Hernals neu gebaut wird, die Vienna in Döbling hingegen bisher keine Hilfszusagen für die notwendige Renovierung der Hohen Warte bekam. Hacker sah in der Stadion-Offensive des Rathauses kein Geldgeschenk für die Austria, da die einen Millionenmiete, die Rede ist von bis zu drei im Jahr, zahlen müsse und auch keine Wettbewerbsverzerrung in der Bundesliga, da die Austria ohnehin wieder eine Lizenz ohne Auflagen bekam. Streng genommen kauft die Stadt Wien ein Stadion, das sie bereits mit mehr als 20 Millionen förderte. Um es auch für andere Sportevents zu sichern. Süiele im American Football haben bereits am Verteilerkreis stattgefunden, bevor die Stadt Wien beschloss, das Stadion zu kaufen.
Die Austria kommentierte die bestellte Hilfe aus dem Rathaus nicht. Dass damit die Möglichkeit besteht, die Anteile der Investoren um Sportvorstand Geschäftsführer Jürgen Werner zurückzukaufen, liegt auf der Hand. Ebenso, dass die Austria zeitnah versuchen wird, dies zu tun. Und Gollowitzer nichts dagegen haben wird, Werner als Sportvorstand abzusetzen. Fragt sich nur, ob Werner wirklich plant, sich dagegen zu wehren. Er fühlt sich den Spielern und Angestellten, die er geholt hat, verantwortlich: „Der ganze Apparat ist ein eingeschworener Haufen geworden, der Teil des Erfolgs ist.“
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